Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
Osnabrücksche Geschichte
eben so sagte man auch Touf dafür, wie sich solches
bey den deutschen Dichtern des XII und XIII. Saec. fin-
det. Und davon ist meiner Meinung nach auch Touf-
haupt
oder der Tiuph-had, dessen in LL. Wisigotho-
rum
oft gedacht ist, entstanden.
(d) Jetzt spricht man zwar von Bauerhöfen; nachdem das
Wort Hof einen weitern Begrif erhalten hat. Wobey
man doch noch anfänglich sagte: domos vel mansiones
quas abusive curtes vocamus. HERIMAN. de restaur. S.
Mart. Torn. c. 71;
und überhaupt fühlt man die Ver-
legenheit der Lateiner des neunten und zehnten Jahr-
hunderts einen Bauerhof in ihrer Sprache auszudru-
cken. Curia, curtis, praedium, heredium &c. hatten an-
dre Bedeutungen. Daher wurde eine Zeitlang mansus
und mansio dafür gebraucht. Bald darauf sagte man
domus; wie denn in den hiesigen Urkunden des XII und
XIII Jahrhunderts decima trium vel quatuor domorum
oft vorkommt; welches jetzt oft den Zehntpflichtigen Ge-
legenheit giebt, decimam praedialem in Abrede zu stellen.
(e) Der Verfasser des historischen Berichts von der Reichs-
Landvogtey in Schwaben S. II. §. 3. glaubt die Gow-
grafen hätten dergleichen Vögte selbst verordnen können.
Allein es gehörte dieses dem misso oder kayserlichen Re-
präsentanten. CAPIT. III. ann. 805. §. 14; und man
kann jenen Satz nicht behaupten ohne den Reichs-haupt-
mann in einen gräflichen Diener zu verwandeln. Es
hat dieses seinen grossen Einfluß auf die spätern kayser-
lichen Erklärungen, daß die ministeriales principum den
ministerialibus imperii gleich seyn sollten. Diese Erklä-
rung geschahe zur Zeit, als die Reichs-Hauptleute durch
die Vererbung der Herzogthümer und Grafschaften in
fürstliche Dienste geriethen; und war eine Salvatio juris
ministerialium,
nicht aber ein neues privilegium.
(f) Der Kirchen-vogt richtete unter Kaysers-bann; ver-
muthlich auch viele andre Vögte, welche ein grosses
Amt en chef erhalten hatten, welches sich nicht füglich
zerreissen lassen wollte. S. §. 127. n. d. wie denn HEI-
DER
in seinem Bericht von Reichs-vogteyen p. 828.
Oſnabruͤckſche Geſchichte
eben ſo ſagte man auch Touf dafuͤr, wie ſich ſolches
bey den deutſchen Dichtern des XII und XIII. Sæc. fin-
det. Und davon iſt meiner Meinung nach auch Touf-
haupt
oder der Tiuph-had, deſſen in LL. Wiſigotho-
rum
oft gedacht iſt, entſtanden.
(d) Jetzt ſpricht man zwar von Bauerhoͤfen; nachdem das
Wort Hof einen weitern Begrif erhalten hat. Wobey
man doch noch anfaͤnglich ſagte: domos vel manſiones
quas abuſive curtes vocamus. HERIMAN. de reſtaur. S.
Mart. Torn. c. 71;
und uͤberhaupt fuͤhlt man die Ver-
legenheit der Lateiner des neunten und zehnten Jahr-
hunderts einen Bauerhof in ihrer Sprache auszudru-
cken. Curia, curtis, prædium, heredium &c. hatten an-
dre Bedeutungen. Daher wurde eine Zeitlang manſus
und manſio dafuͤr gebraucht. Bald darauf ſagte man
domus; wie denn in den hieſigen Urkunden des XII und
XIII Jahrhunderts decima trium vel quatuor domorum
oft vorkommt; welches jetzt oft den Zehntpflichtigen Ge-
legenheit giebt, decimam prædialem in Abrede zu ſtellen.
(e) Der Verfaſſer des hiſtoriſchen Berichts von der Reichs-
Landvogtey in Schwaben S. II. §. 3. glaubt die Gow-
grafen haͤtten dergleichen Voͤgte ſelbſt verordnen koͤnnen.
