mein Mann die Umstände untersuchen, und ertheilt nach den Umständen seine Bewilligung dazu, will aber so denn auch für den richtigen Abtrag sorgen. Die Landesgerichte, denen sie unterworfen sind, können zwar einen Freyen zur Bezahlung verdammen: aber der Freyen Vogt, der die Execution hat, verrichtet solche nicht weiter, als auf den Ueberschuß eines jährigen Ertrages. Wer mehr verlangt, muß ihnen nicht borgen.
So oft sechstens der Wirth oder die Wirthin sich ver- heyrathen, erhält mein Mann eine doppelte Pacht; und wenn ein Kind ausgesteuret wird, oder das elterliche Haus verläßt, bekömmt dasselbe einen Taufschein von dem Pfar- rer, und darunter einen Schein seiner freyen Geburt von meinem Manne. Ist es ein Mädgen: so muß sie drey Ta- ge auf unserm Hause seyn, und in demselben ein Stück Garn spinnen, eine Elle Linnen weben, ein Strumpf knüt- ten und ein Hemd nehen. Ein Sohn muß ein Stück Garn spinnen und einen vollständigen Pflug machen. Verstehen sie dieses nicht, oder machen es nach dem Urtheil dreyer andern Freyen nicht tüchtig: so müssen sie uns so lange umsonst dienen, bis sie dieses gelernt haben. Für den Schein der freyen Geburt wird nach dem festgesetzten Ver- hältniß der Höfe 5. 4. 3 2 und ein Scheffel Weitzen ent- richtet.
Stirbt siebentens ein Wirth oder eine Wirthin vom Hofe: so wird für das freye Geläut, in der Patronalkirche meines Mannes, nach einem gleichen Verhältniß etwas be- zahlt, und wenn Kinder versterben, bezahlen sie die Hälfte. Dagegen wird ihnen der Freyen Kranz geschickt, welchen sie bey der Leichenbegleitung auf den Sarg legen, und dann zurück in die [K]irche bringen müssen. Eine geschwächte Person, wenn sie unverheyrathet stirbt, verlieret das Recht
zum
wegen Freylaſſung ihrer Einbehoͤrigen.
mein Mann die Umſtaͤnde unterſuchen, und ertheilt nach den Umſtaͤnden ſeine Bewilligung dazu, will aber ſo denn auch fuͤr den richtigen Abtrag ſorgen. Die Landesgerichte, denen ſie unterworfen ſind, koͤnnen zwar einen Freyen zur Bezahlung verdammen: aber der Freyen Vogt, der die Execution hat, verrichtet ſolche nicht weiter, als auf den Ueberſchuß eines jaͤhrigen Ertrages. Wer mehr verlangt, muß ihnen nicht borgen.
So oft ſechſtens der Wirth oder die Wirthin ſich ver- heyrathen, erhaͤlt mein Mann eine doppelte Pacht; und wenn ein Kind ausgeſteuret wird, oder das elterliche Haus verlaͤßt, bekoͤmmt daſſelbe einen Taufſchein von dem Pfar- rer, und darunter einen Schein ſeiner freyen Geburt von meinem Manne. Iſt es ein Maͤdgen: ſo muß ſie drey Ta- ge auf unſerm Hauſe ſeyn, und in demſelben ein Stuͤck Garn ſpinnen, eine Elle Linnen weben, ein Strumpf knuͤt- ten und ein Hemd nehen. Ein Sohn muß ein Stuͤck Garn ſpinnen und einen vollſtaͤndigen Pflug machen. Verſtehen ſie dieſes nicht, oder machen es nach dem Urtheil dreyer andern Freyen nicht tuͤchtig: ſo muͤſſen ſie uns ſo lange umſonſt dienen, bis ſie dieſes gelernt haben. Fuͤr den Schein der freyen Geburt wird nach dem feſtgeſetzten Ver- haͤltniß der Hoͤfe 5. 4. 3 2 und ein Scheffel Weitzen ent- richtet.
