ser Maaße zu bestätigen, wie sie denn auch würklich im Jahr 1556. eine darauf eingerichtete Verordnung erließ, und der Hanse eines Jahrs Frist setzte, sich desfalls näher zu erklären, in der Hoffnung wie es scheint, daß dieselbe von ihrer Forderung in Absicht auf die 14 Pence abstehen, und sich wenigstens zu dem Zoll von 6 ß 8 P., welchen die englische Compagnie von jedem Stück Tuch erlegen mußte, bequemen würde.
Allein die Hanse, welche sich auf den Beystand des Kaysers und des Reichs, vielleicht auch auf ihr altes An- sehn, und noch mehr darauf verlassen mogte, daß die Eng- länder ihres eignen Vortheils wegen nachgeben müsten, machte sich die guten Gesinnungen der Königin Maria nicht zu Nutze, sondern beharrete darauf, daß ihren Kauf- leuten kein neuer Zoll aufgebürdet werden, sondern der alte von 14 Pence auf jedes Stück Tuch, was sie ausführten, stehen bleiben sollte. Dieses war in der That unbillig; sie hätte sich wenigstens zu eben demjenigen Impost beque- men müssen, welchen die Adventurers selbst zu entrichten hatten. Letztere zeigten, daß die Hanse im Jahre 1551. 44000 Stück Tücher, ihre Compagnie hingegen nur 1100 ausgeführt hätte, welches einzig und allein daher rührte, daß erstere nur 14 Pence, sie aber 6 ß. 8 P. zu bezahlen hätten. Diese Rechnung und was solche bestärkte, der große Ausfall im Zoll, der jetzt an die 10000 Pf. St. weniger betrug, als er vorhin von der ausgeführten rohen Wolle betragen hatte, redete zu stark wider alle Privilegien der Hanse, und es war gar nicht zu erwarten, daß die Engländer, welche um ihre Wollenmanufacturen in Auf- nahme zu bringen, den Zoll auf die ausgehende Wolle ausserordentlich erhöhet, und auf die ausgehenden Tücher ausserordentlich erniedriget hatten, dieses, nachdem sie ihre Absicht erreicht, ewig bestehen lassen sollten. Kein Wun-
der
Nachricht von den Streitigkeiten
ſer Maaße zu beſtaͤtigen, wie ſie denn auch wuͤrklich im Jahr 1556. eine darauf eingerichtete Verordnung erließ, und der Hanſe eines Jahrs Friſt ſetzte, ſich desfalls naͤher zu erklaͤren, in der Hoffnung wie es ſcheint, daß dieſelbe von ihrer Forderung in Abſicht auf die 14 Pence abſtehen, und ſich wenigſtens zu dem Zoll von 6 ß 8 P., welchen die engliſche Compagnie von jedem Stuͤck Tuch erlegen mußte, bequemen wuͤrde.
