Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

Osnabrücksche Geschichte
welche zugleich im Felde dienen, nicht wohl unter-
schiedenen Gerichtsbarkeiten unterworfen werden konn-
ten. Er richtete aber unter des Kaysers Bann, (e) wie der Edelvogt der Kirchen. Jedoch nicht anders
als nach dem Weißthume der Schöpfen. Die
Grafschaft war wie der Sprengel ein Amt und kein
Territorial-distrikt. Daher man nicht sagen konnte,
was in der Grafschaft wohnet steht auch unter dem
Grafen. Der kayserliche Gesandte, welcher zugleich
Provincial-General (f) und an der Spitze des
Kriegs-Commissariats war, hielt die Mann-liste der
Grafschaft, (g) und beobachtete den Grafen sehr
genau, ohne jedoch sein Richter (h) zu seyn. Jhm
wurden nicht mehr als vier Beurlaubte gut gethan; (i) und kaum die Aufhebung und Berechnung der Bann-
brüche zur kayserlichen Cammer gestattet; (k) um
alle Unterschleife (l) zu vermeiden.

(a) Das Wort Herzog hat alles erlitten, was ein Tittel
erleiden kann. Es ist damit eben, wie mit dem Gene-
ral, und General-Lieutenant, dem Feldmarschall und
Feldmarschall-Lieutenant ergangen; welche anfänglich
die höchste Vollmacht, bald aber auch nur den Tittel
davon hatten. Oft wurde der Graf der in der Armee
etwa Brigadiers Dienste vertreten, oder sonst ein grös-
sers Commando geführt, Herzog genannt, ohne den
Tittel so fort aus der Canzley zu erhalten. Oft hieß ei-
ner Graf und Herzog zugleich, eben wie man sagt Co-
lonel d' un regiment & General &c.
und da man diese
Begriffe nicht genug unterschieden, sind daraus viele
falsche Folgen gezogen worden. Wenn ich in dieser Ge-
schichte die Kirchen-vögte und Edlen dem herzoge ent-
ziehe: so verstehe ich einen Herzog absque speciali man-
dato
oder ohne Feldmarschalls Vollmacht. S. §. 125.
n. k.
(b) Jch

Oſnabruͤckſche Geſchichte
welche zugleich im Felde dienen, nicht wohl unter-
ſchiedenen Gerichtsbarkeiten unterworfen werden konn-
ten. Er richtete aber unter des Kayſers Bann, (e) wie der Edelvogt der Kirchen. Jedoch nicht anders
als nach dem Weißthume der Schoͤpfen. Die
Grafſchaft war wie der Sprengel ein Amt und kein
Territorial-diſtrikt. Daher man nicht ſagen konnte,
was in der Grafſchaft wohnet ſteht auch unter dem
Grafen. Der kayſerliche Geſandte, welcher zugleich
Provincial-General (f) und an der Spitze des
Kriegs-Commiſſariats war, hielt die Mann-liſte der
Grafſchaft, (g) und beobachtete den Grafen ſehr
genau, ohne jedoch ſein Richter (h) zu ſeyn. Jhm
wurden nicht mehr als vier Beurlaubte gut gethan; (i) und kaum die Aufhebung und Berechnung der Bann-
bruͤche zur kayſerlichen Cammer geſtattet; (k) um
alle Unterſchleife (l) zu vermeiden.

