Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
vierte Abtheilunge.
autem vinum deficeret, quod saepe continglt, pro vino
marcas duas sive argenti sive farris.
Jch schliesse hieraus
daß man Zehnt-pfunde und Zehnt-schillinge gehabt habe;
so daß z. E. 20 Malter Rocken, oder 30 Malter Gär-
sten, oder 40 Malter Haber, oder -Centner Mehl,
oder -Bund Flachs, ein Zehnt-pfund ausgemacht; und
die Zehnt-schuldner die Wahl gehabt haben ob sie ihr
Pfund in einem oder andern, oder in allen Sorten zu,
sammen, nachdem es ihre Erndte mit sich gebracht, be-
zahlen wollen. Ohne diese Hypothese würden marca ar-
genti & farris
keinen Begrif geben. So wohl Du Fresne
als die Benedictiner haben solches bey Erklärung der
häufig vorkommenden libraru[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen] terrae verfehlt. Wir
sagen jetzt: ein Gut von tausend Thaler Einkünften;
und das Gut bringt doch kein Geld sondern Korn,
Dienste, Hüner und Eyer hervor. Nun setze man vor-
aus, daß alle diese Sachen einen gesetzten oder herge-
brachten Anschlag gehabt haben: so wird man leicht
sehen, was libra terrae gewesen, und wie dieselbe, wenn
der Anschlag einige hundert Jahre unverändert geblie-
ben, bald schwerer als libra denariorum werden müssen.
Die obangezogene Urkunden werden im zweyten Theile
dieser Geschichte erscheinen.
§. 127.
Von den Grafen und Grafschaften.

Herzoge, (a) Grafen (b) und Hauptleute waren
im Heerbann, was Erzbischöfe, Bischöfe und Pfar-
rer (c) in der geistlichen Reihe waren. Allein Carl
verordnete keine Herzoge über die Sachsen; (d) und
machte noch weniger Herzogthümer. Der Heerbann
ward bloß in Cantons oder Grafschaften abgetheilt;
und wann er ausziehen muste, durch einen General,
welchen der Kayser schickte, geführt. Der Graf oder
Oberste ward auch ihr Richter; indem Landbesitzer

wel-
vierte Abtheilunge.
autem vinum deficeret, quod ſæpe continglt, pro vino
marcas duas ſive argenti ſive farris.
Jch ſchlieſſe hieraus
daß man Zehnt-pfunde und Zehnt-ſchillinge gehabt habe;
ſo daß z. E. 20 Malter Rocken, oder 30 Malter Gaͤr-
ſten, oder 40 Malter Haber, oder -Centner Mehl,
oder -Bund Flachs, ein Zehnt-pfund ausgemacht; und
die Zehnt-ſchuldner die Wahl gehabt haben ob ſie ihr
Pfund in einem oder andern, oder in allen Sorten zu,
ſammen, nachdem es ihre Erndte mit ſich gebracht, be-
zahlen wollen. Ohne dieſe Hypotheſe wuͤrden marca ar-
genti & farris
keinen Begrif geben. So wohl Du Freſne
als die Benedictiner haben ſolches bey Erklaͤrung der
haͤufig vorkommenden libraru[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen] terræ verfehlt. Wir
ſagen jetzt: ein Gut von tauſend Thaler Einkuͤnften;
und das Gut bringt doch kein Geld ſondern Korn,
Dienſte, Huͤner und Eyer hervor. Nun ſetze man vor-
aus, daß alle dieſe Sachen einen geſetzten oder herge-
brachten Anſchlag gehabt haben: ſo wird man leicht
ſehen, was libra terræ geweſen, und wie dieſelbe, wenn
der Anſchlag einige hundert Jahre unveraͤndert geblie-
ben, bald ſchwerer als libra denariorum werden muͤſſen.
Die obangezogene Urkunden werden im zweyten Theile
dieſer Geſchichte erſcheinen.
§. 127.
Von den Grafen und Grafſchaften.

Herzoge, (a) Grafen (b) und Hauptleute waren
im Heerbann, was Erzbiſchoͤfe, Biſchoͤfe und Pfar-
rer (c) in der geiſtlichen Reihe waren. Allein Carl
verordnete keine Herzoge uͤber die Sachſen; (d) und
machte noch weniger Herzogthuͤmer. Der Heerbann
ward bloß in Cantons oder Grafſchaften abgetheilt;
und wann er ausziehen muſte, durch einen General,
welchen der Kayſer ſchickte, gefuͤhrt. Der Graf oder
Oberſte ward auch ihr Richter; indem Landbeſitzer

