Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.trefflich stehen muß, und eilte nur von der Straße Nach einiger Zeit erschien, in Begleitung eines Damit sezte er sich zu dem alten Herrn in der "Ach," lächelte der Freund, "da kann ich dir 3
trefflich ſtehen muß, und eilte nur von der Straße Nach einiger Zeit erſchien, in Begleitung eines Damit ſezte er ſich zu dem alten Herrn in der „Ach,“ lächelte der Freund, „da kann ich dir 3
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trefflich ſtehen muß, und eilte nur von der Straße
weg, ſich zu entſchuldigen.“
Nach einiger Zeit erſchien, in Begleitung eines
Andern, der Erwartete wirklich. Es war ein herzer-
freuendes Wiederſehen, ein immer neu erſtauntes
trunkenes Begrüßen und Frohlocken unter den Dreien.
Wie ergözten ſich die Freunde an dem ſtattlichen An-
ſehen Theobalds, an dem reinen Anſtande, den ihm
das Leben in höherer Geſellſchaft unvermerkt ange-
haucht hatte, nur verbargen ſie ihm nicht, daß die
kräftige Röthe ſeiner Wangen in Zeit von wenigen
Jahren um ein Merkliches verſchwunden ſey. Er ſah
jedoch immer noch geſund und friſch genug neben ſei-
nem hageren Begleiter, dem Schauſpieler Larkens,
aus, den er ſo eben freundſchaftlich produciren wollte,
als dieſer ſofort mit der angenehmſten Art ſich ſelber
empfahl und mit den Worten ſchloß: „Nun ſetz’ dich,
liebes Kleeblatt! Ich werde mich mit eurer Erlaubniß
bald auch zu euch geſellen, aber den erſten Perl- und
Brauſeſchaum des Wiederfindens müßt’ ihr durchaus mit-
einander wegſchlürfen! Ich ſehe dort ein paar Spieler-
hände konvulſiviſch fingern, das iſt auf mich abgeſehen.“
Damit ſezte er ſich zu dem alten Herrn in der
Ecke, den unſer Nolten erſt jezt gewahr wurde und
nicht ohne Achtung begrüßte. „Sag’ mir doch,“ fragte
Leopold heimlich, „was für eine Art von Kenner
das iſt? Er hat die wunderlichſten Begriffe von dir.“
„Ach,“ lächelte der Freund, „da kann ich dir
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