Allein es gehoͤrte dieſes dem miſſo oder kayſerlichen Re-
praͤſentanten. CAPIT. III. ann. 805. §. 14; und man
kann jenen Satz nicht behaupten ohne den Reichs-haupt-
mann in einen graͤflichen Diener zu verwandeln. Es
hat dieſes ſeinen groſſen Einfluß auf die ſpaͤtern kayſer-
lichen Erklaͤrungen, daß die miniſteriales principum den
miniſterialibus imperii gleich ſeyn ſollten. Dieſe Erklaͤ-
rung geſchahe zur Zeit, als die Reichs-Hauptleute durch
die Vererbung der Herzogthuͤmer und Grafſchaften in
fuͤrſtliche Dienſte geriethen; und war eine Salvatio juris
miniſterialium,
nicht aber ein neues privilegium.
(f) Der Kirchen-vogt richtete unter Kayſers-bann; ver-
muthlich auch viele andre Voͤgte, welche ein groſſes
Amt en chef erhalten hatten, welches ſich nicht fuͤglich
zerreiſſen laſſen wollte. S. §. 127. n. d. wie denn HEI-
DER
in ſeinem Bericht von Reichs-vogteyen p. 828.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(c)"><pb facs="#f0302" n="272"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
eben &#x017F;o &#x017F;agte man auch <hi rendition="#fr">Touf</hi> dafu&#x0364;r, wie &#x017F;ich &#x017F;olches<lb/>
bey den deut&#x017F;chen Dichtern des <hi rendition="#aq">XII</hi> und <hi rendition="#aq">XIII. Sæc.</hi> fin-<lb/>
det. Und davon i&#x017F;t meiner Meinung nach auch <hi rendition="#fr">Touf-<lb/>
haupt</hi> oder der <hi rendition="#fr">Tiuph-had,</hi> de&#x017F;&#x017F;en in <hi rendition="#aq">LL. Wi&#x017F;igotho-<lb/>
rum</hi> oft gedacht i&#x017F;t, ent&#x017F;tanden.</note><lb/>
          <note place="end" n="(d)">Jetzt &#x017F;pricht man zwar von Bauerho&#x0364;fen; nachdem das<lb/>
Wort <hi rendition="#fr">Hof</hi> einen weitern Begrif erhalten hat. Wobey<lb/>
man doch noch anfa&#x0364;nglich &#x017F;agte: <hi rendition="#aq">domos vel man&#x017F;iones<lb/>
quas abu&#x017F;ive curtes vocamus. HERIMAN. de re&#x017F;taur. S.<lb/>
Mart. Torn. c. 71;</hi> und u&#x0364;berhaupt fu&#x0364;hlt man die Ver-<lb/>
legenheit der Lateiner des neunten und zehnten Jahr-<lb/>
hunderts einen Bauerhof in ihrer Sprache auszudru-<lb/>
cken. <hi rendition="#aq">Curia, curtis, prædium, heredium &amp;c.</hi> hatten an-<lb/>
dre Bedeutungen. Daher wurde eine Zeitlang <hi rendition="#aq">man&#x017F;us</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">man&#x017F;io</hi> dafu&#x0364;r gebraucht. Bald darauf &#x017F;agte man<lb/><hi rendition="#aq">domus;</hi> wie denn in den hie&#x017F;igen Urkunden des <hi rendition="#aq">XII</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">XIII</hi> Jahrhunderts <hi rendition="#aq">decima trium vel quatuor domorum</hi><lb/>
oft vorkommt; welches jetzt oft den Zehntpflichtigen Ge-<lb/>
legenheit giebt, <hi rendition="#aq">decimam prædialem</hi> in Abrede zu &#x017F;tellen.</note><lb/>
          <note place="end" n="(e)">Der Verfa&#x017F;&#x017F;er des hi&#x017F;tori&#x017F;chen Berichts von der Reichs-<lb/>
Landvogtey in Schwaben <hi rendition="#aq">S. II.</hi> §. 3. glaubt die Gow-<lb/>
grafen ha&#x0364;tten dergleichen Vo&#x0364;gte &#x017F;elb&#x017F;t verordnen ko&#x0364;nnen.<lb/>
Allein es geho&#x0364;rte die&#x017F;es dem <hi rendition="#aq">mi&#x017F;&#x017F;o</hi> oder kay&#x017F;erlichen Re-<lb/>
pra&#x0364;&#x017F;entanten. <hi rendition="#aq">CAPIT. III. ann.</hi> 805. §. 14; und man<lb/>
kann jenen Satz nicht behaupten ohne den Reichs-haupt-<lb/>
mann in einen gra&#x0364;flichen Diener zu verwandeln. Es<lb/>
hat die&#x017F;es &#x017F;einen gro&#x017F;&#x017F;en Einfluß auf die &#x017F;pa&#x0364;tern kay&#x017F;er-<lb/>
