Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.
Darf sich süße Feenbrut Einem Sterblichen wohl gatten? Beide zwar sind Fleisch und Blut, Doch die Braut wirft keinen Schatten. Weithe. Ja, das ist doch unanständig. Morry. Aber stets war sie unbändig. Weithe. Morry, laß uns lieber fort! Mir wird angst an diesem Ort. Morry. Wie sich wohl dieß Spiel noch endet! Beide stehen abgewendet; Wahrlich, wie im tiefsten Schlummer Steht der König, unbeweglich. Weithe. Ach, wie traurig scheint der Mann! Liebe Schwester, ist's nur möglich, Daß man so betrübt seyn kann? Morry. Seine Stirne, voller Kummer, Seine Arme sind gesenkt! Weithe. Was nur unsre Schwester denkt!
Darf ſich ſüße Feenbrut Einem Sterblichen wohl gatten? Beide zwar ſind Fleiſch und Blut, Doch die Braut wirft keinen Schatten. Weithe. Ja, das iſt doch unanſtändig. Morry. Aber ſtets war ſie unbändig. Weithe. Morry, laß uns lieber fort! Mir wird angſt an dieſem Ort. Morry. Wie ſich wohl dieß Spiel noch endet! Beide ſtehen abgewendet; Wahrlich, wie im tiefſten Schlummer Steht der König, unbeweglich. Weithe. Ach, wie traurig ſcheint der Mann! Liebe Schweſter, iſt’s nur möglich, Daß man ſo betrübt ſeyn kann? Morry. Seine Stirne, voller Kummer, Seine Arme ſind geſenkt! Weithe. Was nur unſre Schweſter denkt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#morr"> <p><pb facs="#f0171" n="163"/> Darf ſich ſüße Feenbrut<lb/> Einem Sterblichen wohl gatten?<lb/> Beide zwar ſind Fleiſch und Blut,<lb/> Doch die Braut wirft keinen Schatten.</p> </sp><lb/> <sp who="#weit"> <speaker><hi rendition="#g">Weithe</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, das iſt doch unanſtändig.</p> </sp><lb/> <sp who="#morr"> <speaker><hi rendition="#g">Morry</hi>.</speaker><lb/> <p>Aber ſtets war ſie unbändig.</p> </sp><lb/> <sp who="#weit"> <speaker><hi rendition="#g">Weithe</hi>.</speaker><lb/> <p>Morry, laß uns lieber fort!<lb/> Mir wird angſt an dieſem Ort.</p> </sp><lb/> <sp who="#morr"> <speaker><hi rendition="#g">Morry</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie ſich wohl dieß Spiel noch endet!<lb/> Beide ſtehen abgewendet;<lb/> Wahrlich, wie im tiefſten Schlummer<lb/> Steht der König, unbeweglich.</p> </sp><lb/> <sp who="#weit"> <speaker><hi rendition="#g">Weithe</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach, wie traurig ſcheint der Mann!<lb/> Liebe Schweſter, iſt’s nur möglich,<lb/> Daß man ſo betrübt ſeyn kann?</p> </sp><lb/> <sp who="#morr"> <speaker><hi rendition="#g">Morry</hi>.</speaker><lb/> <p>Seine Stirne, voller Kummer,<lb/> Seine Arme ſind geſenkt!</p> </sp><lb/> <sp who="#weit"> <speaker><hi rendition="#g">Weithe</hi>.</speaker><lb/> <p>Was nur unſre Schweſter denkt!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [163/0171]
Darf ſich ſüße Feenbrut
Einem Sterblichen wohl gatten?
Beide zwar ſind Fleiſch und Blut,
Doch die Braut wirft keinen Schatten.
Weithe.
Ja, das iſt doch unanſtändig.
Morry.
Aber ſtets war ſie unbändig.
Weithe.
Morry, laß uns lieber fort!
Mir wird angſt an dieſem Ort.
Morry.
Wie ſich wohl dieß Spiel noch endet!
Beide ſtehen abgewendet;
Wahrlich, wie im tiefſten Schlummer
Steht der König, unbeweglich.
Weithe.
Ach, wie traurig ſcheint der Mann!
Liebe Schweſter, iſt’s nur möglich,
Daß man ſo betrübt ſeyn kann?
Morry.
Seine Stirne, voller Kummer,
Seine Arme ſind geſenkt!
Weithe.
Was nur unſre Schweſter denkt!
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/171>, abgerufen am 22.07.2024. |