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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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dritter Abschnitt.
Tungern hiessen ehe sie über den Rhein setzten, Reichs-
genossen oder Germanier. Dies ist ganz begreiflich.
Nur kam dem Tacitus diese Veränderung fremd vor;
weil er die Bedeutung des Worts Germanier nicht ein-
sehen, und sich in der Ursache irren mogte.
(b) Die Spanier sagen noch jetzt Herimanni, so wie in den
ältesten Zeiten. Anno IX Justini Imp. habens secum gen-
tes fortissimas quae barbaro sermone Herman nuncupantur.

S. IOH. ABB. Bicl. Chron. beym CANIS. T. I. p. 338.
Ed. Basn.
Man sprach aber Cherman, wie Chatten,
Chennen, Chlodowig, michi, nichil. Es ist also nicht
Germania oder Chermania sondern Herimannia das rechte
Wort. Die Bedeutung des Worts Mania ist oben §. 25
festgesetzt, und Herimania ist ohnstreitig Heribannus wie
ebend. erwiesen ist, und allenfalls durch die Stelle in l.
5. feudorum. Regalia autem sunt Armanniae, viae publicae
flumina,
ausser Streit gesetzt wird, indem hier Ariman-
nia pro Heribanno
gebraucht ist. Germania ist folglich
Heribannus kat exokhen und Germani sind Bannalisten.
(c) Ein jeder kennt die Absicht unser Markgrafschaften, und
daß man zu der Zeit, wie die Grafschaft noch unbekannt
war, Marko-mannie sagen muste, ist deutlich. S. §. 25
n. a.
(d) Sie musten die Markomannie so stark machen, daß sie
dem ersten Anlauf wiederstehen konnte. Und die zahl-
reichen obgleich spätern Durchbrüche der Gothen, Hun-
nen etc. etc. zu deren Vorfahren oder Bundesgenossen ich
die Cimbern und Teutonen mitrechne, zeigen die Noth-
wendigkeit einer Markomannie, worin zum wenigsten
funfzigtausend Mann allezeit fertig seyn musten. Ohn-
streitig muste diese Macht einem einzigen und beständi-
gen Feld-Könige, Markgrafen oder Markboten (legato
ad Marcam, sive Maraboduo
) anvertrauet werden. Diese
Macht muste eine der geschwindesten und strengsten seyn,
weil sie den Bund, oder die Germanie gegen starke,
plötzliche und nicht vorgesehene Anfälle jener ziehenden
Völker decken sollte. Und dies gab ohnstreitig den Kö-
dritter Abſchnitt.
Tungern hieſſen ehe ſie uͤber den Rhein ſetzten, Reichs-
genoſſen oder Germanier. Dies iſt ganz begreiflich.
Nur kam dem Tacitus dieſe Veraͤnderung fremd vor;
weil er die Bedeutung des Worts Germanier nicht ein-
ſehen, und ſich in der Urſache irren mogte.
(b) Die Spanier ſagen noch jetzt Herimanni, ſo wie in den
aͤlteſten Zeiten. Anno IX Juſtini Imp. habens ſecum gen-
tes fortiſſimas quæ barbaro ſermone Herman nuncupantur.

