Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Elemente.
E gar apokaradokia tes ktiseos
ten apokalupsin ton uion tou theou
apekdekhetai.

Paulus a. d. Röm. 8, 19.
Am schwarzen Berg da steht der Riese,
Steht hoch der Mond darüber her;
Die weißen Nebel auf der Wiese
Sind Wassergeister aus dem Meer:
Ihrem Gebieter nachgezogen,
Vergiften sie die reine Nacht,
Aus deren hochgeschwungnem Bogen
Das volle Heer der Sterne lacht.
Still schaut der Herr auf seine Geister,
Die Faust am Herzen fest geballt;
Er heißt der Elemente Meister,
Heißt Herr der tödtlichen Gewalt;
Ein Gott hat sie ihm übergeben,
Ach, ihm die schmerzenreichste Lust!
Und namenlose Seufzer heben
Die ehrne, göttergleiche Brust.
Die Keule schwingt er jezt, die alte,
Vom Schlage dröhnt der Erde Rund,
Dann springt durch die gewalt'ge Spalte
Der Riesenkörper in den Grund.
Die Elemente.
Ἡ γὰϱ ἀποϰαϱαδοϰία τῆς ϰτίσεως
τὴν ἀποϰάλυψιν τῶν υἱῶν τοῦ ϑεοῦ
ἀπεϰδέχεται.

Paulus a. d. Roͤm. 8, 19.
Am ſchwarzen Berg da ſteht der Rieſe,
Steht hoch der Mond daruͤber her;
Die weißen Nebel auf der Wieſe
Sind Waſſergeiſter aus dem Meer:
Ihrem Gebieter nachgezogen,
Vergiften ſie die reine Nacht,
Aus deren hochgeſchwungnem Bogen
Das volle Heer der Sterne lacht.
Still ſchaut der Herr auf ſeine Geiſter,
Die Fauſt am Herzen feſt geballt;
Er heißt der Elemente Meiſter,
Heißt Herr der toͤdtlichen Gewalt;
Ein Gott hat ſie ihm uͤbergeben,
Ach, ihm die ſchmerzenreichſte Luſt!
Und namenloſe Seufzer heben
Die ehrne, goͤttergleiche Bruſt.
Die Keule ſchwingt er jezt, die alte,
Vom Schlage droͤhnt der Erde Rund,
Dann ſpringt durch die gewalt'ge Spalte
Der Rieſenkoͤrper in den Grund.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0174" n="158"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b #g">Die Elemente.</hi><lb/>
        </head>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et">&#x1F29; &#x03B3;&#x1F70;&#x03F1; &#x1F00;&#x03C0;&#x03BF;&#x03F0;&#x03B1;&#x03F1;&#x03B1;&#x03B4;&#x03BF;&#x03F0;&#x03AF;&#x03B1; &#x03C4;&#x1FC6;&#x03C2; &#x03F0;&#x03C4;&#x03AF;&#x03C3;&#x03B5;&#x03C9;&#x03C2;<lb/>
&#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x1F00;&#x03C0;&#x03BF;&#x03F0;&#x03AC;&#x03BB;&#x03C5;&#x03C8;&#x03B9;&#x03BD; &#x03C4;&#x1FF6;&#x03BD; &#x03C5;&#x1F31;&#x1FF6;&#x03BD; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6; &#x03D1;&#x03B5;&#x03BF;&#x1FE6;<lb/>
&#x1F00;&#x03C0;&#x03B5;&#x03F0;&#x03B4;&#x03AD;&#x03C7;&#x03B5;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B9;.</hi><lb/>
          </quote>
          <bibl> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Paulus</hi> a. d. Ro&#x0364;m. 8, 19.</hi><lb/>
          </bibl>
        </cit>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Am &#x017F;chwarzen Berg da &#x017F;teht der Rie&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Steht hoch der Mond daru&#x0364;ber her;</l><lb/>
            <l>Die weißen Nebel auf der Wie&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Sind Wa&#x017F;&#x017F;ergei&#x017F;ter aus dem Meer:</l><lb/>
            <l>Ihrem Gebieter nachgezogen,</l><lb/>
            <l>Vergiften &#x017F;ie die reine Nacht,</l><lb/>
            <l>Aus deren hochge&#x017F;chwungnem Bogen</l><lb/>
            <l>Das volle Heer der Sterne lacht.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="2">
            <l>Still &#x017F;chaut der Herr auf &#x017F;eine Gei&#x017F;ter,</l><lb/>
            <l>Die Fau&#x017F;t am Herzen fe&#x017F;t geballt;</l><lb/>
            <l>Er heißt der Elemente Mei&#x017F;ter,</l><lb/>
            <l>Heißt Herr der to&#x0364;dtlichen Gewalt;</l><lb/>
            <l>Ein Gott hat &#x017F;ie ihm u&#x0364;bergeben,</l><lb/>
            <l>Ach, ihm die &#x017F;chmerzenreich&#x017F;te Lu&#x017F;t!</l><lb/>
            <l>Und namenlo&#x017F;e Seufzer heben</l><lb/>
            <l>Die ehrne, go&#x0364;ttergleiche Bru&#x017F;t.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="3">
            <l>Die Keule &#x017F;chwingt er jezt, die alte,</l><lb/>
            <l>Vom Schlage dro&#x0364;hnt der Erde Rund,</l><lb/>
            <l>Dann &#x017F;pringt durch die gewalt'ge Spalte</l><lb/>
            <l>Der Rie&#x017F;enko&#x0364;rper in den Grund.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0174] Die Elemente. Ἡ γὰϱ ἀποϰαϱαδοϰία τῆς ϰτίσεως τὴν ἀποϰάλυψιν τῶν υἱῶν τοῦ ϑεοῦ ἀπεϰδέχεται. Paulus a. d. Roͤm. 8, 19. Am ſchwarzen Berg da ſteht der Rieſe, Steht hoch der Mond daruͤber her; Die weißen Nebel auf der Wieſe Sind Waſſergeiſter aus dem Meer: Ihrem Gebieter nachgezogen, Vergiften ſie die reine Nacht, Aus deren hochgeſchwungnem Bogen Das volle Heer der Sterne lacht. Still ſchaut der Herr auf ſeine Geiſter, Die Fauſt am Herzen feſt geballt; Er heißt der Elemente Meiſter, Heißt Herr der toͤdtlichen Gewalt; Ein Gott hat ſie ihm uͤbergeben, Ach, ihm die ſchmerzenreichſte Luſt! Und namenloſe Seufzer heben Die ehrne, goͤttergleiche Bruſt. Die Keule ſchwingt er jezt, die alte, Vom Schlage droͤhnt der Erde Rund, Dann ſpringt durch die gewalt'ge Spalte Der Rieſenkoͤrper in den Grund.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/174
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/174>, abgerufen am 02.05.2024.