Stirbt ſiebentens ein Wirth oder eine Wirthin vom Hofe: ſo wird fuͤr das freye Gelaͤut, in der Patronalkirche meines Mannes, nach einem gleichen Verhaͤltniß etwas be- zahlt, und wenn Kinder verſterben, bezahlen ſie die Haͤlfte. Dagegen wird ihnen der Freyen Kranz geſchickt, welchen ſie bey der Leichenbegleitung auf den Sarg legen, und dann zuruͤck in die [K]irche bringen muͤſſen. Eine geſchwaͤchte Perſon, wenn ſie unverheyrathet ſtirbt, verlieret das Recht
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wegen Freylaſſung ihrer Einbehoͤrigen.
mein Mann die Umſtaͤnde unterſuchen, und ertheilt nach
den Umſtaͤnden ſeine Bewilligung dazu, will aber ſo denn
auch fuͤr den richtigen Abtrag ſorgen. Die Landesgerichte,
denen ſie unterworfen ſind, koͤnnen zwar einen Freyen zur
Bezahlung verdammen: aber der Freyen Vogt, der die
Execution hat, verrichtet ſolche nicht weiter, als auf den
Ueberſchuß eines jaͤhrigen Ertrages. Wer mehr verlangt,
muß ihnen nicht borgen.
So oft ſechſtens der Wirth oder die Wirthin ſich ver-
heyrathen, erhaͤlt mein Mann eine doppelte Pacht; und
wenn ein Kind ausgeſteuret wird, oder das elterliche Haus
verlaͤßt, bekoͤmmt daſſelbe einen Taufſchein von dem Pfar-
rer, und darunter einen Schein ſeiner freyen Geburt von
meinem Manne. Iſt es ein Maͤdgen: ſo muß ſie drey Ta-
ge auf unſerm Hauſe ſeyn, und in demſelben ein Stuͤck
Garn ſpinnen, eine Elle Linnen weben, ein Strumpf knuͤt-
ten und ein Hemd nehen. Ein Sohn muß ein Stuͤck Garn
ſpinnen und einen vollſtaͤndigen Pflug machen. Verſtehen
ſie dieſes nicht, oder machen es nach dem Urtheil dreyer
andern Freyen nicht tuͤchtig: ſo muͤſſen ſie uns ſo lange
umſonſt dienen, bis ſie dieſes gelernt haben. Fuͤr den
Schein der freyen Geburt wird nach dem feſtgeſetzten Ver-
haͤltniß der Hoͤfe 5. 4. 3 2 und ein Scheffel Weitzen ent-
richtet.
Stirbt ſiebentens ein Wirth oder eine Wirthin vom
Hofe: ſo wird fuͤr das freye Gelaͤut, in der Patronalkirche
meines Mannes, nach einem gleichen Verhaͤltniß etwas be-
zahlt, und wenn Kinder verſterben, bezahlen ſie die Haͤlfte.
Dagegen wird ihnen der Freyen Kranz geſchickt, welchen
ſie bey der Leichenbegleitung auf den Sarg legen, und
dann zuruͤck in die Kirche bringen muͤſſen. Eine geſchwaͤchte
Perſon, wenn ſie unverheyrathet ſtirbt, verlieret das Recht
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und vermehrte Auflage“ des 3. Teils von Justus Mösers „Patriotischen Phantasien“ zur Digitalisierung ausgewählt. Sie erschien 1778, also im selben Jahr wie die Erstauflage dieses Bandes, und ist bis S. 260 seitenidentisch mit dieser. Die Abschnitte LX („Gedanken über den westphälischen Leibeigenthum“) bis LXVIII („Gedanken über den Stillestand der Leibeignen“) sind Ergänzungen gegenüber der ersten Auflage.
Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/249>, abgerufen am 27.07.2024.
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