Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
vierte Abtheilunge.
habe. Eben so ist es mit den Statutis welche ohne obrig-
keitliche Bestätigung keine Verbindlichkeit haben, und
als blosse conclusa inter concludentes gelten.
§. 139.
Von den Veränderungen in der
Gesetzgebung.

Jn der Mark werden die Genossen von Mark-köt-
tern, Brinkliegern, Heuerleuten und dergleichen zu
gemeinen Lasten und Ehren nicht kommenden Leuten
wohl unterschieden (a). Und man weiset einem jeden
sein Holz, seine Trift und seine Nutzung zu, mit dem
Maaßstabe in der Hand, nicht nachdem er baares
Vermögen hat, sondern nachdem er in der Mark ge-
wahret
ist (b). Die Sachsen hatten gleiche Grund-
sätze in der Civil-mark gehabt (c), und die Kunst Ge-
setze zu machen auf die einfachsten Regeln zurückge-
bracht; indem sie ebenfalls die Eigenthümer wehriger
oder stimmbarer Ländereyen von den Unwehrigen un-
terschieden, Geld und Städte verbannet, und keine
Gesetze für Menschen, sondern für Echten (d) gemacht
hatten. Arme (e), Fremde, und Knechte hatten Liebe,
Achtung und Schutz, aber kein eigentliches Recht; und
man war arm bey ihnen, wenn man keine stimmbare
Gründe zu eigen oder kein Echtwort besas. Durch
die neue Einrichtung verlohren sie aber die Gelegen-
heit jener Armuth oder dem Geld-reichthum zu steu-
ren; diese erhielt ihr Recht durch Begnadigung, und
Gesetze von der Willkühr des Schutzherrn. Der Ar-
me der eine Million baares Vermögen besas, konnte
gehangen werden, wenn ihn nicht blosse Gnade oder seine

eigne
U
vierte Abtheilunge.
habe. Eben ſo iſt es mit den Statutis welche ohne obrig-
keitliche Beſtaͤtigung keine Verbindlichkeit haben, und
als bloſſe concluſa inter concludentes gelten.
§. 139.
Von den Veraͤnderungen in der
Geſetzgebung.

Jn der Mark werden die Genoſſen von Mark-koͤt-
tern, Brinkliegern, Heuerleuten und dergleichen zu
gemeinen Laſten und Ehren nicht kommenden Leuten
wohl unterſchieden (a). Und man weiſet einem jeden
ſein Holz, ſeine Trift und ſeine Nutzung zu, mit dem
Maaßſtabe in der Hand, nicht nachdem er baares
Vermoͤgen hat, ſondern nachdem er in der Mark ge-
wahret
iſt (b). Die Sachſen hatten gleiche Grund-
ſaͤtze in der Civil-mark gehabt (c), und die Kunſt Ge-
ſetze zu machen auf die einfachſten Regeln zuruͤckge-
bracht; indem ſie ebenfalls die Eigenthuͤmer wehriger
oder ſtimmbarer Laͤndereyen von den Unwehrigen un-
terſchieden, Geld und Staͤdte verbannet, und keine
Geſetze fuͤr Menſchen, ſondern fuͤr Echten (d) gemacht
hatten. Arme (e), Fremde, und Knechte hatten Liebe,
Achtung und Schutz, aber kein eigentliches Recht; und
man war arm bey ihnen, wenn man keine ſtimmbare
Gruͤnde zu eigen oder kein Echtwort beſas. Durch
die neue Einrichtung verlohren ſie aber die Gelegen-
heit jener Armuth oder dem Geld-reichthum zu ſteu-
ren; dieſe erhielt ihr Recht durch Begnadigung, und
Geſetze von der Willkuͤhr des Schutzherrn. Der Ar-
me der eine Million baares Vermoͤgen beſas, konnte
gehangen werden, wenn ihn nicht bloſſe Gnade oder ſeine

