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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

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die Wege zu bessern als auszuflicken.
nisses mit höhern oder niedrigern, oder mit gar keinen Ge-
ländern, versehen, und da, wo es mit Steinen wohlfeiler als
mit Holz zu bauen, solche maßiv wahrzunehmen. Wenn ich
endlich hiebey erwog, daß der Unterthan mit einer Last von
einigen Jahren (die vielleicht so groß nicht seyn mag, als sie
sich oft aus Hörsagen oder aus sonstigen Ursachen hinter dem
Schreibtische mahlet) sich und seine Nachkommen auf ewig
vom Wegbau befreyete, ihn nnd sie bey einer geringern jähr-
lichen Verwendung, zumal wenn sie noch geringer als Flick-
arbeit seyn sollte, die ausser allen vernünftigen Zweifel ge-
setzte Vortheile einer immer gleich fahrbaren Heerstraße auf
ewig verschaffte; Wenn ich nun noch bedachte, daß die Fund-
grube zur ersten Anlage und Unterhaltung der Wege, welche
ich jedoch nicht mit dem Herrn Verfasser für jede Meile zu
bestimmen vermag, den Unterthan manchen Groschen finden
lassen und viele sonst müßige Hände des Staats beschäftiget
und in Nahrung gesetzet; dann erschien mir diese kurze Last
vielmehr als eine ewige Wohlthat für die Unterthanen.

Hin und wieder erblickte ich zu meinem großen Vergnügen
auch Meilenzeiger. Man hatte darinn die Obersachsen jedoch
mit mehrer Einschränkung nachgeahmet. Ich erfuhr, daß
solche für eine Meile höchstens auf zehn Thaler kämen. Ge-
setzt nun auch, sie gehören nicht zum wesentlichen der Heer-
straßen: soll denn ein großer Herr gar nichts thun um das
Publicum zu obligiren? Und sollte ihm der segnende Dank
des vernünftigen und empfindsamen Reisenden, diesen ge-
ringen Aufwand, nicht hundertfältig belohnen?

Aber unsre Vorfahren! (O ewiges Steckenpferd unsrer
heutigen Schläfrigkeit!) wahrhaftig sie waren rühriger als
man es ihnen nur zu oft abzusprechen bemühet ist. Sie
thaten gewiß mehr als blos flicken. Ihre Heerstraßen zeugen

noch
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die Wege zu beſſern als auszuflicken.
niſſes mit hoͤhern oder niedrigern, oder mit gar keinen Ge-
laͤndern, verſehen, und da, wo es mit Steinen wohlfeiler als
mit Holz zu bauen, ſolche maßiv wahrzunehmen. Wenn ich
endlich hiebey erwog, daß der Unterthan mit einer Laſt von
einigen Jahren (die vielleicht ſo groß nicht ſeyn mag, als ſie
ſich oft aus Hoͤrſagen oder aus ſonſtigen Urſachen hinter dem
Schreibtiſche mahlet) ſich und ſeine Nachkommen auf ewig
vom Wegbau befreyete, ihn nnd ſie bey einer geringern jaͤhr-
lichen Verwendung, zumal wenn ſie noch geringer als Flick-
arbeit ſeyn ſollte, die auſſer allen vernuͤnftigen Zweifel ge-
ſetzte Vortheile einer immer gleich fahrbaren Heerſtraße auf
ewig verſchaffte; Wenn ich nun noch bedachte, daß die Fund-
grube zur erſten Anlage und Unterhaltung der Wege, welche
ich jedoch nicht mit dem Herrn Verfaſſer fuͤr jede Meile zu
beſtimmen vermag, den Unterthan manchen Groſchen finden
laſſen und viele ſonſt muͤßige Haͤnde des Staats beſchaͤftiget
und in Nahrung geſetzet; dann erſchien mir dieſe kurze Laſt
vielmehr als eine ewige Wohlthat fuͤr die Unterthanen.

Hin und wieder erblickte ich zu meinem großen Vergnuͤgen
auch Meilenzeiger. Man hatte darinn die Oberſachſen jedoch
mit mehrer Einſchraͤnkung nachgeahmet. Ich erfuhr, daß
ſolche fuͤr eine Meile hoͤchſtens auf zehn Thaler kaͤmen. Ge-
ſetzt nun auch, ſie gehoͤren nicht zum weſentlichen der Heer-
ſtraßen: ſoll denn ein großer Herr gar nichts thun um das
Publicum zu obligiren? Und ſollte ihm der ſegnende Dank
des vernuͤnftigen und empfindſamen Reiſenden, dieſen ge-
ringen Aufwand, nicht hundertfaͤltig belohnen?

Aber unſre Vorfahren! (O ewiges Steckenpferd unſrer
heutigen Schlaͤfrigkeit!) wahrhaftig ſie waren ruͤhriger als
man es ihnen nur zu oft abzuſprechen bemuͤhet iſt. Sie
thaten gewiß mehr als blos flicken. Ihre Heerſtraßen zeugen

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[425/0443] die Wege zu beſſern als auszuflicken. niſſes mit hoͤhern oder niedrigern, oder mit gar keinen Ge- laͤndern, verſehen, und da, wo es mit Steinen wohlfeiler als mit Holz zu bauen, ſolche maßiv wahrzunehmen. Wenn ich endlich hiebey erwog, daß der Unterthan mit einer Laſt von einigen Jahren (die vielleicht ſo groß nicht ſeyn mag, als ſie ſich oft aus Hoͤrſagen oder aus ſonſtigen Urſachen hinter dem Schreibtiſche mahlet) ſich und ſeine Nachkommen auf ewig vom Wegbau befreyete, ihn nnd ſie bey einer geringern jaͤhr- lichen Verwendung, zumal wenn ſie noch geringer als Flick- arbeit ſeyn ſollte, die auſſer allen vernuͤnftigen Zweifel ge- ſetzte Vortheile einer immer gleich fahrbaren Heerſtraße auf ewig verſchaffte; Wenn ich nun noch bedachte, daß die Fund- grube zur erſten Anlage und Unterhaltung der Wege, welche ich jedoch nicht mit dem Herrn Verfaſſer fuͤr jede Meile zu beſtimmen vermag, den Unterthan manchen Groſchen finden laſſen und viele ſonſt muͤßige Haͤnde des Staats beſchaͤftiget und in Nahrung geſetzet; dann erſchien mir dieſe kurze Laſt vielmehr als eine ewige Wohlthat fuͤr die Unterthanen. Hin und wieder erblickte ich zu meinem großen Vergnuͤgen auch Meilenzeiger. Man hatte darinn die Oberſachſen jedoch mit mehrer Einſchraͤnkung nachgeahmet. Ich erfuhr, daß ſolche fuͤr eine Meile hoͤchſtens auf zehn Thaler kaͤmen. Ge- ſetzt nun auch, ſie gehoͤren nicht zum weſentlichen der Heer- ſtraßen: ſoll denn ein großer Herr gar nichts thun um das Publicum zu obligiren? Und ſollte ihm der ſegnende Dank des vernuͤnftigen und empfindſamen Reiſenden, dieſen ge- ringen Aufwand, nicht hundertfaͤltig belohnen? Aber unſre Vorfahren! (O ewiges Steckenpferd unſrer heutigen Schlaͤfrigkeit!) wahrhaftig ſie waren ruͤhriger als man es ihnen nur zu oft abzuſprechen bemuͤhet iſt. Sie thaten gewiß mehr als blos flicken. Ihre Heerſtraßen zeugen noch D d 5

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/443>, abgerufen am 24.11.2024.