entschuldigte ihr langes Ausbleiben, sie habe den Na¬ men der Gasse nicht mehr gewußt und sich erst heut zu¬ recht gefragt. Mozart nahm ihr die Sachen nach einander ab, die er sofort mit Selbstzufriedenheit mir überreichte. Ich ließ mir herzlich dankbar alles und jedes wohl gefallen, belobte und pries, nur nahm es mich Wunder, wozu er das Gartengeräthe gekauft. -- "Natürlich," sagt' er, "für dein Stückchen an der Wien." -- "Mein Gott, das haben wir ja aber lange abgegeben! weil uns das Wasser immer so viel Scha¬ den that und überhaupt gar nichts dabei herauskam. Ich sagte dir's, du hattest nichts dawider." -- "Was? Und also die Spargeln, die wir dieß Frühjahr speis¬ ten" -- "Waren immer vom Markt." -- "Seht," sagt' er, "hätt' ich das gewußt! Ich lobte sie dir so aus bloßer Artigkeit, weil du mich wirklich dauertest mit deiner Gärtnerei; es waren Dingerl wie die Federspulen."
"Die Herrn belustigte der Spaß überaus; ich mußte Einigen sogleich das Ueberflüssige zum Anden¬ ken lassen. Als aber Mozart nun das Mädchen über ihr Heirathsanliegen ausforschte, sie ermunterte, hier nur ganz frei zu sprechen, da das, was man für sie und ihren Liebsten thun würde, in der Stille, glimpflich
entſchuldigte ihr langes Ausbleiben, ſie habe den Na¬ men der Gaſſe nicht mehr gewußt und ſich erſt heut zu¬ recht gefragt. Mozart nahm ihr die Sachen nach einander ab, die er ſofort mit Selbſtzufriedenheit mir überreichte. Ich ließ mir herzlich dankbar alles und jedes wohl gefallen, belobte und pries, nur nahm es mich Wunder, wozu er das Gartengeräthe gekauft. — „Natürlich,“ ſagt' er, „für dein Stückchen an der Wien.“ — „Mein Gott, das haben wir ja aber lange abgegeben! weil uns das Waſſer immer ſo viel Scha¬ den that und überhaupt gar nichts dabei herauskam. Ich ſagte dir's, du hatteſt nichts dawider.“ — „Was? Und alſo die Spargeln, die wir dieß Frühjahr ſpeis¬ ten“ — „Waren immer vom Markt.“ — „Seht,“ ſagt' er, „hätt' ich das gewußt! Ich lobte ſie dir ſo aus bloßer Artigkeit, weil du mich wirklich dauerteſt mit deiner Gärtnerei; es waren Dingerl wie die Federſpulen.“
„Die Herrn beluſtigte der Spaß überaus; ich mußte Einigen ſogleich das Ueberflüſſige zum Anden¬ ken laſſen. Als aber Mozart nun das Mädchen über ihr Heirathsanliegen ausforſchte, ſie ermunterte, hier nur ganz frei zu ſprechen, da das, was man für ſie und ihren Liebſten thun würde, in der Stille, glimpflich
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entſchuldigte ihr langes Ausbleiben, ſie habe den Na¬
men der Gaſſe nicht mehr gewußt und ſich erſt heut zu¬
recht gefragt. Mozart nahm ihr die Sachen nach
einander ab, die er ſofort mit Selbſtzufriedenheit mir
überreichte. Ich ließ mir herzlich dankbar alles und
jedes wohl gefallen, belobte und pries, nur nahm
es mich Wunder, wozu er das Gartengeräthe gekauft.
— „Natürlich,“ ſagt' er, „für dein Stückchen an der
Wien.“ — „Mein Gott, das haben wir ja aber lange
abgegeben! weil uns das Waſſer immer ſo viel Scha¬
den that und überhaupt gar nichts dabei herauskam.
Ich ſagte dir's, du hatteſt nichts dawider.“ — „Was?
Und alſo die Spargeln, die wir dieß Frühjahr ſpeis¬
ten“ — „Waren immer vom Markt.“ — „Seht,“
ſagt' er, „hätt' ich das gewußt! Ich lobte ſie dir
ſo aus bloßer Artigkeit, weil du mich wirklich dauerteſt
mit deiner Gärtnerei; es waren Dingerl wie die
Federſpulen.“
„Die Herrn beluſtigte der Spaß überaus; ich
mußte Einigen ſogleich das Ueberflüſſige zum Anden¬
ken laſſen. Als aber Mozart nun das Mädchen über
ihr Heirathsanliegen ausforſchte, ſie ermunterte, hier
nur ganz frei zu ſprechen, da das, was man für ſie
und ihren Liebſten thun würde, in der Stille, glimpflich
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Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/105>, abgerufen am 17.02.2025.
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