schen Männern besetzt seyn, und das hierauf gelegte Gewicht verdunkelt alles, was eine geläuterte gesunde Vernunft und eine langjährige Erfahrung hervorbringt; und die Behand- lung der Sachen besteht in der Kunst -- zu schreiben. Dies macht die Austheilung der Ehrenzeichen schwer. Diese sol- len nicht für gelehrte Schreiber sondern für Männer von wah- ren und nützlichen Verdiensten seyn, deren Namen in den Tage- büchern für das Privatverdienst (ephemerides du Citoyen) aufbewahrt zu werden verdienten.
Ich will des mächtigen Einflusses, welchen das solcherge- stalt ausgebreitete und verstärkte allgemeine Gefühl der Ehre auf öffentliche Freuden haben könnte, nicht einmal gedenken. Aber sehen wir die Gründe an, aus welchen die Feyertage vermindert, und alle sogenannte Schmausereyen abgeschaffet werden mußten; eine Folge, die man ledig jener unglückli- chen Vermischung und der dadurch auf Nothbehelfe geleiteten Policey zu danken hat: so muß es einem jeden in die Augen fallen, daß der Mangel der gemeinen Ehre den Menschen in seinen Freuden liederlich, niederträchtig und ausschweifend gemacht; und den Gesetzgeber, der es nicht wagen wollte, die Uniform und mit dieser einen bessern Ton einzuführen, ge- nöthiget habe, die für die gemeine Bedürfnisse, für die Er- haltung eines Nationalcharakters, und für die hohe Begeiste- rung zu edlen Pflichten, so nöthige Freuden abzustellen. Wie vieles würde aber hier nicht ausgerichtet werden können, wenn vor dem niedrigen Zuschauer aus der ungeehrten Classe, der dem Staat nur mit der Hand dienet, oder des allgemeinen Schutzes für ein geringes Kopfgeld genießt, die durch eine Uniform geehrten Männer, ihre Ehrentänze hielten, ihre Töchter mit Kränzen oder in fliegenden Haaren an den Reihen brächten, und ihre Hochzeiten auf eine unterscheidende Art
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Die Vortheile einer allgem. Laneesuniforme,
ſchen Maͤnnern beſetzt ſeyn, und das hierauf gelegte Gewicht verdunkelt alles, was eine gelaͤuterte geſunde Vernunft und eine langjaͤhrige Erfahrung hervorbringt; und die Behand- lung der Sachen beſteht in der Kunſt — zu ſchreiben. Dies macht die Austheilung der Ehrenzeichen ſchwer. Dieſe ſol- len nicht fuͤr gelehrte Schreiber ſondern fuͤr Maͤnner von wah- ren und nuͤtzlichen Verdienſten ſeyn, deren Namen in den Tage- buͤchern fuͤr das Privatverdienſt (ephemerides du Citoyen) aufbewahrt zu werden verdienten.
Ich will des maͤchtigen Einfluſſes, welchen das ſolcherge- ſtalt ausgebreitete und verſtaͤrkte allgemeine Gefuͤhl der Ehre auf oͤffentliche Freuden haben koͤnnte, nicht einmal gedenken. Aber ſehen wir die Gruͤnde an, aus welchen die Feyertage vermindert, und alle ſogenannte Schmauſereyen abgeſchaffet werden mußten; eine Folge, die man ledig jener ungluͤckli- chen Vermiſchung und der dadurch auf Nothbehelfe geleiteten Policey zu danken hat: ſo muß es einem jeden in die Augen fallen, daß der Mangel der gemeinen Ehre den Menſchen in ſeinen Freuden liederlich, niedertraͤchtig und ausſchweifend gemacht; und den Geſetzgeber, der es nicht wagen wollte, die Uniform und mit dieſer einen beſſern Ton einzufuͤhren, ge- noͤthiget habe, die fuͤr die gemeine Beduͤrfniſſe, fuͤr die Er- haltung eines Nationalcharakters, und fuͤr die hohe Begeiſte- rung zu edlen Pflichten, ſo noͤthige Freuden abzuſtellen. Wie vieles wuͤrde aber hier nicht ausgerichtet werden koͤnnen, wenn vor dem niedrigen Zuſchauer aus der ungeehrten Claſſe, der dem Staat nur mit der Hand dienet, oder des allgemeinen Schutzes fuͤr ein geringes Kopfgeld genießt, die durch eine Uniform geehrten Maͤnner, ihre Ehrentaͤnze hielten, ihre Toͤchter mit Kraͤnzen oder in fliegenden Haaren an den Reihen braͤchten, und ihre Hochzeiten auf eine unterſcheidende Art
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Die Vortheile einer allgem. Laneesuniforme,
ſchen Maͤnnern beſetzt ſeyn, und das hierauf gelegte Gewicht
verdunkelt alles, was eine gelaͤuterte geſunde Vernunft und
eine langjaͤhrige Erfahrung hervorbringt; und die Behand-
lung der Sachen beſteht in der Kunſt — zu ſchreiben. Dies
macht die Austheilung der Ehrenzeichen ſchwer. Dieſe ſol-
len nicht fuͤr gelehrte Schreiber ſondern fuͤr Maͤnner von wah-
ren und nuͤtzlichen Verdienſten ſeyn, deren Namen in den Tage-
buͤchern fuͤr das Privatverdienſt (ephemerides du Citoyen)
aufbewahrt zu werden verdienten.
Ich will des maͤchtigen Einfluſſes, welchen das ſolcherge-
ſtalt ausgebreitete und verſtaͤrkte allgemeine Gefuͤhl der Ehre
auf oͤffentliche Freuden haben koͤnnte, nicht einmal gedenken.
Aber ſehen wir die Gruͤnde an, aus welchen die Feyertage
vermindert, und alle ſogenannte Schmauſereyen abgeſchaffet
werden mußten; eine Folge, die man ledig jener ungluͤckli-
chen Vermiſchung und der dadurch auf Nothbehelfe geleiteten
Policey zu danken hat: ſo muß es einem jeden in die Augen
fallen, daß der Mangel der gemeinen Ehre den Menſchen in
ſeinen Freuden liederlich, niedertraͤchtig und ausſchweifend
gemacht; und den Geſetzgeber, der es nicht wagen wollte, die
Uniform und mit dieſer einen beſſern Ton einzufuͤhren, ge-
noͤthiget habe, die fuͤr die gemeine Beduͤrfniſſe, fuͤr die Er-
haltung eines Nationalcharakters, und fuͤr die hohe Begeiſte-
rung zu edlen Pflichten, ſo noͤthige Freuden abzuſtellen. Wie
vieles wuͤrde aber hier nicht ausgerichtet werden koͤnnen, wenn
vor dem niedrigen Zuſchauer aus der ungeehrten Claſſe, der
dem Staat nur mit der Hand dienet, oder des allgemeinen
Schutzes fuͤr ein geringes Kopfgeld genießt, die durch eine
Uniform geehrten Maͤnner, ihre Ehrentaͤnze hielten, ihre
Toͤchter mit Kraͤnzen oder in fliegenden Haaren an den Reihen
braͤchten, und ihre Hochzeiten auf eine unterſcheidende Art
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/86>, abgerufen am 24.11.2024.
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