Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.Ist aber mir mit meiner Kunst ein anderes Tag¬ Er trat vor den Laden, sprach freundlich mit dem Iſt aber mir mit meiner Kunſt ein anderes Tag¬ Er trat vor den Laden, ſprach freundlich mit dem <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0096" n="84"/> <p>Iſt aber mir mit meiner Kunſt ein anderes Tag¬<lb/> werk anbefohlen, das ich am Ende doch mit keinem<lb/> in der Welt vertauſchen würde: warum muß ich da¬<lb/> bei in Verhältniſſen leben, die das gerade Widerſpiel<lb/> von ſolch unſchuldiger, einfacher Exiſtenz ausmachen?<lb/> Ein Gütchen wenn du hätteſt, ein kleines Haus bei<lb/> einem Dorf in ſchöner Gegend, du ſollteſt wahrlich<lb/> neu aufleben! Den Morgen über fleißig bei deinen<lb/> Partituren, die ganze übrige Zeit bei der Familie;<lb/> Bäume pflanzen, deinen Acker beſuchen, im Herbſt<lb/> mit den Buben die Aepfel und die Birn' herunter thun;<lb/> bisweilen eine Reiſe in die Stadt zu einer Aufführung<lb/> und ſonſt, von Zeit zu Zeit ein Freund und meh¬<lb/> rere bei dir — welch eine Seligkeit! Nun ja, wer<lb/> weiß was noch geſchieht.</p><lb/> <p>Er trat vor den Laden, ſprach freundlich mit dem<lb/> Mädchen und fing an, ihren Kram genauer zu be¬<lb/> trachten. Bei der unmittelbaren Verwandtſchaft,<lb/> welche die meiſten dieſer Dinge zu jenem idylliſchen<lb/> Anfluge hatten, zog ihn die Sauberkeit, das Helle,<lb/> Glatte, ſelbſt der Geruch der mancherlei Holzarbeiten<lb/> an. Es fiel ihm plötzlich ein, Verſchiedenes für ſeine<lb/> Frau, was ihr nach ſeiner Meinung angenehm und<lb/> nutzbar wäre, auszuwählen. Sein Augenmerk ging<lb/></p> </body> </text> </TEI> [84/0096]
Iſt aber mir mit meiner Kunſt ein anderes Tag¬
werk anbefohlen, das ich am Ende doch mit keinem
in der Welt vertauſchen würde: warum muß ich da¬
bei in Verhältniſſen leben, die das gerade Widerſpiel
von ſolch unſchuldiger, einfacher Exiſtenz ausmachen?
Ein Gütchen wenn du hätteſt, ein kleines Haus bei
einem Dorf in ſchöner Gegend, du ſollteſt wahrlich
neu aufleben! Den Morgen über fleißig bei deinen
Partituren, die ganze übrige Zeit bei der Familie;
Bäume pflanzen, deinen Acker beſuchen, im Herbſt
mit den Buben die Aepfel und die Birn' herunter thun;
bisweilen eine Reiſe in die Stadt zu einer Aufführung
und ſonſt, von Zeit zu Zeit ein Freund und meh¬
rere bei dir — welch eine Seligkeit! Nun ja, wer
weiß was noch geſchieht.
Er trat vor den Laden, ſprach freundlich mit dem
Mädchen und fing an, ihren Kram genauer zu be¬
trachten. Bei der unmittelbaren Verwandtſchaft,
welche die meiſten dieſer Dinge zu jenem idylliſchen
Anfluge hatten, zog ihn die Sauberkeit, das Helle,
Glatte, ſelbſt der Geruch der mancherlei Holzarbeiten
an. Es fiel ihm plötzlich ein, Verſchiedenes für ſeine
Frau, was ihr nach ſeiner Meinung angenehm und
nutzbar wäre, auszuwählen. Sein Augenmerk ging
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