Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.gut bürgerliche Komödie gegeben -- Ei aber ein ver- "Das fürcht' ich," erwiderte Nolten, "und rieth "Zumal," unterbrach der Andere ihn mit Geläch- "Leid genug auf alle Fälle sollte mir's seyn," ge- "Was da!" rief der Andere, "wer wird so abge- gut bürgerliche Komödie gegeben — Ei aber ein ver- „Das fürcht’ ich,“ erwiderte Nolten, „und rieth „Zumal,“ unterbrach der Andere ihn mit Geläch- „Leid genug auf alle Fälle ſollte mir’s ſeyn,“ ge- „Was da!“ rief der Andere, „wer wird ſo abge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0221" n="213"/> gut bürgerliche Komödie gegeben — Ei aber ein ver-<lb/> dammter Streich müßt’ es doch ſeyn, wenn ſie eine Necke-<lb/> rei mit der alten Majeſtät darunter ſuchten!“</p><lb/> <p>„Das fürcht’ ich,“ erwiderte <hi rendition="#g">Nolten</hi>, „und rieth<lb/> ich dir nicht damals ſchon, wie du mich mit der Sache<lb/> bekannt machteſt, es lieber bei dir zu behalten, weil<lb/> für keine Mißdeutung zu ſtehen ſey? Es war voraus<lb/> zu ſehen. Denn daß dir der alte <hi rendition="#g">Nikolaus</hi> und die<lb/> Maitreſſe bei der ganzen Kompoſition vorgeſchwebt,<lb/> geſtehſt du ſelber und hat ſich heute nur zu ſehr<lb/> gerechtfertigt —“</p><lb/> <p>„Zumal,“ unterbrach der Andere ihn mit Geläch-<lb/> ter, „zumal, wenn es wahr ſeyn ſollte, daß dir ſelbſt<lb/> der Teufel auch einige Mal in den Pinſel gefahren iſt,<lb/> weil du, wie du ſagteſt, den herrlichen Kopf des Alten<lb/> auf dem Portrait über meinem Schreibtiſch länger als<lb/> räthlich war, in’s Auge gefaßt!“</p><lb/> <p>„Leid genug auf alle Fälle ſollte mir’s ſeyn,“ ge-<lb/> ſtand <hi rendition="#g">Nolten</hi> nach einigem Beſinnen, „man weiß nicht,<lb/> wie ſo was umkommt und ſich in der Leute Mund ver-<lb/> unſtaltet.“</p><lb/> <p>„Was da!“ rief der Andere, „wer wird ſo abge-<lb/> ſchmackt ſeyn und etwas Böſes da heraus combiniren<lb/> wollen? weißt du mir was Tolleres? Gar zu klein<lb/> fänd’ ich es ſchon, wenn dieſe Kreaturen, die ſich Ge-<lb/> bildete nennen, überhaupt einem fremden Gedanken da-<lb/> bei Raum geben und über das Poetiſche der ſchlichten<lb/> Fabel hinausgehen konnten. Aber das iſt ganz in der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [213/0221]
gut bürgerliche Komödie gegeben — Ei aber ein ver-
dammter Streich müßt’ es doch ſeyn, wenn ſie eine Necke-
rei mit der alten Majeſtät darunter ſuchten!“
„Das fürcht’ ich,“ erwiderte Nolten, „und rieth
ich dir nicht damals ſchon, wie du mich mit der Sache
bekannt machteſt, es lieber bei dir zu behalten, weil
für keine Mißdeutung zu ſtehen ſey? Es war voraus
zu ſehen. Denn daß dir der alte Nikolaus und die
Maitreſſe bei der ganzen Kompoſition vorgeſchwebt,
geſtehſt du ſelber und hat ſich heute nur zu ſehr
gerechtfertigt —“
„Zumal,“ unterbrach der Andere ihn mit Geläch-
ter, „zumal, wenn es wahr ſeyn ſollte, daß dir ſelbſt
der Teufel auch einige Mal in den Pinſel gefahren iſt,
weil du, wie du ſagteſt, den herrlichen Kopf des Alten
auf dem Portrait über meinem Schreibtiſch länger als
räthlich war, in’s Auge gefaßt!“
„Leid genug auf alle Fälle ſollte mir’s ſeyn,“ ge-
ſtand Nolten nach einigem Beſinnen, „man weiß nicht,
wie ſo was umkommt und ſich in der Leute Mund ver-
unſtaltet.“
„Was da!“ rief der Andere, „wer wird ſo abge-
ſchmackt ſeyn und etwas Böſes da heraus combiniren
wollen? weißt du mir was Tolleres? Gar zu klein
fänd’ ich es ſchon, wenn dieſe Kreaturen, die ſich Ge-
bildete nennen, überhaupt einem fremden Gedanken da-
bei Raum geben und über das Poetiſche der ſchlichten
Fabel hinausgehen konnten. Aber das iſt ganz in der
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