Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte Bruckter damals unter den westfalischen Sassen denReihen führten. Velleda (f) eine edle Bruckterin so ihren Sitz auf einem Schlosse oder erhabenen Thurme an der Lippe hatte, regierte wenigstens ihrer viele, und führte das Wort für alle. (g) Sie wur- de als eine Person verehrt, welche aus göttlicher Ein- gebung handelte; und dieses ist insgemein die höchste und feinste Wendung der menschlichen Politik, wenn sie den Wehrt und die Nothwendigkeit einer Mo- narchie erkennet, die Vortheile derselben aber nur von einer geheiligten und schwachen Hand empfangen will. Unsre Vorfahren gehorchten also dero Zeit einer geheiligten Jungfrauen, in so weit sie zu ge- horchen gewohnet waren; (h) und sie hatten schon in den alten Zeiten ein gleiches Haupt an der Aurinie (i) gehabt. (a) Catti metu ne hinc Romanus inde Cherusci, cum quibus aeternum discordant, circumgrederentur, legatos in urbem & obsides misere. TAC. XII. 28. Der Haß auf dieser Scheidung (§. 78. n. b.) dauerte also noch fort. (b) SVET. in Claudio TAC. XIII. 54. Erster nennt es eine Germanische Gesandschaft, und setzt sie unter den Clau- dius. (c) TAC. XIII. 55. S. auch §. 60. n. d. (d) Denn die Kauchen waren keine Eroberer. Chauci po- pulus inter Germanos nobilissimus magnitudinem suam ju- stitia tuentur, sine cupiditate, sine impotentia, quieti secre- tique nulla provocant bella, nullis raptibus aut latrociniis populantur. TAC. G. 35. Es waren Chaucorum diversae nationes; und ich vermuthe, nach dem was ich oben §. 60. n. b. bereits angeführt, daß alle Völker, welche Hol-Lander oder Hol-Saten waren, von den Galliern Friesen oder Fresen (frigere, frieren, auf Westphälisch fresen ist so viel als zittern) und von den Oſnabruͤckſche Geſchichte Bruckter damals unter den weſtfaliſchen Saſſen denReihen fuͤhrten. Velleda (f) eine edle Bruckterin ſo ihren Sitz auf einem Schloſſe oder erhabenen Thurme an der Lippe hatte, regierte wenigſtens ihrer viele, und fuͤhrte das Wort fuͤr alle. (g) Sie wur- de als eine Perſon verehrt, welche aus goͤttlicher Ein- gebung handelte; und dieſes iſt insgemein die hoͤchſte und feinſte Wendung der menſchlichen Politik, wenn ſie den Wehrt und die Nothwendigkeit einer Mo- narchie erkennet, die Vortheile derſelben aber nur von einer geheiligten und ſchwachen Hand empfangen will. Unſre Vorfahren gehorchten alſo dero Zeit einer geheiligten Jungfrauen, in ſo weit ſie zu ge- horchen gewohnet waren; (h) und ſie hatten ſchon in den alten Zeiten ein gleiches Haupt an der Aurinie (i) gehabt. (a) Catti metu ne hinc Romanus inde Cheruſci, cum quibus æternum diſcordant, circumgrederentur, legatos in urbem & obſides miſere. TAC. XII. 28. Der Haß auf dieſer Scheidung (§. 78. n. b.) dauerte alſo noch fort. (b) SVET. in Claudio TAC. XIII. 54. Erſter nennt es eine Germaniſche Geſandſchaft, und ſetzt ſie unter den Clau- dius. (c) TAC. XIII. 55. S. auch §. 60. n. d. (d) Denn die Kauchen waren keine Eroberer. Chauci po- pulus inter Germanos nobiliſſimus magnitudinem ſuam ju- ſtitia tuentur, ſine cupiditate, ſine impotentia, quieti ſecre- tique nulla provocant bella, nullis raptibus aut latrociniis populantur. TAC. G. 35. Es waren Chaucorum diverſæ nationes; und ich vermuthe, nach dem was ich oben §. 60. n. b. bereits angefuͤhrt, daß alle Voͤlker, welche Hol-Lander oder Hol-Saten waren, von den Galliern Frieſen oder Freſen (frigere, frieren, auf Weſtphaͤliſch freſen iſt ſo viel als zittern) und von den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0220" n="190"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Oſnabruͤckſche Geſchichte</hi></fw><lb/> Bruckter damals unter den weſtfaliſchen Saſſen den<lb/> Reihen fuͤhrten. 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Oſnabruͤckſche Geſchichte
Bruckter damals unter den weſtfaliſchen Saſſen den
Reihen fuͤhrten. Velleda
⁽f⁾
eine edle Bruckterin
ſo ihren Sitz auf einem Schloſſe oder erhabenen
Thurme an der Lippe hatte, regierte wenigſtens ihrer
viele, und fuͤhrte das Wort fuͤr alle.
⁽g⁾
Sie wur-
de als eine Perſon verehrt, welche aus goͤttlicher Ein-
gebung handelte; und dieſes iſt insgemein die hoͤchſte
und feinſte Wendung der menſchlichen Politik, wenn
ſie den Wehrt und die Nothwendigkeit einer Mo-
narchie erkennet, die Vortheile derſelben aber nur
von einer geheiligten und ſchwachen Hand empfangen
will. Unſre Vorfahren gehorchten alſo dero Zeit
einer geheiligten Jungfrauen, in ſo weit ſie zu ge-
horchen gewohnet waren;
⁽h⁾
und ſie hatten ſchon in
den alten Zeiten ein gleiches Haupt an der Aurinie
⁽i⁾
gehabt.
⁽a⁾ Catti metu ne hinc Romanus inde Cheruſci, cum quibus
æternum diſcordant, circumgrederentur, legatos in urbem
& obſides miſere. TAC. XII. 28. Der Haß auf dieſer
Scheidung (§. 78. n. b.) dauerte alſo noch fort.
⁽b⁾ SVET. in Claudio TAC. XIII. 54. Erſter nennt es eine
Germaniſche Geſandſchaft, und ſetzt ſie unter den Clau-
dius.
⁽c⁾ TAC. XIII. 55. S. auch §. 60. n. d.
⁽d⁾ Denn die Kauchen waren keine Eroberer. Chauci po-
pulus inter Germanos nobiliſſimus magnitudinem ſuam ju-
ſtitia tuentur, ſine cupiditate, ſine impotentia, quieti ſecre-
tique nulla provocant bella, nullis raptibus aut latrociniis
populantur. TAC. G. 35. Es waren Chaucorum diverſæ
nationes; und ich vermuthe, nach dem was ich oben §.
60. n. b. bereits angefuͤhrt, daß alle Voͤlker, welche
Hol-Lander oder Hol-Saten waren, von den
Galliern Frieſen oder Freſen (frigere, frieren, auf
Weſtphaͤliſch freſen iſt ſo viel als zittern) und von den
Deut-
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