Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Der Narr, was kann er wollen? Er macht sich an die Kugelbahn, Läßt eine Kugel rollen, Ein Höllenlärm geht an. Es fahren gar behende Acht Kegel hinter'm Brett herauf, Schrei'n: Hagel und kein Ende! Wer Teufel weckt uns auf? Und waren acht Studiosen, Wohl aus der Zopf- und Puderzeit: Rothe Röcklein, kurze Hosen, Und ganz charmante Leut'. Die sehen mit Ergetzen Den edelen Karfunkelwein, Gleich thäten sie sich letzen Und zechen und juchhein. Den Wirth erbaut das wenig; Er sprach: Ihr Herren, wollt verzeihn: Wo ist der Schoppenkönig? Wann seyd Ihr denn zu Neun? Ach Küper, lieber Küper!
Wie machest uns das Herze schwer! Wohl funfzig Jahr und drüber Begraben lieget er. Mörike, Gedichte. 6
Der Narr, was kann er wollen? Er macht ſich an die Kugelbahn, Laͤßt eine Kugel rollen, Ein Hoͤllenlaͤrm geht an. Es fahren gar behende Acht Kegel hinter'm Brett herauf, Schrei'n: Hagel und kein Ende! Wer Teufel weckt uns auf? Und waren acht Studioſen, Wohl aus der Zopf- und Puderzeit: Rothe Roͤcklein, kurze Hoſen, Und ganz charmante Leut'. Die ſehen mit Ergetzen Den edelen Karfunkelwein, Gleich thaͤten ſie ſich letzen Und zechen und juchhein. Den Wirth erbaut das wenig; Er ſprach: Ihr Herren, wollt verzeihn: Wo iſt der Schoppenkoͤnig? Wann ſeyd Ihr denn zu Neun? Ach Kuͤper, lieber Kuͤper!
Wie macheſt uns das Herze ſchwer! Wohl funfzig Jahr und druͤber Begraben lieget er. Moͤrike, Gedichte. 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0097" n="81"/> <lg n="6"> <l>Der Narr, was kann er wollen?</l><lb/> <l>Er macht ſich an die Kugelbahn,</l><lb/> <l>Laͤßt eine Kugel rollen,</l><lb/> <l>Ein Hoͤllenlaͤrm geht an.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Es fahren gar behende</l><lb/> <l>Acht Kegel hinter'm Brett herauf,</l><lb/> <l>Schrei'n: Hagel und kein Ende!</l><lb/> <l>Wer Teufel weckt uns auf?</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Und waren acht Studioſen,</l><lb/> <l>Wohl aus der Zopf- und Puderzeit:</l><lb/> <l>Rothe Roͤcklein, kurze Hoſen,</l><lb/> <l>Und ganz charmante Leut'.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Die ſehen mit Ergetzen</l><lb/> <l>Den edelen Karfunkelwein,</l><lb/> <l>Gleich thaͤten ſie ſich letzen</l><lb/> <l>Und zechen und juchhein.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Den Wirth erbaut das wenig;</l><lb/> <l>Er ſprach: Ihr Herren, wollt verzeihn:</l><lb/> <l>Wo iſt der Schoppenkoͤnig?</l><lb/> <l>Wann ſeyd Ihr denn zu Neun?</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Ach Kuͤper, lieber Kuͤper!</l><lb/> <l>Wie macheſt uns das Herze ſchwer!</l><lb/> <l>Wohl funfzig Jahr und druͤber</l><lb/> <l>Begraben lieget er.</l><lb/> </lg> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Moͤrike</hi>, Gedichte. 6<lb/></fw> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [81/0097]
Der Narr, was kann er wollen?
Er macht ſich an die Kugelbahn,
Laͤßt eine Kugel rollen,
Ein Hoͤllenlaͤrm geht an.
Es fahren gar behende
Acht Kegel hinter'm Brett herauf,
Schrei'n: Hagel und kein Ende!
Wer Teufel weckt uns auf?
Und waren acht Studioſen,
Wohl aus der Zopf- und Puderzeit:
Rothe Roͤcklein, kurze Hoſen,
Und ganz charmante Leut'.
Die ſehen mit Ergetzen
Den edelen Karfunkelwein,
Gleich thaͤten ſie ſich letzen
Und zechen und juchhein.
Den Wirth erbaut das wenig;
Er ſprach: Ihr Herren, wollt verzeihn:
Wo iſt der Schoppenkoͤnig?
Wann ſeyd Ihr denn zu Neun?
Ach Kuͤper, lieber Kuͤper!
Wie macheſt uns das Herze ſchwer!
Wohl funfzig Jahr und druͤber
Begraben lieget er.
Moͤrike, Gedichte. 6
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/97 |
Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/97>, abgerufen am 22.07.2024. |