Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.trug, und ich nahm ihn aus einem humoristischen In- "Allein er nahm doch Geld dagegen an?" "Und wenn auch; diese Speculation ward sicher- "Aber er stellte sich völlig närrisch!" "Ich zweifle sehr, daß er es darauf anlegte, oder trug, und ich nahm ihn aus einem humoriſtiſchen In- „Allein er nahm doch Geld dagegen an?“ „Und wenn auch; dieſe Speculation ward ſicher- „Aber er ſtellte ſich völlig närriſch!“ „Ich zweifle ſehr, daß er es darauf anlegte, oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="23"/> trug, und ich nahm ihn aus einem humoriſtiſchen In-<lb/> tereſſe an ſeiner Seltſamkeit um ſo lieber auf, da er<lb/> neben einem, daß ich ſo ſage, univerſal-enthuſiaſtiſchen<lb/> Hieb, neben einem badermäßigen Hochmuth, immer<lb/> eine gewiſſe Gutmüthigkeit zeigte, die in der Folge<lb/> nur der bornirteſten Eitelkeit weichen konnte; denn ſo<lb/> wollt’ ich darauf ſchwören, er hatte mit jenen entwen-<lb/> deten Koncepten Anfangs keine andere Abſicht, als<lb/> vor Ihnen den Mann zu machen.“</p><lb/> <p>„Allein er nahm doch Geld dagegen an?“</p><lb/> <p>„Und wenn auch; dieſe Speculation ward ſicher-<lb/> lich erſt durch Ihr Anerbieten bei ihm erweckt.“</p><lb/> <p>„Aber er ſtellte ſich völlig närriſch!“</p><lb/> <p>„Ich zweifle ſehr, daß er es darauf anlegte, oder<lb/> geſezt, er legte es darauf an, ſo geſchah es nur, nach-<lb/> dem er Ihnen bereits den intereſſanten Verdacht ab-<lb/> gelauſcht. Seiner Dummheit kam übrigens die Liſt<lb/> beinahe gleich; ſo wußte er mich unter einem ausge-<lb/> ſuchten Vorwande zu einer Zeichnung aus dem Stegreife<lb/> zu bewegen, die ohne Zweifel auch für Sie beſtimmt<lb/> war, und wozu ich mich ſelbſt durch den angenehm pro-<lb/> ponirten Gegenſtand angereizt fühlte. Wenn er Sie<lb/> ferner durch den Schein eigener Bildung irre geführt<lb/> hat, ſo begreif’ ich nur um ſo beſſer, warum er ſich<lb/> bei den Unterhaltungen, welche gelegentlich zwiſchen<lb/> mir und einem Freunde vorkamen, immer viel im Zim-<lb/> mer zu ſchaffen machte. Er mag Ihnen auf dieſe Art<lb/> manchen ſchlecht verdauten Brocken hingeworfen haben.“</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0031]
trug, und ich nahm ihn aus einem humoriſtiſchen In-
tereſſe an ſeiner Seltſamkeit um ſo lieber auf, da er
neben einem, daß ich ſo ſage, univerſal-enthuſiaſtiſchen
Hieb, neben einem badermäßigen Hochmuth, immer
eine gewiſſe Gutmüthigkeit zeigte, die in der Folge
nur der bornirteſten Eitelkeit weichen konnte; denn ſo
wollt’ ich darauf ſchwören, er hatte mit jenen entwen-
deten Koncepten Anfangs keine andere Abſicht, als
vor Ihnen den Mann zu machen.“
„Allein er nahm doch Geld dagegen an?“
„Und wenn auch; dieſe Speculation ward ſicher-
lich erſt durch Ihr Anerbieten bei ihm erweckt.“
„Aber er ſtellte ſich völlig närriſch!“
„Ich zweifle ſehr, daß er es darauf anlegte, oder
geſezt, er legte es darauf an, ſo geſchah es nur, nach-
dem er Ihnen bereits den intereſſanten Verdacht ab-
gelauſcht. Seiner Dummheit kam übrigens die Liſt
beinahe gleich; ſo wußte er mich unter einem ausge-
ſuchten Vorwande zu einer Zeichnung aus dem Stegreife
zu bewegen, die ohne Zweifel auch für Sie beſtimmt
war, und wozu ich mich ſelbſt durch den angenehm pro-
ponirten Gegenſtand angereizt fühlte. Wenn er Sie
ferner durch den Schein eigener Bildung irre geführt
hat, ſo begreif’ ich nur um ſo beſſer, warum er ſich
bei den Unterhaltungen, welche gelegentlich zwiſchen
mir und einem Freunde vorkamen, immer viel im Zim-
mer zu ſchaffen machte. Er mag Ihnen auf dieſe Art
manchen ſchlecht verdauten Brocken hingeworfen haben.“
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