Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.aufging, welches ihm seinen gegenwärtigen Zustand In dieser Winterfrühe, Wie ist mir doch zu Muth? O Morgenroth! ich glühe Von deinem Jugendblut. Es glüht der alte Felsen, Die Wälder Funken sprühn; Berauschte Nebel wälzen Sich in dem Thale hin. Wie von der Höhe nieder Der reinste Himmel flimmt, Der nun um Rosenglieder Entzückter Engel schwimmt! Und Wunderkräfte spielen Mir fröhlich durch die Brust, In taumelnden Gefühlen Kaum bin ich mir bewußt. Mit thatenlust'ger Eile Erhebt sich Geist und Sinn, Und flügelt gold'ne Pfeile Durch alle Ferne hin. Wo denk' ich hinzuschweifen? Faßt mich ein Zauberschwarm? Will ich die Welt ergreifen Mit diesem jungen Arm? aufging, welches ihm ſeinen gegenwärtigen Zuſtand In dieſer Winterfrühe, Wie iſt mir doch zu Muth? O Morgenroth! ich glühe Von deinem Jugendblut. Es glüht der alte Felſen, Die Wälder Funken ſprühn; Berauſchte Nebel wälzen Sich in dem Thale hin. Wie von der Höhe nieder Der reinſte Himmel flimmt, Der nun um Roſenglieder Entzückter Engel ſchwimmt! Und Wunderkräfte ſpielen Mir fröhlich durch die Bruſt, In taumelnden Gefühlen Kaum bin ich mir bewußt. Mit thatenluſt’ger Eile Erhebt ſich Geiſt und Sinn, Und flügelt gold’ne Pfeile Durch alle Ferne hin. Wo denk’ ich hinzuſchweifen? Faßt mich ein Zauberſchwarm? Will ich die Welt ergreifen Mit dieſem jungen Arm? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0117" n="109"/> aufging, welches ihm ſeinen gegenwärtigen Zuſtand<lb/> wunderbar zu erklären ſchien. Er wiederholte ſich die<lb/> Verſe ſeines Freundes, und konnte zulezt nicht umhin,<lb/> ſie laut für ſich zu ſingen.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In dieſer Winterfrühe,</l><lb/> <l>Wie iſt mir doch zu Muth?</l><lb/> <l>O Morgenroth! ich glühe</l><lb/> <l>Von deinem Jugendblut.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es glüht der alte Felſen,</l><lb/> <l>Die Wälder Funken ſprühn;</l><lb/> <l>Berauſchte Nebel wälzen</l><lb/> <l>Sich in dem Thale hin.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie von der Höhe nieder</l><lb/> <l>Der reinſte Himmel flimmt,</l><lb/> <l>Der nun um Roſenglieder</l><lb/> <l>Entzückter Engel ſchwimmt!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und Wunderkräfte ſpielen</l><lb/> <l>Mir fröhlich durch die Bruſt,</l><lb/> <l>In taumelnden Gefühlen</l><lb/> <l>Kaum bin ich mir bewußt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Mit thatenluſt’ger Eile</l><lb/> <l>Erhebt ſich Geiſt und Sinn,</l><lb/> <l>Und flügelt gold’ne Pfeile</l><lb/> <l>Durch alle Ferne hin.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wo denk’ ich hinzuſchweifen?</l><lb/> <l>Faßt mich ein Zauberſchwarm?</l><lb/> <l>Will ich die Welt ergreifen</l><lb/> <l>Mit dieſem jungen Arm?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0117]
aufging, welches ihm ſeinen gegenwärtigen Zuſtand
wunderbar zu erklären ſchien. Er wiederholte ſich die
Verſe ſeines Freundes, und konnte zulezt nicht umhin,
ſie laut für ſich zu ſingen.
In dieſer Winterfrühe,
Wie iſt mir doch zu Muth?
O Morgenroth! ich glühe
Von deinem Jugendblut.
Es glüht der alte Felſen,
Die Wälder Funken ſprühn;
Berauſchte Nebel wälzen
Sich in dem Thale hin.
Wie von der Höhe nieder
Der reinſte Himmel flimmt,
Der nun um Roſenglieder
Entzückter Engel ſchwimmt!
Und Wunderkräfte ſpielen
Mir fröhlich durch die Bruſt,
In taumelnden Gefühlen
Kaum bin ich mir bewußt.
Mit thatenluſt’ger Eile
Erhebt ſich Geiſt und Sinn,
Und flügelt gold’ne Pfeile
Durch alle Ferne hin.
Wo denk’ ich hinzuſchweifen?
Faßt mich ein Zauberſchwarm?
Will ich die Welt ergreifen
Mit dieſem jungen Arm?
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