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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

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über die Abschaffung der Feyertage.
überflüßig werden. Alle diese aus der göttlichen Oekonomie
unter den Menschen herfürgehende Umstände hat die Kirche
zu jeder Zeit erwogen, darnach besondre und allgemeine Feyer-
täge verordnet, und so wie die Umstände sich verändert solche
auch wiederum abgestellet. a) Sie ist hierinn der göttlichen
Weisheit gefolget, die vieles im alten Bunde verordnet hatte,
was sie im neuern unter andern Umständen billig verändert
hat.

Daher finden wir schon in den ältesten Zeiten Spuren von
eingegangenen Feyertagen. b) Insbesondre aber klagten die
versammleten Kirchenväter zu Costnitz im Jahr 1414 darüber,
daß die mehrsten Feyertage nur zur Ueppigkeit verwendet
und viele nützliche Arbeiten dadurch versäumet würden; und
verordneten dieserhalb, daß verschiedene insbesondre im Som-
mer, weil der Mensch sodann die mehrste Arbeit hätte, und
für den Winter sorgen müßte, eingehen sollten. Die deutsche
Nation beklagte die Menge der Festtage auf der Reichsver-
sammlung zu Nürnberg vom Jahr 1522 mit lauter Stimme.
Es sind deren so viel, sagte sie, daß der arme Ackersmann die
Früchte seines sauren Schweisses, welche in der augenschein-
lichsten Gefahr stehen, von Regen, Hagel und andern Un-
glücksfällen verdorben zu werden, nicht zu rechter Zeit ein-
erndten kan; und dafür seine Zeit im Kruge üppig und müßig
zuzubringen verleitet wird. Der damalige Päbstliche Nuntius,

der
a) Alma mater ecclesia plerumque nonnulla rationabi-
liter ordinat et consulte, quae suadente subjectorum
utilitate, postmodum consultius et rationabilius re-
vocat, in meliusve commutat. c. fin. de fent. ex
sent. ex com. in 6to.
b) S. Geogr. Christian Neller in diss. I. de feriis §. 2.
sq.
S 2

uͤber die Abſchaffung der Feyertage.
uͤberfluͤßig werden. Alle dieſe aus der goͤttlichen Oekonomie
unter den Menſchen herfuͤrgehende Umſtaͤnde hat die Kirche
zu jeder Zeit erwogen, darnach beſondre und allgemeine Feyer-
taͤge verordnet, und ſo wie die Umſtaͤnde ſich veraͤndert ſolche
auch wiederum abgeſtellet. a) Sie iſt hierinn der goͤttlichen
Weisheit gefolget, die vieles im alten Bunde verordnet hatte,
was ſie im neuern unter andern Umſtaͤnden billig veraͤndert
hat.

Daher finden wir ſchon in den aͤlteſten Zeiten Spuren von
eingegangenen Feyertagen. b) Insbeſondre aber klagten die
verſammleten Kirchenvaͤter zu Coſtnitz im Jahr 1414 daruͤber,
daß die mehrſten Feyertage nur zur Ueppigkeit verwendet
und viele nuͤtzliche Arbeiten dadurch verſaͤumet wuͤrden; und
verordneten dieſerhalb, daß verſchiedene insbeſondre im Som-
mer, weil der Menſch ſodann die mehrſte Arbeit haͤtte, und
fuͤr den Winter ſorgen muͤßte, eingehen ſollten. Die deutſche
Nation beklagte die Menge der Feſttage auf der Reichsver-
ſammlung zu Nuͤrnberg vom Jahr 1522 mit lauter Stimme.
Es ſind deren ſo viel, ſagte ſie, daß der arme Ackersmann die
Fruͤchte ſeines ſauren Schweiſſes, welche in der augenſchein-
lichſten Gefahr ſtehen, von Regen, Hagel und andern Un-
gluͤcksfaͤllen verdorben zu werden, nicht zu rechter Zeit ein-
erndten kan; und dafuͤr ſeine Zeit im Kruge uͤppig und muͤßig
zuzubringen verleitet wird. Der damalige Paͤbſtliche Nuntius,

der
a) Alma mater eccleſia plerumque nonnulla rationabi-
liter ordinat et conſulte, quae ſuadente ſubjectorum
utilitate, poſtmodum conſultius et rationabilius re-
vocat, in meliusve commutat. c. fin. de fent. ex
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[275/0293] uͤber die Abſchaffung der Feyertage. uͤberfluͤßig werden. Alle dieſe aus der goͤttlichen Oekonomie unter den Menſchen herfuͤrgehende Umſtaͤnde hat die Kirche zu jeder Zeit erwogen, darnach beſondre und allgemeine Feyer- taͤge verordnet, und ſo wie die Umſtaͤnde ſich veraͤndert ſolche auch wiederum abgeſtellet. a) Sie iſt hierinn der goͤttlichen Weisheit gefolget, die vieles im alten Bunde verordnet hatte, was ſie im neuern unter andern Umſtaͤnden billig veraͤndert hat. Daher finden wir ſchon in den aͤlteſten Zeiten Spuren von eingegangenen Feyertagen. b) Insbeſondre aber klagten die verſammleten Kirchenvaͤter zu Coſtnitz im Jahr 1414 daruͤber, daß die mehrſten Feyertage nur zur Ueppigkeit verwendet und viele nuͤtzliche Arbeiten dadurch verſaͤumet wuͤrden; und verordneten dieſerhalb, daß verſchiedene insbeſondre im Som- mer, weil der Menſch ſodann die mehrſte Arbeit haͤtte, und fuͤr den Winter ſorgen muͤßte, eingehen ſollten. Die deutſche Nation beklagte die Menge der Feſttage auf der Reichsver- ſammlung zu Nuͤrnberg vom Jahr 1522 mit lauter Stimme. Es ſind deren ſo viel, ſagte ſie, daß der arme Ackersmann die Fruͤchte ſeines ſauren Schweiſſes, welche in der augenſchein- lichſten Gefahr ſtehen, von Regen, Hagel und andern Un- gluͤcksfaͤllen verdorben zu werden, nicht zu rechter Zeit ein- erndten kan; und dafuͤr ſeine Zeit im Kruge uͤppig und muͤßig zuzubringen verleitet wird. Der damalige Paͤbſtliche Nuntius, der a) Alma mater eccleſia plerumque nonnulla rationabi- liter ordinat et conſulte, quae ſuadente ſubjectorum utilitate, poſtmodum conſultius et rationabilius re- vocat, in meliusve commutat. c. fin. de fent. ex ſent. ex com. in 6to. b) S. Geogr. Chriſtian Neller in diſſ. I. de feriis §. 2. ſq. S 2

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/293>, abgerufen am 25.11.2024.