S. IOH. ABB. Bicl. Chron. beym CANIS. T. I. p. 338.
Ed. Baſn.
Man ſprach aber Cherman, wie Chatten,
Chennen, Chlodowig, michi, nichil. Es iſt alſo nicht
Germania oder Chermania ſondern Herimannia das rechte
Wort. Die Bedeutung des Worts Mania iſt oben §. 25
feſtgeſetzt, und Herimania iſt ohnſtreitig Heribannus wie
ebend. erwieſen iſt, und allenfalls durch die Stelle in l.
5. feudorum. Regalia autem ſunt Armanniæ, viæ publicæ
flumina,
auſſer Streit geſetzt wird, indem hier Ariman-
nia pro Heribanno
gebraucht iſt. Germania iſt folglich
Heribannus ϰατ ἐξοχην und Germani ſind Bannaliſten.
(c) Ein jeder kennt die Abſicht unſer Markgrafſchaften, und
daß man zu der Zeit, wie die Grafſchaft noch unbekannt
war, Marko-mannie ſagen muſte, iſt deutlich. S. §. 25
n. a.
(d) Sie muſten die Markomannie ſo ſtark machen, daß ſie
dem erſten Anlauf wiederſtehen konnte. Und die zahl-
reichen obgleich ſpaͤtern Durchbruͤche der Gothen, Hun-
nen ꝛc. ꝛc. zu deren Vorfahren oder Bundesgenoſſen ich
die Cimbern und Teutonen mitrechne, zeigen die Noth-
wendigkeit einer Markomannie, worin zum wenigſten
funfzigtauſend Mann allezeit fertig ſeyn muſten. Ohn-
ſtreitig muſte dieſe Macht einem einzigen und beſtaͤndi-
gen Feld-Koͤnige, Markgrafen oder Markboten (legato
ad Marcam, ſive Maraboduo
) anvertrauet werden. Dieſe
Macht muſte eine der geſchwindeſten und ſtrengſten ſeyn,
weil ſie den Bund, oder die Germanie gegen ſtarke,
ploͤtzliche und nicht vorgeſehene Anfaͤlle jener ziehenden
Voͤlker decken ſollte. Und dies gab ohnſtreitig den Koͤ-
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[157/0187] dritter Abſchnitt. ⁽a⁾ Tungern hieſſen ehe ſie uͤber den Rhein ſetzten, Reichs- genoſſen oder Germanier. Dies iſt ganz begreiflich. Nur kam dem Tacitus dieſe Veraͤnderung fremd vor; weil er die Bedeutung des Worts Germanier nicht ein- ſehen, und ſich in der Urſache irren mogte. ⁽b⁾ Die Spanier ſagen noch jetzt Herimanni, ſo wie in den aͤlteſten Zeiten. Anno IX Juſtini Imp. habens ſecum gen- tes fortiſſimas quæ barbaro ſermone Herman nuncupantur. S. IOH. ABB. Bicl. Chron. beym CANIS. T. I. p. 338. Ed. Baſn. Man ſprach aber Cherman, wie Chatten, Chennen, Chlodowig, michi, nichil. Es iſt alſo nicht Germania oder Chermania ſondern Herimannia das rechte Wort. Die Bedeutung des Worts Mania iſt oben §. 25 feſtgeſetzt, und Herimania iſt ohnſtreitig Heribannus wie ebend. erwieſen iſt, und allenfalls durch die Stelle in l. 5. feudorum. Regalia autem ſunt Armanniæ, viæ publicæ flumina, auſſer Streit geſetzt wird, indem hier Ariman- nia pro Heribanno gebraucht iſt. Germania iſt folglich Heribannus ϰατ ἐξοχην und Germani ſind Bannaliſten. ⁽c⁾ Ein jeder kennt die Abſicht unſer Markgrafſchaften, und daß man zu der Zeit, wie die Grafſchaft noch unbekannt war, Marko-mannie ſagen muſte, iſt deutlich. S. §. 25 n. a. ⁽d⁾ Sie muſten die Markomannie ſo ſtark machen, daß ſie dem erſten Anlauf wiederſtehen konnte. Und die zahl- reichen obgleich ſpaͤtern Durchbruͤche der Gothen, Hun- nen ꝛc. ꝛc. zu deren Vorfahren oder Bundesgenoſſen ich die Cimbern und Teutonen mitrechne, zeigen die Noth- wendigkeit einer Markomannie, worin zum wenigſten funfzigtauſend Mann allezeit fertig ſeyn muſten. Ohn- ſtreitig muſte dieſe Macht einem einzigen und beſtaͤndi- gen Feld-Koͤnige, Markgrafen oder Markboten (legato ad Marcam, ſive Maraboduo) anvertrauet werden. Dieſe Macht muſte eine der geſchwindeſten und ſtrengſten ſeyn, weil ſie den Bund, oder die Germanie gegen ſtarke, ploͤtzliche und nicht vorgeſehene Anfaͤlle jener ziehenden Voͤlker decken ſollte. Und dies gab ohnſtreitig den Koͤ- nigen

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/187>, abgerufen am 21.11.2024.