eigne
U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(g)"><pb facs="#f0335" n="305"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vierte Abtheilunge.</hi></fw><lb/>
habe. Eben &#x017F;o i&#x017F;t es mit den <hi rendition="#aq">Statutis</hi> welche ohne obrig-<lb/>
keitliche Be&#x017F;ta&#x0364;tigung keine Verbindlichkeit haben, und<lb/>
als blo&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">conclu&#x017F;a inter concludentes</hi> gelten.</note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 139.<lb/><hi rendition="#b">Von den Vera&#x0364;nderungen in der<lb/>
Ge&#x017F;etzgebung.</hi></head><lb/>
          <p>Jn der Mark werden die Geno&#x017F;&#x017F;en von Mark-ko&#x0364;t-<lb/>
tern, Brinkliegern, Heuerleuten und dergleichen zu<lb/>
gemeinen La&#x017F;ten und Ehren nicht kommenden Leuten<lb/>
wohl unter&#x017F;chieden <note place="end" n="(a)"/>. Und man wei&#x017F;et einem jeden<lb/>
&#x017F;ein Holz, &#x017F;eine Trift und &#x017F;eine Nutzung zu, mit dem<lb/>
Maaß&#x017F;tabe in der Hand, nicht nachdem er baares<lb/>
Vermo&#x0364;gen hat, &#x017F;ondern nachdem er in der Mark <hi rendition="#fr">ge-<lb/>
wahret</hi> i&#x017F;t <note place="end" n="(b)"/>. Die Sach&#x017F;en hatten gleiche Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze in der Civil-mark gehabt <note place="end" n="(c)"/>, und die Kun&#x017F;t Ge-<lb/>
&#x017F;etze zu machen auf die einfach&#x017F;ten Regeln zuru&#x0364;ckge-<lb/>
bracht; indem &#x017F;ie ebenfalls die Eigenthu&#x0364;mer wehriger<lb/>
oder &#x017F;timmbarer La&#x0364;ndereyen von den Unwehrigen un-<lb/>
ter&#x017F;chieden, Geld und Sta&#x0364;dte verbannet, und keine<lb/>
Ge&#x017F;etze fu&#x0364;r Men&#x017F;chen, &#x017F;ondern fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">Echten</hi> <note place="end" n="(d)"/> gemacht<lb/>
hatten. Arme <note place="end" n="(e)"/>, Fremde, und Knechte hatten Liebe,<lb/>
Achtung und Schutz, aber kein eigentliches Recht; und<lb/>
man war arm bey ihnen, wenn man keine &#x017F;timmbare<lb/>
Gru&#x0364;nde zu eigen oder kein <hi rendition="#fr">Echtwort</hi> be&#x017F;as. Durch<lb/>
die neue Einrichtung verlohren &#x017F;ie aber die Gelegen-<lb/>
heit jener Armuth oder dem Geld-reichthum zu &#x017F;teu-<lb/>
ren; die&#x017F;e erhielt ihr Recht durch Begnadigung, und<lb/>
Ge&#x017F;etze von der Willku&#x0364;hr des Schutzherrn. Der Ar-<lb/>
me der eine Million baares Vermo&#x0364;gen be&#x017F;as, konnte<lb/>
gehangen werden, wenn ihn nicht blo&#x017F;&#x017F;e Gnade oder &#x017F;eine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U</fw><fw place="bottom" type="catch">eigne</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0335] vierte Abtheilunge. ⁽g⁾ habe. Eben ſo iſt es mit den Statutis welche ohne obrig- keitliche Beſtaͤtigung keine Verbindlichkeit haben, und als bloſſe concluſa inter concludentes gelten. §. 139. Von den Veraͤnderungen in der Geſetzgebung. Jn der Mark werden die Genoſſen von Mark-koͤt- tern, Brinkliegern, Heuerleuten und dergleichen zu gemeinen Laſten und Ehren nicht kommenden Leuten wohl unterſchieden ⁽a⁾ . Und man weiſet einem jeden ſein Holz, ſeine Trift und ſeine Nutzung zu, mit dem Maaßſtabe in der Hand, nicht nachdem er baares Vermoͤgen hat, ſondern nachdem er in der Mark ge- wahret iſt ⁽b⁾ . Die Sachſen hatten gleiche Grund- ſaͤtze in der Civil-mark gehabt ⁽c⁾ , und die Kunſt Ge- ſetze zu machen auf die einfachſten Regeln zuruͤckge- bracht; indem ſie ebenfalls die Eigenthuͤmer wehriger oder ſtimmbarer Laͤndereyen von den Unwehrigen un- terſchieden, Geld und Staͤdte verbannet, und keine Geſetze fuͤr Menſchen, ſondern fuͤr Echten ⁽d⁾ gemacht hatten. Arme ⁽e⁾ , Fremde, und Knechte hatten Liebe, Achtung und Schutz, aber kein eigentliches Recht; und man war arm bey ihnen, wenn man keine ſtimmbare Gruͤnde zu eigen oder kein Echtwort beſas. Durch die neue Einrichtung verlohren ſie aber die Gelegen- heit jener Armuth oder dem Geld-reichthum zu ſteu- ren; dieſe erhielt ihr Recht durch Begnadigung, und Geſetze von der Willkuͤhr des Schutzherrn. Der Ar- me der eine Million baares Vermoͤgen beſas, konnte gehangen werden, wenn ihn nicht bloſſe Gnade oder ſeine eigne U

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/335
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/335>, abgerufen am 23.11.2024.