lichen Erkla&#x0364;rungen, daß die <hi rendition="#aq">mini&#x017F;teriales principum</hi> den<lb/><hi rendition="#aq">mini&#x017F;terialibus imperii</hi> gleich &#x017F;eyn &#x017F;ollten. Die&#x017F;e Erkla&#x0364;-<lb/>
rung ge&#x017F;chahe zur Zeit, als die Reichs-Hauptleute durch<lb/>
die Vererbung der Herzogthu&#x0364;mer und Graf&#x017F;chaften in<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tliche Dien&#x017F;te geriethen; und war eine <hi rendition="#aq">Salvatio juris<lb/>
mini&#x017F;terialium,</hi> nicht aber ein neues <hi rendition="#aq">privilegium.</hi></note><lb/>
          <note place="end" n="(f)">Der Kirchen-vogt richtete unter Kay&#x017F;ers-bann; ver-<lb/>
muthlich auch viele andre Vo&#x0364;gte, welche ein gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Amt <hi rendition="#aq">en chef</hi> erhalten hatten, welches &#x017F;ich nicht fu&#x0364;glich<lb/>
zerrei&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en wollte. S. §. 127. <hi rendition="#aq">n. d.</hi> wie denn <hi rendition="#aq">HEI-<lb/>
DER</hi> in &#x017F;einem Bericht von Reichs-vogteyen <hi rendition="#aq">p.</hi> 828.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0302] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽c⁾ eben ſo ſagte man auch Touf dafuͤr, wie ſich ſolches bey den deutſchen Dichtern des XII und XIII. Sæc. fin- det. Und davon iſt meiner Meinung nach auch Touf- haupt oder der Tiuph-had, deſſen in LL. Wiſigotho- rum oft gedacht iſt, entſtanden. ⁽d⁾ Jetzt ſpricht man zwar von Bauerhoͤfen; nachdem das Wort Hof einen weitern Begrif erhalten hat. Wobey man doch noch anfaͤnglich ſagte: domos vel manſiones quas abuſive curtes vocamus. HERIMAN. de reſtaur. S. Mart. Torn. c. 71; und uͤberhaupt fuͤhlt man die Ver- legenheit der Lateiner des neunten und zehnten Jahr- hunderts einen Bauerhof in ihrer Sprache auszudru- cken. Curia, curtis, prædium, heredium &c. hatten an- dre Bedeutungen. Daher wurde eine Zeitlang manſus und manſio dafuͤr gebraucht. Bald darauf ſagte man domus; wie denn in den hieſigen Urkunden des XII und XIII Jahrhunderts decima trium vel quatuor domorum oft vorkommt; welches jetzt oft den Zehntpflichtigen Ge- legenheit giebt, decimam prædialem in Abrede zu ſtellen. ⁽e⁾ Der Verfaſſer des hiſtoriſchen Berichts von der Reichs- Landvogtey in Schwaben S. II. §. 3. glaubt die Gow- grafen haͤtten dergleichen Voͤgte ſelbſt verordnen koͤnnen. Allein es gehoͤrte dieſes dem miſſo oder kayſerlichen Re- praͤſentanten. CAPIT. III. ann. 805. §. 14; und man kann jenen Satz nicht behaupten ohne den Reichs-haupt- mann in einen graͤflichen Diener zu verwandeln. Es hat dieſes ſeinen groſſen Einfluß auf die ſpaͤtern kayſer- lichen Erklaͤrungen, daß die miniſteriales principum den miniſterialibus imperii gleich ſeyn ſollten. Dieſe Erklaͤ- rung geſchahe zur Zeit, als die Reichs-Hauptleute durch die Vererbung der Herzogthuͤmer und Grafſchaften in fuͤrſtliche Dienſte geriethen; und war eine Salvatio juris miniſterialium, nicht aber ein neues privilegium. ⁽f⁾ Der Kirchen-vogt richtete unter Kayſers-bann; ver- muthlich auch viele andre Voͤgte, welche ein groſſes Amt en chef erhalten hatten, welches ſich nicht fuͤglich zerreiſſen laſſen wollte. S. §. 127. n. d. wie denn HEI- DER in ſeinem Bericht von Reichs-vogteyen p. 828. der-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/302
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/302>, abgerufen am 23.11.2024.