wel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(f)"><pb facs="#f0297" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vierte Abtheilunge.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">autem vinum deficeret, quod &#x017F;æpe continglt, pro vino<lb/>
marcas duas &#x017F;ive argenti &#x017F;ive farris.</hi> Jch &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e hieraus<lb/>
daß man Zehnt-pfunde und Zehnt-&#x017F;chillinge gehabt habe;<lb/>
&#x017F;o daß z. E. 20 Malter Rocken, oder 30 Malter Ga&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten, oder 40 Malter Haber, oder -Centner Mehl,<lb/>
oder -Bund Flachs, ein Zehnt-pfund ausgemacht; und<lb/>
die Zehnt-&#x017F;chuldner die Wahl gehabt haben ob &#x017F;ie ihr<lb/>
Pfund in einem oder andern, oder in allen Sorten zu,<lb/>
&#x017F;ammen, nachdem es ihre Erndte mit &#x017F;ich gebracht, be-<lb/>
zahlen wollen. Ohne die&#x017F;e Hypothe&#x017F;e wu&#x0364;rden <hi rendition="#aq">marca ar-<lb/>
genti &amp; farris</hi> keinen Begrif geben. So wohl <hi rendition="#aq">Du Fre&#x017F;ne</hi><lb/>
als die Benedictiner haben &#x017F;olches bey Erkla&#x0364;rung der<lb/>
ha&#x0364;ufig vorkommenden <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">libraru<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="2"/> terræ</hi></hi> verfehlt. Wir<lb/>
&#x017F;agen jetzt: ein Gut von tau&#x017F;end Thaler Einku&#x0364;nften;<lb/>
und das Gut bringt doch kein Geld &#x017F;ondern Korn,<lb/>
Dien&#x017F;te, Hu&#x0364;ner und Eyer hervor. Nun &#x017F;etze man vor-<lb/>
aus, daß alle die&#x017F;e Sachen einen ge&#x017F;etzten oder herge-<lb/>
brachten An&#x017F;chlag gehabt haben: &#x017F;o wird man leicht<lb/>
&#x017F;ehen, was <hi rendition="#aq">libra terræ</hi> gewe&#x017F;en, und wie die&#x017F;elbe, wenn<lb/>
der An&#x017F;chlag einige hundert Jahre unvera&#x0364;ndert geblie-<lb/>
ben, bald <hi rendition="#fr">&#x017F;chwerer</hi> als <hi rendition="#aq">libra denariorum</hi> werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Die obangezogene Urkunden werden im zweyten Theile<lb/>
die&#x017F;er Ge&#x017F;chichte er&#x017F;cheinen.</note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 127.<lb/><hi rendition="#b">Von den Grafen und Graf&#x017F;chaften.</hi></head><lb/>
          <p>Herzoge, <note place="end" n="(a)"/> Grafen <note place="end" n="(b)"/> und Hauptleute waren<lb/>
im Heerbann, was Erzbi&#x017F;cho&#x0364;fe, Bi&#x017F;cho&#x0364;fe und Pfar-<lb/>
rer <note place="end" n="(c)"/> in der gei&#x017F;tlichen Reihe waren. Allein Carl<lb/>
verordnete keine Herzoge u&#x0364;ber die Sach&#x017F;en; <note place="end" n="(d)"/> und<lb/>
machte noch weniger Herzogthu&#x0364;mer. Der Heerbann<lb/>
ward bloß in Cantons oder Graf&#x017F;chaften abgetheilt;<lb/>
und wann er ausziehen mu&#x017F;te, durch einen General,<lb/>
welchen der Kay&#x017F;er &#x017F;chickte, gefu&#x0364;hrt. Der Graf oder<lb/>
Ober&#x017F;te ward auch ihr Richter; indem Landbe&#x017F;itzer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0297] vierte Abtheilunge. ⁽f⁾ autem vinum deficeret, quod ſæpe continglt, pro vino marcas duas ſive argenti ſive farris. Jch ſchlieſſe hieraus daß man Zehnt-pfunde und Zehnt-ſchillinge gehabt habe; ſo daß z. E. 20 Malter Rocken, oder 30 Malter Gaͤr- ſten, oder 40 Malter Haber, oder -Centner Mehl, oder -Bund Flachs, ein Zehnt-pfund ausgemacht; und die Zehnt-ſchuldner die Wahl gehabt haben ob ſie ihr Pfund in einem oder andern, oder in allen Sorten zu, ſammen, nachdem es ihre Erndte mit ſich gebracht, be- zahlen wollen. Ohne dieſe Hypotheſe wuͤrden marca ar- genti & farris keinen Begrif geben. So wohl Du Freſne als die Benedictiner haben ſolches bey Erklaͤrung der haͤufig vorkommenden libraru__ terræ verfehlt. Wir ſagen jetzt: ein Gut von tauſend Thaler Einkuͤnften; und das Gut bringt doch kein Geld ſondern Korn, Dienſte, Huͤner und Eyer hervor. Nun ſetze man vor- aus, daß alle dieſe Sachen einen geſetzten oder herge- brachten Anſchlag gehabt haben: ſo wird man leicht ſehen, was libra terræ geweſen, und wie dieſelbe, wenn der Anſchlag einige hundert Jahre unveraͤndert geblie- ben, bald ſchwerer als libra denariorum werden muͤſſen. Die obangezogene Urkunden werden im zweyten Theile dieſer Geſchichte erſcheinen. §. 127. Von den Grafen und Grafſchaften. Herzoge, ⁽a⁾ Grafen ⁽b⁾ und Hauptleute waren im Heerbann, was Erzbiſchoͤfe, Biſchoͤfe und Pfar- rer ⁽c⁾ in der geiſtlichen Reihe waren. Allein Carl verordnete keine Herzoge uͤber die Sachſen; ⁽d⁾ und machte noch weniger Herzogthuͤmer. Der Heerbann ward bloß in Cantons oder Grafſchaften abgetheilt; und wann er ausziehen muſte, durch einen General, welchen der Kayſer ſchickte, gefuͤhrt. Der Graf oder Oberſte ward auch ihr Richter; indem Landbeſitzer wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/297
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/297>, abgerufen am 27.11.2024.