Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Restauration

nach Durchlesung eines Manuscripts mit Gedichten.

Das süße Zeug ohne Saft und Kraft!
Es hat mir all mein Gedärm erschlafft.
Es roch, ich will des Henkers seyn,
Wie lauter welke Rosen und Camille-Blümlein.
Mir ward ganz übel, mauserig, dumm,
Ich sah mich schnell nach was Tüchtigem um,
Lief in den Garten hinter'm Haus,
Zog einen herzhaften Rettig aus,
Fraß ihn auch auf bis auf den Schwanz,
Da war ich wieder frisch und genesen ganz.

Reſtauration

nach Durchleſung eines Manuſcripts mit Gedichten.

Das ſuͤße Zeug ohne Saft und Kraft!
Es hat mir all mein Gedaͤrm erſchlafft.
Es roch, ich will des Henkers ſeyn,
Wie lauter welke Roſen und Camille-Bluͤmlein.
Mir ward ganz uͤbel, mauſerig, dumm,
Ich ſah mich ſchnell nach was Tuͤchtigem um,
Lief in den Garten hinter'm Haus,
Zog einen herzhaften Rettig aus,
Fraß ihn auch auf bis auf den Schwanz,
Da war ich wieder friſch und geneſen ganz.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0228" n="212"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b #g">Re&#x017F;tauration</hi><lb/>
        </head>
        <p rendition="#c">nach Durchle&#x017F;ung eines Manu&#x017F;cripts mit Gedichten.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>as &#x017F;u&#x0364;ße Zeug ohne Saft und Kraft!</l><lb/>
          <l>Es hat mir all mein Geda&#x0364;rm er&#x017F;chlafft.</l><lb/>
          <l>Es roch, ich will des Henkers &#x017F;eyn,</l><lb/>
          <l>Wie lauter welke Ro&#x017F;en und Camille-Blu&#x0364;mlein.</l><lb/>
          <l>Mir ward ganz u&#x0364;bel, mau&#x017F;erig, dumm,</l><lb/>
          <l>Ich &#x017F;ah mich &#x017F;chnell nach was Tu&#x0364;chtigem um,</l><lb/>
          <l>Lief in den Garten hinter'm Haus,</l><lb/>
          <l>Zog einen herzhaften Rettig aus,</l><lb/>
          <l>Fraß ihn auch auf bis auf den Schwanz,</l><lb/>
          <l>Da war ich wieder fri&#x017F;ch und gene&#x017F;en ganz.</l><lb/>
        </lg>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0228] Reſtauration nach Durchleſung eines Manuſcripts mit Gedichten. Das ſuͤße Zeug ohne Saft und Kraft! Es hat mir all mein Gedaͤrm erſchlafft. Es roch, ich will des Henkers ſeyn, Wie lauter welke Roſen und Camille-Bluͤmlein. Mir ward ganz uͤbel, mauſerig, dumm, Ich ſah mich ſchnell nach was Tuͤchtigem um, Lief in den Garten hinter'm Haus, Zog einen herzhaften Rettig aus, Fraß ihn auch auf bis auf den Schwanz, Da war ich wieder friſch und geneſen ganz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/228
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/228>, abgerufen am 03.12.2024.