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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Zweyter Abschnitt/
Kurze Nachricht von der natürlichen
Beschaffenheit des Landes.
§. 58.
Die Kenntniß derselben ist in der
Geschichte unentbehrlich.

Die Einrichtung eines Landes hängt gar sehr von
der Natur seines Bodens und seiner Lage ab.
Viele Bedürfnisse der Menschen werden allein da-
durch erweckt und befriediget. Sitten, Gesetze und
Religion müssen sich nach diesen Bedürfnissen richten.
Die Mark-Rechte eines Landes (a) verändern sich
mit seinem Boden; die Policey-Verordnungen mit sei-
ner Fruchtbarkeit; (b) und die Sitten vielfältig mit
seiner Lage; (c) Die Religion eines Bergmanns (d) unterscheidet sich von dem Glauben des Hirten; und
der Feldbauer ist nicht so kriegerisch (e) als ein Volk
das von der Jagd lebt. Der aufmerksame Gesetzge-
ber nimmt seine Wendungen nach allen diesen Um-
ständen. Und also gehört die Kenntniß der natürlichen
Vortheile und Mängel eines Landes auch mit zu sei-
ner politischen Geschichte. Jch werde etwas davon
berühren ohne jedoch ein Naturforscher zu werden.

(a) Eine Mark z. E. worin der Boden steinigt ist, verstattet
die Plaggen zu schaufeln. Jn andern aber müssen sie
mit der Segede (einer hauenden Sense) gemähet wer-
den; weil dadurch mindre Narbe verschwendet wird.
Wo der Graß-Anger sparsam; und die Heide häufiger
ist, liegt der erste in Frieden; oder es sind daselbst festge-
setzte Tage zur Nutzung verordnet, damit die gehörige
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(o)
Zweyter Abſchnitt/
Kurze Nachricht von der natuͤrlichen
Beſchaffenheit des Landes.
§. 58.
Die Kenntniß derſelben iſt in der
Geſchichte unentbehrlich.

Die Einrichtung eines Landes haͤngt gar ſehr von
der Natur ſeines Bodens und ſeiner Lage ab.
Viele Beduͤrfniſſe der Menſchen werden allein da-
durch erweckt und befriediget. Sitten, Geſetze und
Religion muͤſſen ſich nach dieſen Beduͤrfniſſen richten.
Die Mark-Rechte eines Landes (a) veraͤndern ſich
mit ſeinem Boden; die Policey-Verordnungen mit ſei-
ner Fruchtbarkeit; (b) und die Sitten vielfaͤltig mit
ſeiner Lage; (c) Die Religion eines Bergmanns (d) unterſcheidet ſich von dem Glauben des Hirten; und
der Feldbauer iſt nicht ſo kriegeriſch (e) als ein Volk
das von der Jagd lebt. Der aufmerkſame Geſetzge-
ber nimmt ſeine Wendungen nach allen dieſen Um-
ſtaͤnden. Und alſo gehoͤrt die Kenntniß der natuͤrlichen
Vortheile und Maͤngel eines Landes auch mit zu ſei-
ner politiſchen Geſchichte. Jch werde etwas davon
beruͤhren ohne jedoch ein Naturforſcher zu werden.

(a) Eine Mark z. E. worin der Boden ſteinigt iſt, verſtattet
die Plaggen zu ſchaufeln. Jn andern aber muͤſſen ſie
mit der Segede (einer hauenden Senſe) gemaͤhet wer-
den; weil dadurch mindre Narbe verſchwendet wird.
Wo der Graß-Anger ſparſam; und die Heide haͤufiger
iſt, liegt der erſte in Frieden; oder es ſind daſelbſt feſtge-
ſetzte Tage zur Nutzung verordnet, damit die gehoͤrige
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[119/0149] (o) Zweyter Abſchnitt/ Kurze Nachricht von der natuͤrlichen Beſchaffenheit des Landes. §. 58. Die Kenntniß derſelben iſt in der Geſchichte unentbehrlich. Die Einrichtung eines Landes haͤngt gar ſehr von der Natur ſeines Bodens und ſeiner Lage ab. Viele Beduͤrfniſſe der Menſchen werden allein da- durch erweckt und befriediget. Sitten, Geſetze und Religion muͤſſen ſich nach dieſen Beduͤrfniſſen richten. Die Mark-Rechte eines Landes ⁽a⁾ veraͤndern ſich mit ſeinem Boden; die Policey-Verordnungen mit ſei- ner Fruchtbarkeit; ⁽b⁾ und die Sitten vielfaͤltig mit ſeiner Lage; ⁽c⁾ Die Religion eines Bergmanns ⁽d⁾ unterſcheidet ſich von dem Glauben des Hirten; und der Feldbauer iſt nicht ſo kriegeriſch ⁽e⁾ als ein Volk das von der Jagd lebt. Der aufmerkſame Geſetzge- ber nimmt ſeine Wendungen nach allen dieſen Um- ſtaͤnden. Und alſo gehoͤrt die Kenntniß der natuͤrlichen Vortheile und Maͤngel eines Landes auch mit zu ſei- ner politiſchen Geſchichte. Jch werde etwas davon beruͤhren ohne jedoch ein Naturforſcher zu werden. ⁽a⁾ Eine Mark z. E. worin der Boden ſteinigt iſt, verſtattet die Plaggen zu ſchaufeln. Jn andern aber muͤſſen ſie mit der Segede (einer hauenden Senſe) gemaͤhet wer- den; weil dadurch mindre Narbe verſchwendet wird. Wo der Graß-Anger ſparſam; und die Heide haͤufiger iſt, liegt der erſte in Frieden; oder es ſind daſelbſt feſtge- ſetzte Tage zur Nutzung verordnet, damit die gehoͤrige Maſſe H 4

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/149>, abgerufen am 23.11.2024.