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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.

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chen und hüpft freudig empor.) Ach alle Engel! Ich sehe aus
wie gemalt.
(Singt.)
Das Bräutchen schön zu grüßen
Stürz' ich vor ihre Füßen --
Sieh her, du hättest eben freilich auch solche kleine
Löckchen zwirbeln sollen -- Schau -- ich hab' hier
mehrere Dutzende auf der Stirn; allein du siehst, wie
gesagt, nicht so übel aus, gar nicht so übel aus --
Horch! Es klopft doch nicht?
Buchdrucker.
Lass' es klopfen!
Wispel.
Schön gesagt! das erinnert treffend an Don Gio-
vanni, wo der Geist auftreten muß -- Eine treffliche Oper.
Buchdrucker (gibt ihm eine Ohrfeige).
Da hast du einen Schiowanni und eine Ooper.
Und jezt gehst du auf der Stell, weil mich Jemand
sprechen will, weil ich einen Werth von drei Louisd'or
einnehmen will -- Geh' spazieren!
(Man hört anklopfen.)
Wispel.
Er kömmt! -- Bruder -- Was stößt mir auf --
wir sind noch nicht balbirt!
Buchdrucker.
Lass' dich vom Henker einseifen, Chinese!
Wispel.
Soll ich durch den Spalt wispern und sagen: er
soll in einer halben Stunde wieder kommen; wir seyen
chen und hüpft freudig empor.) Ach alle Engel! Ich ſehe aus
wie gemalt.
(Singt.)
Das Bräutchen ſchön zu grüßen
Stürz’ ich vor ihre Füßen —
Sieh her, du hätteſt eben freilich auch ſolche kleine
Löckchen zwirbeln ſollen — Schau — ich hab’ hier
mehrere Dutzende auf der Stirn; allein du ſiehſt, wie
geſagt, nicht ſo übel aus, gar nicht ſo übel aus —
Horch! Es klopft doch nicht?
Buchdrucker.
Laſſ’ es klopfen!
Wispel.
Schön geſagt! das erinnert treffend an Don Gio-
vanni, wo der Geiſt auftreten muß — Eine treffliche Oper.
Buchdrucker (gibt ihm eine Ohrfeige).
Da haſt du einen Schiowanni und eine Ooper.
Und jezt gehſt du auf der Stell, weil mich Jemand
ſprechen will, weil ich einen Werth von drei Louisd’or
einnehmen will — Geh’ ſpazieren!
(Man hört anklopfen.)
Wispel.
Er kömmt! — Bruder — Was ſtößt mir auf —
wir ſind noch nicht balbirt!
Buchdrucker.
Laſſ’ dich vom Henker einſeifen, Chineſe!
Wispel.
Soll ich durch den Spalt wispern und ſagen: er
ſoll in einer halben Stunde wieder kommen; wir ſeyen
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[186/0194] chen und hüpft freudig empor.) Ach alle Engel! Ich ſehe aus wie gemalt.(Singt.) Das Bräutchen ſchön zu grüßen Stürz’ ich vor ihre Füßen — Sieh her, du hätteſt eben freilich auch ſolche kleine Löckchen zwirbeln ſollen — Schau — ich hab’ hier mehrere Dutzende auf der Stirn; allein du ſiehſt, wie geſagt, nicht ſo übel aus, gar nicht ſo übel aus — Horch! Es klopft doch nicht? Buchdrucker. Laſſ’ es klopfen! Wispel. Schön geſagt! das erinnert treffend an Don Gio- vanni, wo der Geiſt auftreten muß — Eine treffliche Oper. Buchdrucker (gibt ihm eine Ohrfeige). Da haſt du einen Schiowanni und eine Ooper. Und jezt gehſt du auf der Stell, weil mich Jemand ſprechen will, weil ich einen Werth von drei Louisd’or einnehmen will — Geh’ ſpazieren!(Man hört anklopfen.) Wispel. Er kömmt! — Bruder — Was ſtößt mir auf — wir ſind noch nicht balbirt! Buchdrucker. Laſſ’ dich vom Henker einſeifen, Chineſe! Wispel. Soll ich durch den Spalt wispern und ſagen: er ſoll in einer halben Stunde wieder kommen; wir ſeyen

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/194>, abgerufen am 21.11.2024.