Kummers werde günstig auf sie wirken, er halte nichts auf künstliche Anschläge und Täuschungen, er denke, wenn irgend noch etwas zu hoffen sey, auf seine Weise eine weit gründlichere und dauerhaftere Heilung zu erzielen.
Nunmehr aber würden wir es unter der Würde des Gegenstands halten und das Gefühl des Lesers zu verletzen glauben, wenn wir ihn mit den Leiden des Mädchens ausführlicher als nöthig, auf eine pein- liche Art unterhalten wollten, so viele Anmuth ihr Gespräch auch selbst in dieser traurigen Zerstörung noch immer offenbaren mochte. Deßhalb beschränkt sich unsere Schilderung einzig auf das, was zum Ver- ständniß der Sache selbst gehört.
"Fräulein, du kannst ja Lateinisch," sagte sie Einmal zu Margot, "was heißt der Funke auf La- teinisch?" "Scintilla," war die gutmüthige Antwort. "So, so; das ist ein musterhaftes Wort, es gibt ordentlich Funken; aber du wirst es nur geschwind erdacht haben? Thut auch nichts, desto besser vielmehr: ich will künftig, wenn ich dir etwas über die Augen des Bewußten zu sagen habe, in seiner Gegenwart nur bloß Scintilla sagen, dann merk' auf's grüne Flämmchen, -- Bst! hörst du nichts? er regt sich hinter'm Ofenschirm -- nämlich, er kann sich unsicht- bar machen -- Ei, das weißt du besser wie ich. Und, Fräulein, wenn du wieder mit ihm buhlst, mir kann es ja eins seyn, aber gewarnt hab' ich dich." "Was
Kummers werde günſtig auf ſie wirken, er halte nichts auf künſtliche Anſchläge und Täuſchungen, er denke, wenn irgend noch etwas zu hoffen ſey, auf ſeine Weiſe eine weit gründlichere und dauerhaftere Heilung zu erzielen.
Nunmehr aber würden wir es unter der Würde des Gegenſtands halten und das Gefühl des Leſers zu verletzen glauben, wenn wir ihn mit den Leiden des Mädchens ausführlicher als nöthig, auf eine pein- liche Art unterhalten wollten, ſo viele Anmuth ihr Geſpräch auch ſelbſt in dieſer traurigen Zerſtörung noch immer offenbaren mochte. Deßhalb beſchränkt ſich unſere Schilderung einzig auf das, was zum Ver- ſtändniß der Sache ſelbſt gehört.
„Fräulein, du kannſt ja Lateiniſch,“ ſagte ſie Einmal zu Margot, „was heißt der Funke auf La- teiniſch?“ „Scintilla,“ war die gutmüthige Antwort. „So, ſo; das iſt ein muſterhaftes Wort, es gibt ordentlich Funken; aber du wirſt es nur geſchwind erdacht haben? Thut auch nichts, deſto beſſer vielmehr: ich will künftig, wenn ich dir etwas über die Augen des Bewußten zu ſagen habe, in ſeiner Gegenwart nur bloß Scintilla ſagen, dann merk’ auf’s grüne Flämmchen, — Bst! hörſt du nichts? er regt ſich hinter’m Ofenſchirm — nämlich, er kann ſich unſicht- bar machen — Ei, das weißt du beſſer wie ich. Und, Fräulein, wenn du wieder mit ihm buhlſt, mir kann es ja eins ſeyn, aber gewarnt hab’ ich dich.“ „Was
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Kummers werde günſtig auf ſie wirken, er halte nichts
auf künſtliche Anſchläge und Täuſchungen, er denke,
wenn irgend noch etwas zu hoffen ſey, auf ſeine Weiſe
eine weit gründlichere und dauerhaftere Heilung zu
erzielen.
Nunmehr aber würden wir es unter der Würde
des Gegenſtands halten und das Gefühl des Leſers
zu verletzen glauben, wenn wir ihn mit den Leiden
des Mädchens ausführlicher als nöthig, auf eine pein-
liche Art unterhalten wollten, ſo viele Anmuth ihr
Geſpräch auch ſelbſt in dieſer traurigen Zerſtörung
noch immer offenbaren mochte. Deßhalb beſchränkt
ſich unſere Schilderung einzig auf das, was zum Ver-
ſtändniß der Sache ſelbſt gehört.
„Fräulein, du kannſt ja Lateiniſch,“ ſagte ſie
Einmal zu Margot, „was heißt der Funke auf La-
teiniſch?“ „Scintilla,“ war die gutmüthige Antwort.
„So, ſo; das iſt ein muſterhaftes Wort, es gibt
ordentlich Funken; aber du wirſt es nur geſchwind
erdacht haben? Thut auch nichts, deſto beſſer vielmehr:
ich will künftig, wenn ich dir etwas über die Augen
des Bewußten zu ſagen habe, in ſeiner Gegenwart
nur bloß Scintilla ſagen, dann merk’ auf’s grüne
Flämmchen, — Bst! hörſt du nichts? er regt ſich
hinter’m Ofenſchirm — nämlich, er kann ſich unſicht-
bar machen — Ei, das weißt du beſſer wie ich. Und,
Fräulein, wenn du wieder mit ihm buhlſt, mir kann
es ja eins ſeyn, aber gewarnt hab’ ich dich.“ „Was
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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/285>, abgerufen am 26.11.2024.
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