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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Vorrede.
Habsburg sieht diesen grossen Staatsfehler wohl ein,
und ist mehr als einmal darauf bedacht, ihn zu ver-
bessern. Allein Carl der IV. arbeitet nach einem den
vorigen ganz entgegen gesetzten Plan, indem er die
mittlere Gewalt im Staat wieder begünstigt, und
Wenzels grosse Absichten, welche den Reichsfürsten
nicht umsonst verhaßt waren, werden nie mit gehö-
riger Vorsicht oft durch gehäßige Mittel und insge-
mein nur halb ausgeführt. Alle sind nur darauf be-
dacht die Dienstleute durch Dienstleute zu bezähmen,
und währender Zeit in Dännemark der Landeigen-
thum sich wieder unter die Krone füget; in Spanien
der neue Heerbann, oder die Hermandad der mittlern
Gewalt mit Hülfe der klugen Jsabelle das Gleichge-
wichte abgewinnt; und in der Schweiz drey Bauern
gemeine Ehre und Eigenthum wiederherstellen, wurde
die Absicht des Bundschuhes und andrer nicht undeutlich
bezeichneter Bewegungen von den Kaysern kaum em-
pfunden. Sigismund thut etwas, besonders für die
Friesen; und Maximilian sucht mit allen seinen guten
und grossen Anstalten wohl nichts weniger, als die
Gemeinen unter der mittlern Gewalt wieder hervor-
und näher an sich zu ziehen. Allein so fein und neu
auch die Mittel sind, deren er sich bedient: so scheinet
doch bey der Ausführung nicht allemal der Geist zu
wachen, der den Entwurf eingegeben hatte.

Mehr als einmal erforderte es in dieser Periode die
allgemeine Noth, alles Lehn-Pacht-Zins- und Bau-
er-wesen von Reichswegen wieder aufzuheben, und
von jedem Manso den Eigenthümer zur Reichsverthei-
digung aufzumahnen. Denn nachdem die Lehne erb-

lich

Vorrede.
Habsburg ſieht dieſen groſſen Staatsfehler wohl ein,
und iſt mehr als einmal darauf bedacht, ihn zu ver-
beſſern. Allein Carl der IV. arbeitet nach einem den
vorigen ganz entgegen geſetzten Plan, indem er die
mittlere Gewalt im Staat wieder beguͤnſtigt, und
Wenzels groſſe Abſichten, welche den Reichsfuͤrſten
nicht umſonſt verhaßt waren, werden nie mit gehoͤ-
riger Vorſicht oft durch gehaͤßige Mittel und insge-
mein nur halb ausgefuͤhrt. Alle ſind nur darauf be-
dacht die Dienſtleute durch Dienſtleute zu bezaͤhmen,
und waͤhrender Zeit in Daͤnnemark der Landeigen-
thum ſich wieder unter die Krone fuͤget; in Spanien
der neue Heerbann, oder die Hermandad der mittlern
Gewalt mit Huͤlfe der klugen Jſabelle das Gleichge-
wichte abgewinnt; und in der Schweiz drey Bauern
gemeine Ehre und Eigenthum wiederherſtellen, wurde
die Abſicht des Bundſchuhes und andrer nicht undeutlich
bezeichneter Bewegungen von den Kayſern kaum em-
pfunden. Sigiſmund thut etwas, beſonders fuͤr die
Frieſen; und Maximilian ſucht mit allen ſeinen guten
und groſſen Anſtalten wohl nichts weniger, als die
Gemeinen unter der mittlern Gewalt wieder hervor-
und naͤher an ſich zu ziehen. Allein ſo fein und neu
auch die Mittel ſind, deren er ſich bedient: ſo ſcheinet
doch bey der Ausfuͤhrung nicht allemal der Geiſt zu
wachen, der den Entwurf eingegeben hatte.

Mehr als einmal erforderte es in dieſer Periode die
allgemeine Noth, alles Lehn-Pacht-Zins- und Bau-
er-weſen von Reichswegen wieder aufzuheben, und
von jedem Manſo den Eigenthuͤmer zur Reichsverthei-
digung aufzumahnen. Denn nachdem die Lehne erb-

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[0018] Vorrede. Habsburg ſieht dieſen groſſen Staatsfehler wohl ein, und iſt mehr als einmal darauf bedacht, ihn zu ver- beſſern. Allein Carl der IV. arbeitet nach einem den vorigen ganz entgegen geſetzten Plan, indem er die mittlere Gewalt im Staat wieder beguͤnſtigt, und Wenzels groſſe Abſichten, welche den Reichsfuͤrſten nicht umſonſt verhaßt waren, werden nie mit gehoͤ- riger Vorſicht oft durch gehaͤßige Mittel und insge- mein nur halb ausgefuͤhrt. Alle ſind nur darauf be- dacht die Dienſtleute durch Dienſtleute zu bezaͤhmen, und waͤhrender Zeit in Daͤnnemark der Landeigen- thum ſich wieder unter die Krone fuͤget; in Spanien der neue Heerbann, oder die Hermandad der mittlern Gewalt mit Huͤlfe der klugen Jſabelle das Gleichge- wichte abgewinnt; und in der Schweiz drey Bauern gemeine Ehre und Eigenthum wiederherſtellen, wurde die Abſicht des Bundſchuhes und andrer nicht undeutlich bezeichneter Bewegungen von den Kayſern kaum em- pfunden. Sigiſmund thut etwas, beſonders fuͤr die Frieſen; und Maximilian ſucht mit allen ſeinen guten und groſſen Anſtalten wohl nichts weniger, als die Gemeinen unter der mittlern Gewalt wieder hervor- und naͤher an ſich zu ziehen. Allein ſo fein und neu auch die Mittel ſind, deren er ſich bedient: ſo ſcheinet doch bey der Ausfuͤhrung nicht allemal der Geiſt zu wachen, der den Entwurf eingegeben hatte. Mehr als einmal erforderte es in dieſer Periode die allgemeine Noth, alles Lehn-Pacht-Zins- und Bau- er-weſen von Reichswegen wieder aufzuheben, und von jedem Manſo den Eigenthuͤmer zur Reichsverthei- digung aufzumahnen. Denn nachdem die Lehne erb- lich

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/18>, abgerufen am 23.11.2024.