(a) Das Wort Herzog hat alles erlitten, was ein Tittel
erleiden kann. Es iſt damit eben, wie mit dem Gene-
ral, und General-Lieutenant, dem Feldmarſchall und
Feldmarſchall-Lieutenant ergangen; welche anfaͤnglich
die hoͤchſte Vollmacht, bald aber auch nur den Tittel
davon hatten. Oft wurde der Graf der in der Armee
etwa Brigadiers Dienſte vertreten, oder ſonſt ein groͤſ-
ſers Commando gefuͤhrt, Herzog genannt, ohne den
Tittel ſo fort aus der Canzley zu erhalten. Oft hieß ei-
ner Graf und Herzog zugleich, eben wie man ſagt Co-
lonel d’ un regiment & General &c.
und da man dieſe
Begriffe nicht genug unterſchieden, ſind daraus viele
falſche Folgen gezogen worden. Wenn ich in dieſer Ge-
ſchichte die Kirchen-voͤgte und Edlen dem herzoge ent-
ziehe: ſo verſtehe ich einen Herzog absque ſpeciali man-
dato
oder ohne Feldmarſchalls Vollmacht. S. §. 125.
n. k.
(b) Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0298" n="268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
welche zugleich im Felde dienen, nicht wohl unter-<lb/>
&#x017F;chiedenen Gerichtsbarkeiten unterworfen werden konn-<lb/>
ten. Er richtete aber unter des Kay&#x017F;ers Bann, <note place="end" n="(e)"/><lb/>
wie der Edelvogt der Kirchen. Jedoch nicht anders<lb/>
als nach dem Weißthume der Scho&#x0364;pfen. Die<lb/>
Graf&#x017F;chaft war wie der Sprengel ein Amt und kein<lb/>
Territorial-di&#x017F;trikt. Daher man nicht &#x017F;agen konnte,<lb/>
was in der Graf&#x017F;chaft wohnet &#x017F;teht auch unter dem<lb/>
Grafen. Der kay&#x017F;erliche Ge&#x017F;andte, welcher zugleich<lb/>
Provincial-General <note place="end" n="(f)"/> und an der Spitze des<lb/>
Kriegs-Commi&#x017F;&#x017F;ariats war, hielt die Mann-li&#x017F;te der<lb/>
Graf&#x017F;chaft, <note place="end" n="(g)"/> und beobachtete den Grafen &#x017F;ehr<lb/>
genau, ohne jedoch &#x017F;ein Richter <note place="end" n="(h)"/> zu &#x017F;eyn. Jhm<lb/>
wurden nicht mehr als vier Beurlaubte gut gethan; <note place="end" n="(i)"/><lb/>
und kaum die Aufhebung und Berechnung der Bann-<lb/>
bru&#x0364;che zur kay&#x017F;erlichen Cammer ge&#x017F;tattet; <note place="end" n="(k)"/> um<lb/>
alle Unter&#x017F;chleife <note place="end" n="(l)"/> zu vermeiden.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)">Das Wort <hi rendition="#fr">Herzog</hi> hat alles erlitten, was ein Tittel<lb/>
erleiden kann. Es i&#x017F;t damit eben, wie mit dem Gene-<lb/>
ral, und General-Lieutenant, dem Feldmar&#x017F;chall und<lb/>
Feldmar&#x017F;chall-Lieutenant ergangen; welche anfa&#x0364;nglich<lb/>
die ho&#x0364;ch&#x017F;te Vollmacht, bald aber auch nur den Tittel<lb/>
davon hatten. Oft wurde der Graf der in der Armee<lb/>
etwa Brigadiers Dien&#x017F;te vertreten, oder &#x017F;on&#x017F;t ein gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers Commando gefu&#x0364;hrt, Herzog genannt, ohne den<lb/>
Tittel &#x017F;o fort aus der Canzley zu erhalten. Oft hieß ei-<lb/>
ner Graf und Herzog zugleich, eben wie man &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Co-<lb/>
lonel d&#x2019; un regiment &amp; General &amp;c.</hi> und da man die&#x017F;e<lb/>
Begriffe nicht genug unter&#x017F;chieden, &#x017F;ind daraus viele<lb/>
fal&#x017F;che Folgen gezogen worden. Wenn ich in die&#x017F;er Ge-<lb/>
&#x017F;chichte die Kirchen-vo&#x0364;gte und Edlen dem herzoge ent-<lb/>
ziehe: &#x017F;o ver&#x017F;tehe ich einen Herzog <hi rendition="#aq">absque &#x017F;peciali man-<lb/>
dato</hi> oder ohne Feldmar&#x017F;challs Vollmacht. S. §. 125.<lb/><hi rendition="#aq">n. k.</hi></note><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">(<hi rendition="#aq">b</hi>) Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0298] Oſnabruͤckſche Geſchichte welche zugleich im Felde dienen, nicht wohl unter- ſchiedenen Gerichtsbarkeiten unterworfen werden konn- ten. Er richtete aber unter des Kayſers Bann, ⁽e⁾ wie der Edelvogt der Kirchen. Jedoch nicht anders als nach dem Weißthume der Schoͤpfen. Die Grafſchaft war wie der Sprengel ein Amt und kein Territorial-diſtrikt. Daher man nicht ſagen konnte, was in der Grafſchaft wohnet ſteht auch unter dem Grafen. Der kayſerliche Geſandte, welcher zugleich Provincial-General ⁽f⁾ und an der Spitze des Kriegs-Commiſſariats war, hielt die Mann-liſte der Grafſchaft, ⁽g⁾ und beobachtete den Grafen ſehr genau, ohne jedoch ſein Richter ⁽h⁾ zu ſeyn. Jhm wurden nicht mehr als vier Beurlaubte gut gethan; ⁽i⁾ und kaum die Aufhebung und Berechnung der Bann- bruͤche zur kayſerlichen Cammer geſtattet; ⁽k⁾ um alle Unterſchleife ⁽l⁾ zu vermeiden. ⁽a⁾ Das Wort Herzog hat alles erlitten, was ein Tittel erleiden kann. Es iſt damit eben, wie mit dem Gene- ral, und General-Lieutenant, dem Feldmarſchall und Feldmarſchall-Lieutenant ergangen; welche anfaͤnglich die hoͤchſte Vollmacht, bald aber auch nur den Tittel davon hatten. Oft wurde der Graf der in der Armee etwa Brigadiers Dienſte vertreten, oder ſonſt ein groͤſ- ſers Commando gefuͤhrt, Herzog genannt, ohne den Tittel ſo fort aus der Canzley zu erhalten. Oft hieß ei- ner Graf und Herzog zugleich, eben wie man ſagt Co- lonel d’ un regiment & General &c. und da man dieſe Begriffe nicht genug unterſchieden, ſind daraus viele falſche Folgen gezogen worden. Wenn ich in dieſer Ge- ſchichte die Kirchen-voͤgte und Edlen dem herzoge ent- ziehe: ſo verſtehe ich einen Herzog absque ſpeciali man- dato oder ohne Feldmarſchalls Vollmacht. S. §. 125. n. k. (b) Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/298
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/298>, abgerufen am 27.11.2024.