Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Gott hab' den Herren selig, Mit seiner rothen Habichtsnas'! Regierete so fröhlich, Kam Tags auf sieben Maß. Einst thät er uns bescheiden, Sprach: Männiglich kennt mein Gebot: Den Gerstensaft zu meiden; Man büßet's mit dem Tod. Mit ein paar lausigen Dichtern Traf man beim sauren Bier euch an, Versteht sich, nudelnüchtern, Wohl auf der Kugelbahn. Kommt also her, ihr Lümmel! -- Er zog sein' Zauberstab herfür -- Wir stürzten wie vom Himmel -- Acht Kegel waren wir! Jezt ging es an ein Hudeln, Einen hölzern König man uns gab, Doch schoß man nichts wie Pudel, Da schafften sie uns ab. -- Nun dauert es nicht lange,
So zieht das Burschenvolk einmal Auf's Schloß mit wildem Sange, Zum König in den Saal: Gott hab' den Herren ſelig, Mit ſeiner rothen Habichtsnaſ'! Regierete ſo froͤhlich, Kam Tags auf ſieben Maß. Einſt thaͤt er uns beſcheiden, Sprach: Maͤnniglich kennt mein Gebot: Den Gerſtenſaft zu meiden; Man buͤßet's mit dem Tod. Mit ein paar lauſigen Dichtern Traf man beim ſauren Bier euch an, Verſteht ſich, nudelnuͤchtern, Wohl auf der Kugelbahn. Kommt alſo her, ihr Luͤmmel! — Er zog ſein' Zauberſtab herfuͤr — Wir ſtuͤrzten wie vom Himmel — Acht Kegel waren wir! Jezt ging es an ein Hudeln, Einen hoͤlzern Koͤnig man uns gab, Doch ſchoß man nichts wie Pudel, Da ſchafften ſie uns ab. — Nun dauert es nicht lange,
So zieht das Burſchenvolk einmal Auf's Schloß mit wildem Sange, Zum Koͤnig in den Saal: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0098" n="82"/> <lg n="12"> <l>Gott hab' den Herren ſelig,</l><lb/> <l>Mit ſeiner rothen Habichtsnaſ'!</l><lb/> <l>Regierete ſo froͤhlich,</l><lb/> <l>Kam Tags auf ſieben Maß.</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Einſt thaͤt er uns beſcheiden,</l><lb/> <l>Sprach: Maͤnniglich kennt mein Gebot:</l><lb/> <l>Den Gerſtenſaft zu meiden;</l><lb/> <l>Man buͤßet's mit dem Tod.</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>Mit ein paar lauſigen Dichtern</l><lb/> <l>Traf man beim ſauren Bier euch an,</l><lb/> <l>Verſteht ſich, nudelnuͤchtern,</l><lb/> <l>Wohl auf der Kugelbahn.</l><lb/> </lg> <lg n="15"> <l>Kommt alſo her, ihr Luͤmmel!</l><lb/> <l>— Er zog ſein' Zauberſtab herfuͤr —</l><lb/> <l>Wir ſtuͤrzten wie vom Himmel —</l><lb/> <l>Acht Kegel waren wir!</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Jezt ging es an ein Hudeln,</l><lb/> <l>Einen hoͤlzern Koͤnig man uns gab,</l><lb/> <l>Doch ſchoß man nichts wie Pudel,</l><lb/> <l>Da ſchafften ſie uns ab. —</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>Nun dauert es nicht lange,</l><lb/> <l>So zieht das Burſchenvolk einmal</l><lb/> <l>Auf's Schloß mit wildem Sange,</l><lb/> <l>Zum Koͤnig in den Saal:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [82/0098]
Gott hab' den Herren ſelig,
Mit ſeiner rothen Habichtsnaſ'!
Regierete ſo froͤhlich,
Kam Tags auf ſieben Maß.
Einſt thaͤt er uns beſcheiden,
Sprach: Maͤnniglich kennt mein Gebot:
Den Gerſtenſaft zu meiden;
Man buͤßet's mit dem Tod.
Mit ein paar lauſigen Dichtern
Traf man beim ſauren Bier euch an,
Verſteht ſich, nudelnuͤchtern,
Wohl auf der Kugelbahn.
Kommt alſo her, ihr Luͤmmel!
— Er zog ſein' Zauberſtab herfuͤr —
Wir ſtuͤrzten wie vom Himmel —
Acht Kegel waren wir!
Jezt ging es an ein Hudeln,
Einen hoͤlzern Koͤnig man uns gab,
Doch ſchoß man nichts wie Pudel,
Da ſchafften ſie uns ab. —
Nun dauert es nicht lange,
So zieht das Burſchenvolk einmal
Auf's Schloß mit wildem Sange,
Zum Koͤnig in den Saal:
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/98>, abgerufen am 22.07.2024. |