ches Werk ihren Namen auf die Nachwelt zu bringen? Keine Ehrbegierde ist durch das ganze Leben so dauerhaft und an- strengend als diese, und keiner von ihnen würde so getreu, so fleißig und so schwer für irgend eine Besoldung oder Beloh- nung arbeiten als sie für das Lob der Zukunft thun. Kein Augenblick geht ihnen ungenutzt vorüber, und alles was an- dre den Lustbarkeiten aufopfern, das wenden sie mit dem größten Geitze für einen guten Nachruhm an.
Jedem ist es nicht gegeben sich durch gelehrte Werke zu verewigen. Es würde auch gewiß nicht gut seyn, wenn die Ruhmbegierde alle Menschen nöthigte diese Bahn zu laufen. Für diese nun, die gleichwol auch ihre Verdienste haben, die dem Staate vielleicht wichtigere Dienste leisten, und demsel- ben keine mindere Opfer bringen als Gelehrte, sollte jeder Staat durch ein Denkmahl sorgen; so wie die Griechen und Römer thaten und noch jetzt verschiedene empfindsame Natio- nen, obwol selten thun.
Fällt dieser Art von Ehrgeitz ganz: so ist zu besorgen, daß auch die Großen dieser Erden gegen das Lob oder den Tadel der künftigen Geschichte gleichgültig seyn werden. Bisher ist es noch immer ein großer Bewegungsgrund für manchen Helden und Fürsten gewesen, sein Andenken von dem Fluche der Zukunft und dem Brandmahl der Nachwelt zu befreyen. Wenigstens haben solche Fürsten, die sich durch einige Thaten im Andenken erhalten werden, immer gewünscht solche unbe- fleckt zu erhalten, und in dieser Absicht manches unterlassen, was sie sich sonst wohl erlaubt haben würden.
Vordem starb kein Mann von Ansehn, ohne nicht wenig- stens eine Leichenpredigt zu erhalten. Sind dieselben gleich gemißbrauchet worden: so war doch die Absicht, welche man anfänglich dabey hatte groß und wichtig, und man hätte
solche
Die Ehre nach den Tode.
ches Werk ihren Namen auf die Nachwelt zu bringen? Keine Ehrbegierde iſt durch das ganze Leben ſo dauerhaft und an- ſtrengend als dieſe, und keiner von ihnen wuͤrde ſo getreu, ſo fleißig und ſo ſchwer fuͤr irgend eine Beſoldung oder Beloh- nung arbeiten als ſie fuͤr das Lob der Zukunft thun. Kein Augenblick geht ihnen ungenutzt voruͤber, und alles was an- dre den Luſtbarkeiten aufopfern, das wenden ſie mit dem groͤßten Geitze fuͤr einen guten Nachruhm an.
Jedem iſt es nicht gegeben ſich durch gelehrte Werke zu verewigen. Es wuͤrde auch gewiß nicht gut ſeyn, wenn die Ruhmbegierde alle Menſchen noͤthigte dieſe Bahn zu laufen. Fuͤr dieſe nun, die gleichwol auch ihre Verdienſte haben, die dem Staate vielleicht wichtigere Dienſte leiſten, und demſel- ben keine mindere Opfer bringen als Gelehrte, ſollte jeder Staat durch ein Denkmahl ſorgen; ſo wie die Griechen und Roͤmer thaten und noch jetzt verſchiedene empfindſame Natio- nen, obwol ſelten thun.
Faͤllt dieſer Art von Ehrgeitz ganz: ſo iſt zu beſorgen, daß auch die Großen dieſer Erden gegen das Lob oder den Tadel der kuͤnftigen Geſchichte gleichguͤltig ſeyn werden. Bisher iſt es noch immer ein großer Bewegungsgrund fuͤr manchen Helden und Fuͤrſten geweſen, ſein Andenken von dem Fluche der Zukunft und dem Brandmahl der Nachwelt zu befreyen. Wenigſtens haben ſolche Fuͤrſten, die ſich durch einige Thaten im Andenken erhalten werden, immer gewuͤnſcht ſolche unbe- fleckt zu erhalten, und in dieſer Abſicht manches unterlaſſen, was ſie ſich ſonſt wohl erlaubt haben wuͤrden.
Vordem ſtarb kein Mann von Anſehn, ohne nicht wenig- ſtens eine Leichenpredigt zu erhalten. Sind dieſelben gleich gemißbrauchet worden: ſo war doch die Abſicht, welche man anfaͤnglich dabey hatte groß und wichtig, und man haͤtte
ſolche
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Die Ehre nach den Tode.
ches Werk ihren Namen auf die Nachwelt zu bringen? Keine
Ehrbegierde iſt durch das ganze Leben ſo dauerhaft und an-
ſtrengend als dieſe, und keiner von ihnen wuͤrde ſo getreu, ſo
fleißig und ſo ſchwer fuͤr irgend eine Beſoldung oder Beloh-
nung arbeiten als ſie fuͤr das Lob der Zukunft thun. Kein
Augenblick geht ihnen ungenutzt voruͤber, und alles was an-
dre den Luſtbarkeiten aufopfern, das wenden ſie mit dem
groͤßten Geitze fuͤr einen guten Nachruhm an.
Jedem iſt es nicht gegeben ſich durch gelehrte Werke zu
verewigen. Es wuͤrde auch gewiß nicht gut ſeyn, wenn die
Ruhmbegierde alle Menſchen noͤthigte dieſe Bahn zu laufen.
Fuͤr dieſe nun, die gleichwol auch ihre Verdienſte haben, die
dem Staate vielleicht wichtigere Dienſte leiſten, und demſel-
ben keine mindere Opfer bringen als Gelehrte, ſollte jeder
Staat durch ein Denkmahl ſorgen; ſo wie die Griechen und
Roͤmer thaten und noch jetzt verſchiedene empfindſame Natio-
nen, obwol ſelten thun.
Faͤllt dieſer Art von Ehrgeitz ganz: ſo iſt zu beſorgen, daß
auch die Großen dieſer Erden gegen das Lob oder den Tadel
der kuͤnftigen Geſchichte gleichguͤltig ſeyn werden. Bisher
iſt es noch immer ein großer Bewegungsgrund fuͤr manchen
Helden und Fuͤrſten geweſen, ſein Andenken von dem Fluche
der Zukunft und dem Brandmahl der Nachwelt zu befreyen.
Wenigſtens haben ſolche Fuͤrſten, die ſich durch einige Thaten
im Andenken erhalten werden, immer gewuͤnſcht ſolche unbe-
fleckt zu erhalten, und in dieſer Abſicht manches unterlaſſen,
was ſie ſich ſonſt wohl erlaubt haben wuͤrden.
Vordem ſtarb kein Mann von Anſehn, ohne nicht wenig-
ſtens eine Leichenpredigt zu erhalten. Sind dieſelben gleich
gemißbrauchet worden: ſo war doch die Abſicht, welche man
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/468>, abgerufen am 23.07.2024.
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