Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.tem thierlin, ein rechte angst für einer großen sünden. Aber zu deme allen hab ich noch müeßen mit tem thierlin, ein rechte angſt für einer großen ſünden. Aber zu deme allen hab ich noch müeßen mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0137" n="451"/> tem thierlin, ein rechte angſt für einer großen ſünden.<lb/> da dacht ich: itzund trauret ringsumbher der ganz wald<lb/> mich an und iſt als wie ein ring daraus ein dieb die<lb/> perl hat brochen. ein ſeiden bette ſo noch warm vom<lb/> ſüeßen leib der erſt geſtolenen braut. zu meinen füeßen<lb/> ſank das lieblich wunderwerk. verhauchend ſank es ein<lb/> als wie ein flocken ſchnee am boden hinſchmilzt und lag<lb/> als wie ein mägdlin ſo vom liechten mond gefallen.</p><lb/> <p>Aber zu deme allen hab ich noch müeßen mit<lb/> großem ſchrecken merken ein ſeltſamlichs zeichen auf des<lb/> arm thierlins ſeim rucken. nemlich ein ſchön akkurat<lb/> kreuzlin von ſchwarz haar. alſo daß ich kunt erkennen<lb/> ich hab mich freventlich vergriffen an eim eigenthumb<lb/> der muetter Gottes ſelbs. nunmehr mein herze ſo er-<lb/> weichet geweſen nahm Gott der ſtunden wahr und<lb/> dacht wohl er muß das eiſen ſchmieden weil es glühend<lb/> und zeigete mir im geiſt all mein frech unchriſtlich trei-<lb/> ben und loſe hantierung dieſer ganzer ſechs Jahr und<lb/> redete zu mir die muetter Jeſu in gar holdſeliger weiß<lb/> und das ich nit nachſagen kann noch will. verſtändige<lb/> bitten als wie ein muetterlin in ſchmerzen mahnet ihr<lb/> verloren kind. da hab ich beuget meine knie allhier auf<lb/> dieſen ſtäfflin und hab betet und gelobet daß ich ein<lb/> frumm leben wöllt anfangen. und wunderte mich ſchier<lb/> ob einem gnadenreichen ſchein und klarheit ſo rings-<lb/> umbher ausgoſſen war. ſtand ich nach einer gueten weil<lb/> auf, mich zu bergen im tiefen wald mit himmliſchem<lb/> betrachten den ganzen tag bis daß es nacht worden und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [451/0137]
tem thierlin, ein rechte angſt für einer großen ſünden.
da dacht ich: itzund trauret ringsumbher der ganz wald
mich an und iſt als wie ein ring daraus ein dieb die
perl hat brochen. ein ſeiden bette ſo noch warm vom
ſüeßen leib der erſt geſtolenen braut. zu meinen füeßen
ſank das lieblich wunderwerk. verhauchend ſank es ein
als wie ein flocken ſchnee am boden hinſchmilzt und lag
als wie ein mägdlin ſo vom liechten mond gefallen.
Aber zu deme allen hab ich noch müeßen mit
großem ſchrecken merken ein ſeltſamlichs zeichen auf des
arm thierlins ſeim rucken. nemlich ein ſchön akkurat
kreuzlin von ſchwarz haar. alſo daß ich kunt erkennen
ich hab mich freventlich vergriffen an eim eigenthumb
der muetter Gottes ſelbs. nunmehr mein herze ſo er-
weichet geweſen nahm Gott der ſtunden wahr und
dacht wohl er muß das eiſen ſchmieden weil es glühend
und zeigete mir im geiſt all mein frech unchriſtlich trei-
ben und loſe hantierung dieſer ganzer ſechs Jahr und
redete zu mir die muetter Jeſu in gar holdſeliger weiß
und das ich nit nachſagen kann noch will. verſtändige
bitten als wie ein muetterlin in ſchmerzen mahnet ihr
verloren kind. da hab ich beuget meine knie allhier auf
dieſen ſtäfflin und hab betet und gelobet daß ich ein
frumm leben wöllt anfangen. und wunderte mich ſchier
ob einem gnadenreichen ſchein und klarheit ſo rings-
umbher ausgoſſen war. ſtand ich nach einer gueten weil
auf, mich zu bergen im tiefen wald mit himmliſchem
betrachten den ganzen tag bis daß es nacht worden und
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