Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856."Leporello!" rief der Graf, lustig aufspringend, "Nicht doch! damit ist es vorbei -- mein Junker "Wohl bekomm's ihm -- und Jedem das Seine!" "Mein Gott, was hab'ich da gemacht!" lamen¬ "Es geht halt gar nicht, Beste! nur schlechter¬ "Manchmal," fing Mozart an, "kann sich doch "Wär's möglich? Wann? Gewiß vor drei Wochen, "Getroffen! Und das begab sich so. Ich kam nach „Leporello!“ rief der Graf, luſtig aufſpringend, „Nicht doch! damit iſt es vorbei — mein Junker „Wohl bekomm's ihm — und Jedem das Seine!“ „Mein Gott, was hab'ich da gemacht!“ lamen¬ „Es geht halt gar nicht, Beſte! nur ſchlechter¬ „Manchmal,“ fing Mozart an, „kann ſich doch „Wär's möglich? Wann? Gewiß vor drei Wochen, „Getroffen! Und das begab ſich ſo. Ich kam nach <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0112" n="100"/> <p>„Leporello!“ rief der Graf, luſtig aufſpringend,<lb/> und winkte einem Diener: „Wein! Sillery, drei<lb/> Flaſchen!“</p><lb/> <p>„Nicht doch! damit iſt es vorbei — mein Junker<lb/> hat ſein letztes im Glaſe.“</p><lb/> <p>„Wohl bekomm's ihm — und Jedem das Seine!“</p><lb/> <p>„Mein Gott, was hab'ich da gemacht!“ lamen¬<lb/> tirte Conſtanze, mit einem Blick auf die Uhr, „gleich<lb/> iſt es Elfe, und morgen früh ſoll's fort — wie wird<lb/> das gehen?“</p><lb/> <p>„Es geht halt gar nicht, Beſte! nur ſchlechter¬<lb/> dings gar nicht.“</p><lb/> <p>„Manchmal,“ fing Mozart an, „kann ſich doch<lb/> ein Ding ſonderbar fügen. Was wird denn meine<lb/> Stanzl ſagen, wenn ſie erfährt, daß eben das Stück<lb/> Arbeit, was ſie nun hören ſoll, um eben dieſe<lb/> Stunde in der Nacht, und zwar gleichfalls vor einer<lb/> angeſetzten Reiſe, zur Welt geboren iſt?“</p><lb/> <p>„Wär's möglich? Wann? Gewiß vor drei Wochen,<lb/> wie du nach Eiſenſtadt wollteſt?“</p><lb/> <p>„Getroffen! Und das begab ſich ſo. Ich kam nach<lb/> Zehne, du ſchliefſt ſchon feſt, von Richters Eſſen<lb/> heim, und wollte verſprochenermaßen auch bälder zu<lb/> Bett, um Morgens bei Zeiten heraus und in den<lb/></p> </body> </text> </TEI> [100/0112]
„Leporello!“ rief der Graf, luſtig aufſpringend,
und winkte einem Diener: „Wein! Sillery, drei
Flaſchen!“
„Nicht doch! damit iſt es vorbei — mein Junker
hat ſein letztes im Glaſe.“
„Wohl bekomm's ihm — und Jedem das Seine!“
„Mein Gott, was hab'ich da gemacht!“ lamen¬
tirte Conſtanze, mit einem Blick auf die Uhr, „gleich
iſt es Elfe, und morgen früh ſoll's fort — wie wird
das gehen?“
„Es geht halt gar nicht, Beſte! nur ſchlechter¬
dings gar nicht.“
„Manchmal,“ fing Mozart an, „kann ſich doch
ein Ding ſonderbar fügen. Was wird denn meine
Stanzl ſagen, wenn ſie erfährt, daß eben das Stück
Arbeit, was ſie nun hören ſoll, um eben dieſe
Stunde in der Nacht, und zwar gleichfalls vor einer
angeſetzten Reiſe, zur Welt geboren iſt?“
„Wär's möglich? Wann? Gewiß vor drei Wochen,
wie du nach Eiſenſtadt wollteſt?“
„Getroffen! Und das begab ſich ſo. Ich kam nach
Zehne, du ſchliefſt ſchon feſt, von Richters Eſſen
heim, und wollte verſprochenermaßen auch bälder zu
Bett, um Morgens bei Zeiten heraus und in den
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/112>, abgerufen am 17.02.2025. |