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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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der deutsch. und engl. Handelscompagnie.
der also, wenn die Königin Maria endlich das Urtheil,
was ihr Bruder Eduard der Sechste im Jahr 1553.
gefället hatte, 1556. so weit in seine völlige Kraft gehen
ließ, daß die Hanse keine engländische Tücher nach den Nie-
derlanden, und keine fremde Waaren in England bringen
sollte, jedoch mit dem Erbieten, daß ihnen noch auf ein
Jahr der Weg zur nähern Behandlung offen seyn sollte.

Die Hanse verbot hierauf in einer Versammlung zu
Lübeck allen Handel mit England, hob die bestimmte Zu-
fuhr von Korn auf, und erklärte zugleich, daß sie wegen
ihrer Privilegien in England, wo alles, und die Königin
selbst, partheyisch wäre, kein Recht nehmen konnte; und
auf diese Weise suchten sich beyde Compagnien einander den
Handel zu erschweren. Endlich starb Maria, und ihre
Nachfolgerin, die Königin Elisabeth, war so nachgebig
der Hanse mit Vorbehalt beyderseitigen Rechtens a), einen
sehr billigen Vergleich anzubieten. Diese wies aber den-
selben von der Hand, und die Sachen blieben bis ins Jahr
1578. auf diesen Fuß, während welcher Zeit die Hanse,
mit Hülfe der spanischen Politik und Macht, den Adven-
turers zu Danzig, Deventer, Campen, Zwoll, vielen
Schaden zufügte, und wie diese endlich ihren Stapel auf
Antwerpen wieder einschränken musten, ihnen auch diese
Stadt zu enge machte, wozu hauptsächlich der zu einer un-
ermeßlichen Größe angewachsene Reichthum der Antwerper
das meiste beytrug, als welche sich nunmehro in lauter
Vorkäufer verwandelten, alle Waaren die dort zu Markte

kamen,
a) Die Clausel hieß eigentlich so: Neque tamen excellentissima
Regina propter hanc moderationem ab ullo superiori jure le-
gitimo ulla ex parte recedi vuls; sed salvum jus, salvas actio-
nes, salvam denique reliquorum omnem in hac causa mate-
riam, & sibi ex altera parte & ex altera parte confoederatis
civitatibus & eorum posteris reservat.
M 4

der deutſch. und engl. Handelscompagnie.
der alſo, wenn die Koͤnigin Maria endlich das Urtheil,
was ihr Bruder Eduard der Sechſte im Jahr 1553.
gefaͤllet hatte, 1556. ſo weit in ſeine voͤllige Kraft gehen
ließ, daß die Hanſe keine englaͤndiſche Tuͤcher nach den Nie-
derlanden, und keine fremde Waaren in England bringen
ſollte, jedoch mit dem Erbieten, daß ihnen noch auf ein
Jahr der Weg zur naͤhern Behandlung offen ſeyn ſollte.

Die Hanſe verbot hierauf in einer Verſammlung zu
Luͤbeck allen Handel mit England, hob die beſtimmte Zu-
fuhr von Korn auf, und erklaͤrte zugleich, daß ſie wegen
ihrer Privilegien in England, wo alles, und die Koͤnigin
ſelbſt, partheyiſch waͤre, kein Recht nehmen konnte; und
auf dieſe Weiſe ſuchten ſich beyde Compagnien einander den
Handel zu erſchweren. Endlich ſtarb Maria, und ihre
Nachfolgerin, die Koͤnigin Eliſabeth, war ſo nachgebig
der Hanſe mit Vorbehalt beyderſeitigen Rechtens a), einen
ſehr billigen Vergleich anzubieten. Dieſe wies aber den-
ſelben von der Hand, und die Sachen blieben bis ins Jahr
1578. auf dieſen Fuß, waͤhrend welcher Zeit die Hanſe,
mit Huͤlfe der ſpaniſchen Politik und Macht, den Adven-
turers zu Danzig, Deventer, Campen, Zwoll, vielen
Schaden zufuͤgte, und wie dieſe endlich ihren Stapel auf
Antwerpen wieder einſchraͤnken muſten, ihnen auch dieſe
Stadt zu enge machte, wozu hauptſaͤchlich der zu einer un-
ermeßlichen Groͤße angewachſene Reichthum der Antwerper
das meiſte beytrug, als welche ſich nunmehro in lauter
Vorkaͤufer verwandelten, alle Waaren die dort zu Markte

kamen,
a) Die Clauſel hieß eigentlich ſo: Neque tamen excellentiſſima
Regina propter hanc moderationem ab ullo ſuperiori jure le-
gitimo ulla ex parte recedi vuls; ſed ſalvum jus, ſalvas actio-
nes, ſalvam denique reliquorum omnem in hac cauſa mate-
riam, & ſibi ex altera parte & ex altera parte confœderatis
civitatibus & eorum poſteris reſervat.
M 4
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[183/0197] der deutſch. und engl. Handelscompagnie. der alſo, wenn die Koͤnigin Maria endlich das Urtheil, was ihr Bruder Eduard der Sechſte im Jahr 1553. gefaͤllet hatte, 1556. ſo weit in ſeine voͤllige Kraft gehen ließ, daß die Hanſe keine englaͤndiſche Tuͤcher nach den Nie- derlanden, und keine fremde Waaren in England bringen ſollte, jedoch mit dem Erbieten, daß ihnen noch auf ein Jahr der Weg zur naͤhern Behandlung offen ſeyn ſollte. Die Hanſe verbot hierauf in einer Verſammlung zu Luͤbeck allen Handel mit England, hob die beſtimmte Zu- fuhr von Korn auf, und erklaͤrte zugleich, daß ſie wegen ihrer Privilegien in England, wo alles, und die Koͤnigin ſelbſt, partheyiſch waͤre, kein Recht nehmen konnte; und auf dieſe Weiſe ſuchten ſich beyde Compagnien einander den Handel zu erſchweren. Endlich ſtarb Maria, und ihre Nachfolgerin, die Koͤnigin Eliſabeth, war ſo nachgebig der Hanſe mit Vorbehalt beyderſeitigen Rechtens a), einen ſehr billigen Vergleich anzubieten. Dieſe wies aber den- ſelben von der Hand, und die Sachen blieben bis ins Jahr 1578. auf dieſen Fuß, waͤhrend welcher Zeit die Hanſe, mit Huͤlfe der ſpaniſchen Politik und Macht, den Adven- turers zu Danzig, Deventer, Campen, Zwoll, vielen Schaden zufuͤgte, und wie dieſe endlich ihren Stapel auf Antwerpen wieder einſchraͤnken muſten, ihnen auch dieſe Stadt zu enge machte, wozu hauptſaͤchlich der zu einer un- ermeßlichen Groͤße angewachſene Reichthum der Antwerper das meiſte beytrug, als welche ſich nunmehro in lauter Vorkaͤufer verwandelten, alle Waaren die dort zu Markte kamen, a) Die Clauſel hieß eigentlich ſo: Neque tamen excellentiſſima Regina propter hanc moderationem ab ullo ſuperiori jure le- gitimo ulla ex parte recedi vuls; ſed ſalvum jus, ſalvas actio- nes, ſalvam denique reliquorum omnem in hac cauſa mate- riam, & ſibi ex altera parte & ex altera parte confœderatis civitatibus & eorum poſteris reſervat. M 4

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/197>, abgerufen am 22.11.2024.