Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.zackigen Gestäude auf der Stirn, das possierliche Eich¬ "Man könnte denken," sagte die Frau, "du habest "Was Prater! Sapperlot, wie du nur das Wort "O unerhört!" rief sie, "so redet nun der Mann, Als beide wieder in dem Wagen saßen, und sich zackigen Geſtäude auf der Stirn, das poſſierliche Eich¬ „Man könnte denken,“ ſagte die Frau, „du habeſt „Was Prater! Sapperlot, wie du nur das Wort „O unerhört!“ rief ſie, „ſo redet nun der Mann, Als beide wieder in dem Wagen ſaßen, und ſich <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0018" n="6"/> zackigen Geſtäude auf der Stirn, das poſſierliche Eich¬<lb/> horn, der Auerhahn, der Häher.“ — Er bückte ſich,<lb/> brach einen Pilz und pries die prächtige hochrothe<lb/> Farbe des Schirms, die zarten weißlichen Lamellen<lb/> an deſſen unterer Seite, auch ſteckte er verſchiedene<lb/> Tannenzapfen ein.</p><lb/> <p>„Man könnte denken,“ ſagte die Frau, „du habeſt<lb/> noch nicht zwanzig Schritte hinein in den Prater<lb/> geſehen, der ſolche Raritäten doch auch wohl aufzu¬<lb/> weiſen hat.“</p><lb/> <p>„Was Prater! Sapperlot, wie du nur das Wort<lb/> hier nennen magſt! Vor lauter Caroſſen, Staatsde¬<lb/> gen, Roben und Fächern, Muſik und allem Spektakel<lb/> der Welt, wer ſieht denn da noch ſonſt etwas? Und<lb/> ſelbſt die Bäume dort, ſo breit ſie ſich auch machen,<lb/> ich weiß nicht — Bucheckern und Eicheln, am Boden<lb/> verſtreut, ſehn halter aus als wie Geſchwiſterkind mit<lb/> der Unzahl verbrauchter Korkſtöpſel darunter. Zwei<lb/> Stunden weit riecht das Gehölz nach Kellnern und<lb/> nach Saucen.“</p><lb/> <p>„O unerhört!“ rief ſie, „ſo redet nun der Mann,<lb/> dem gar nichts über das Vergnügen geht, Backhähnl<lb/> im Prater zu ſpeiſen!“</p><lb/> <p>Als beide wieder in dem Wagen ſaßen, und ſich<lb/></p> </body> </text> </TEI> [6/0018]
zackigen Geſtäude auf der Stirn, das poſſierliche Eich¬
horn, der Auerhahn, der Häher.“ — Er bückte ſich,
brach einen Pilz und pries die prächtige hochrothe
Farbe des Schirms, die zarten weißlichen Lamellen
an deſſen unterer Seite, auch ſteckte er verſchiedene
Tannenzapfen ein.
„Man könnte denken,“ ſagte die Frau, „du habeſt
noch nicht zwanzig Schritte hinein in den Prater
geſehen, der ſolche Raritäten doch auch wohl aufzu¬
weiſen hat.“
„Was Prater! Sapperlot, wie du nur das Wort
hier nennen magſt! Vor lauter Caroſſen, Staatsde¬
gen, Roben und Fächern, Muſik und allem Spektakel
der Welt, wer ſieht denn da noch ſonſt etwas? Und
ſelbſt die Bäume dort, ſo breit ſie ſich auch machen,
ich weiß nicht — Bucheckern und Eicheln, am Boden
verſtreut, ſehn halter aus als wie Geſchwiſterkind mit
der Unzahl verbrauchter Korkſtöpſel darunter. Zwei
Stunden weit riecht das Gehölz nach Kellnern und
nach Saucen.“
„O unerhört!“ rief ſie, „ſo redet nun der Mann,
dem gar nichts über das Vergnügen geht, Backhähnl
im Prater zu ſpeiſen!“
Als beide wieder in dem Wagen ſaßen, und ſich
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/18>, abgerufen am 27.07.2024. |