Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Wie er lächelnd abwärts blicket! Er besinnet sich nur kaum. Herrlicher! dein Auge nicket, Doch dies Alles ist kein Traum; Luna sucht mit frommer Leuchte Dich, o schöner Jüngling, hier, Schöpfet zärtlich ihre feuchte Klarheit auf die Stirne dir. Wie der Menschen, so der Götter Liebster Liebling heißest du: Selber Zeus rief seinem Retter Herzliches Willkommen zu; Dumpf ist des Olympus Dröhnen, Aber wie melodisch Gold Muß sein starres Erz ertönen, Wenn dein Thyrsus auf ihm rollt. Und eh Mars im Kriegerschwarme
Sich zur Ebne niederläßt, Schließet er in seine Arme Dich, wie die Geliebte, fest, Fühlet nun an Göttermarke Sich gedoppelt einen Gott, Dann erst brüllt der Himmlisch-Arge Todeslust und Siegerspott. Wie er laͤchelnd abwaͤrts blicket! Er beſinnet ſich nur kaum. Herrlicher! dein Auge nicket, Doch dies Alles iſt kein Traum; Luna ſucht mit frommer Leuchte Dich, o ſchoͤner Juͤngling, hier, Schoͤpfet zaͤrtlich ihre feuchte Klarheit auf die Stirne dir. Wie der Menſchen, ſo der Goͤtter Liebſter Liebling heißeſt du: Selber Zeus rief ſeinem Retter Herzliches Willkommen zu; Dumpf iſt des Olympus Droͤhnen, Aber wie melodiſch Gold Muß ſein ſtarres Erz ertoͤnen, Wenn dein Thyrſus auf ihm rollt. Und eh Mars im Kriegerſchwarme
Sich zur Ebne niederlaͤßt, Schließet er in ſeine Arme Dich, wie die Geliebte, feſt, Fuͤhlet nun an Goͤttermarke Sich gedoppelt einen Gott, Dann erſt bruͤllt der Himmliſch-Arge Todesluſt und Siegerſpott. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0122" n="106"/> <lg n="8"> <l>Wie er laͤchelnd abwaͤrts blicket!</l><lb/> <l>Er beſinnet ſich nur kaum.</l><lb/> <l>Herrlicher! dein Auge nicket,</l><lb/> <l>Doch dies Alles iſt kein Traum;</l><lb/> <l>Luna ſucht mit frommer Leuchte</l><lb/> <l>Dich, o ſchoͤner Juͤngling, hier,</l><lb/> <l>Schoͤpfet zaͤrtlich ihre feuchte</l><lb/> <l>Klarheit auf die Stirne dir.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Wie der Menſchen, ſo der Goͤtter</l><lb/> <l>Liebſter Liebling heißeſt du:</l><lb/> <l>Selber Zeus rief ſeinem Retter</l><lb/> <l>Herzliches Willkommen zu;</l><lb/> <l>Dumpf iſt des Olympus Droͤhnen,</l><lb/> <l>Aber wie melodiſch Gold</l><lb/> <l>Muß ſein ſtarres Erz ertoͤnen,</l><lb/> <l>Wenn dein Thyrſus auf ihm rollt.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Und eh Mars im Kriegerſchwarme</l><lb/> <l>Sich zur Ebne niederlaͤßt,</l><lb/> <l>Schließet er in ſeine Arme</l><lb/> <l>Dich, wie die Geliebte, feſt,</l><lb/> <l>Fuͤhlet nun an Goͤttermarke</l><lb/> <l>Sich gedoppelt einen Gott,</l><lb/> <l>Dann erſt bruͤllt der Himmliſch-Arge</l><lb/> <l>Todesluſt und Siegerſpott.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [106/0122]
Wie er laͤchelnd abwaͤrts blicket!
Er beſinnet ſich nur kaum.
Herrlicher! dein Auge nicket,
Doch dies Alles iſt kein Traum;
Luna ſucht mit frommer Leuchte
Dich, o ſchoͤner Juͤngling, hier,
Schoͤpfet zaͤrtlich ihre feuchte
Klarheit auf die Stirne dir.
Wie der Menſchen, ſo der Goͤtter
Liebſter Liebling heißeſt du:
Selber Zeus rief ſeinem Retter
Herzliches Willkommen zu;
Dumpf iſt des Olympus Droͤhnen,
Aber wie melodiſch Gold
Muß ſein ſtarres Erz ertoͤnen,
Wenn dein Thyrſus auf ihm rollt.
Und eh Mars im Kriegerſchwarme
Sich zur Ebne niederlaͤßt,
Schließet er in ſeine Arme
Dich, wie die Geliebte, feſt,
Fuͤhlet nun an Goͤttermarke
Sich gedoppelt einen Gott,
Dann erſt bruͤllt der Himmliſch-Arge
Todesluſt und Siegerſpott.
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/122>, abgerufen am 22.07.2024. |