Allein die Hanſe, welche ſich auf den Beyſtand des Kayſers und des Reichs, vielleicht auch auf ihr altes An- ſehn, und noch mehr darauf verlaſſen mogte, daß die Eng- laͤnder ihres eignen Vortheils wegen nachgeben muͤſten, machte ſich die guten Geſinnungen der Koͤnigin Maria nicht zu Nutze, ſondern beharrete darauf, daß ihren Kauf- leuten kein neuer Zoll aufgebuͤrdet werden, ſondern der alte von 14 Pence auf jedes Stuͤck Tuch, was ſie ausfuͤhrten, ſtehen bleiben ſollte. Dieſes war in der That unbillig; ſie haͤtte ſich wenigſtens zu eben demjenigen Impoſt beque- men muͤſſen, welchen die Adventurers ſelbſt zu entrichten hatten. Letztere zeigten, daß die Hanſe im Jahre 1551. 44000 Stuͤck Tuͤcher, ihre Compagnie hingegen nur 1100 ausgefuͤhrt haͤtte, welches einzig und allein daher ruͤhrte, daß erſtere nur 14 Pence, ſie aber 6 ß. 8 P. zu bezahlen haͤtten. Dieſe Rechnung und was ſolche beſtaͤrkte, der große Ausfall im Zoll, der jetzt an die 10000 Pf. St. weniger betrug, als er vorhin von der ausgefuͤhrten rohen Wolle betragen hatte, redete zu ſtark wider alle Privilegien der Hanſe, und es war gar nicht zu erwarten, daß die Englaͤnder, welche um ihre Wollenmanufacturen in Auf- nahme zu bringen, den Zoll auf die ausgehende Wolle auſſerordentlich erhoͤhet, und auf die ausgehenden Tuͤcher auſſerordentlich erniedriget hatten, dieſes, nachdem ſie ihre Abſicht erreicht, ewig beſtehen laſſen ſollten. Kein Wun-
der
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Nachricht von den Streitigkeiten
ſer Maaße zu beſtaͤtigen, wie ſie denn auch wuͤrklich im
Jahr 1556. eine darauf eingerichtete Verordnung erließ,
und der Hanſe eines Jahrs Friſt ſetzte, ſich desfalls naͤher
zu erklaͤren, in der Hoffnung wie es ſcheint, daß dieſelbe
von ihrer Forderung in Abſicht auf die 14 Pence abſtehen,
und ſich wenigſtens zu dem Zoll von 6 ß 8 P., welchen
die engliſche Compagnie von jedem Stuͤck Tuch erlegen
mußte, bequemen wuͤrde.
Allein die Hanſe, welche ſich auf den Beyſtand des
Kayſers und des Reichs, vielleicht auch auf ihr altes An-
ſehn, und noch mehr darauf verlaſſen mogte, daß die Eng-
laͤnder ihres eignen Vortheils wegen nachgeben muͤſten,
machte ſich die guten Geſinnungen der Koͤnigin Maria
nicht zu Nutze, ſondern beharrete darauf, daß ihren Kauf-
leuten kein neuer Zoll aufgebuͤrdet werden, ſondern der alte
von 14 Pence auf jedes Stuͤck Tuch, was ſie ausfuͤhrten,
ſtehen bleiben ſollte. Dieſes war in der That unbillig;
ſie haͤtte ſich wenigſtens zu eben demjenigen Impoſt beque-
men muͤſſen, welchen die Adventurers ſelbſt zu entrichten
hatten. Letztere zeigten, daß die Hanſe im Jahre 1551.
44000 Stuͤck Tuͤcher, ihre Compagnie hingegen nur 1100
ausgefuͤhrt haͤtte, welches einzig und allein daher ruͤhrte,
daß erſtere nur 14 Pence, ſie aber 6 ß. 8 P. zu bezahlen
haͤtten. Dieſe Rechnung und was ſolche beſtaͤrkte, der
große Ausfall im Zoll, der jetzt an die 10000 Pf. St.
weniger betrug, als er vorhin von der ausgefuͤhrten rohen
Wolle betragen hatte, redete zu ſtark wider alle Privilegien
der Hanſe, und es war gar nicht zu erwarten, daß die
Englaͤnder, welche um ihre Wollenmanufacturen in Auf-
nahme zu bringen, den Zoll auf die ausgehende Wolle
auſſerordentlich erhoͤhet, und auf die ausgehenden Tuͤcher
auſſerordentlich erniedriget hatten, dieſes, nachdem ſie ihre
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und vermehrte Auflage“ des 3. Teils von Justus Mösers „Patriotischen Phantasien“ zur Digitalisierung ausgewählt. Sie erschien 1778, also im selben Jahr wie die Erstauflage dieses Bandes, und ist bis S. 260 seitenidentisch mit dieser. Die Abschnitte LX („Gedanken über den westphälischen Leibeigenthum“) bis LXVIII („Gedanken über den Stillestand der Leibeignen“) sind Ergänzungen gegenüber der ersten Auflage.
Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/196>, abgerufen am 27.07.2024.
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