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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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gen sich selbst, und der Haß seines Neben-Menschen/
bey einem natürlichen (öffters grand-genie oder gros-
sen Gemüths-Gaben) das Fundament und Wur-
tzel ist; daraus erstaunliche Kräffte und Würckun-
gen hervorbrechen. Wer in denen Geschichten etwas
bewandert ist/ und ein unpartheyisches nüchternes
Auge besitzet; wird hin und wieder viele Spuhren/
wunderbahrer Begebenheiten von guten und bösen
Geistern finden.
Nicander. Jch habe zwar von vielen Geschichten
derer Geister-Erscheinungen; Gespenstern/ Zau-
bereyen u. d. gl. gelesen und von dergleichen Sachen
gehöret: alleine wenn mans beym Licht besehen hat;
sind es mehrentheils erdichtete/ oder von muthwilli-
gen Burschen gespielte leichtfertige Händel gewesen;
und wird man in keinem Lande mehr von Gespen-
stern/ Zauberey und dergleichen Händeln hören/
als wo der Aberglauben herrschet. Dahero höret
man in Holland nichts von dergleichen.
Modestin. Der Herr saget gantz recht/ daß gar
viele dergleichen Begebenheiten entweder erdichtet;
oder von leichtfertigen Burschen/ die Leute zu äffen
und zu schrecken/ gespielet worden. Dannenhero
allerdings Vorsichtigkeit; aber dabey auch Beschei-
denheit in Beurtheilung aller Dinge nöthig ist: daß
man nicht das Kind mit dem Bade ausschütte.
Man kann ihnen verschiedene wahrhaffte Geschichte
unserer Zeiten anführen/ aus welchen erhellet: daß
die Gaben so wohl guter als böser magischen Kräffte/
die Gabe wunderthätiger Gesundmachung/ au-
genscheinlicher Erhörung des Gebeths/ heute zu
Tage
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gen ſich ſelbſt, und der Haß ſeines Neben-Menſchen/
bey einem natuͤrlichen (oͤffters grand-genie oder groſ-
ſen Gemuͤths-Gaben) das Fundament und Wur-
tzel iſt; daraus erſtaunliche Kraͤffte und Wuͤrckun-
gen hervorbrechen. Wer in denen Geſchichten etwas
bewandert iſt/ und ein unpartheyiſches nuͤchternes
Auge beſitzet; wird hin und wieder viele Spuhren/
wunderbahrer Begebenheiten von guten und boͤſen
Geiſtern finden.
Nicander. Jch habe zwar von vielen Geſchichten
derer Geiſter-Erſcheinungen; Geſpenſtern/ Zau-
bereyen u. d. gl. geleſen und von dergleichen Sachen
gehoͤret: alleine wenn mans beym Licht beſehen hat;
ſind es mehrentheils erdichtete/ oder von muthwilli-
gen Burſchen geſpielte leichtfertige Haͤndel geweſen;
und wird man in keinem Lande mehr von Geſpen-
ſtern/ Zauberey und dergleichen Haͤndeln hoͤren/
als wo der Aberglauben herrſchet. Dahero hoͤret
man in Holland nichts von dergleichen.
Modeſtin. Der Herr ſaget gantz recht/ daß gar
viele dergleichen Begebenheiten entweder erdichtet;
oder von leichtfertigen Burſchen/ die Leute zu aͤffen
und zu ſchrecken/ geſpielet worden. Dannenhero
allerdings Vorſichtigkeit; aber dabey auch Beſchei-
denheit in Beurtheilung aller Dinge noͤthig iſt: daß
man nicht das Kind mit dem Bade ausſchuͤtte.
Man kann ihnen verſchiedene wahrhaffte Geſchichte
unſerer Zeiten anfuͤhren/ aus welchen erhellet: daß
die Gaben ſo wohl guter als boͤſer magiſchen Kraͤffte/
die Gabe wunderthaͤtiger Geſundmachung/ au-
genſcheinlicher Erhoͤrung des Gebeths/ heute zu
Tage
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[73/0079] gen ſich ſelbſt, und der Haß ſeines Neben-Menſchen/ bey einem natuͤrlichen (oͤffters grand-genie oder groſ- ſen Gemuͤths-Gaben) das Fundament und Wur- tzel iſt; daraus erſtaunliche Kraͤffte und Wuͤrckun- gen hervorbrechen. Wer in denen Geſchichten etwas bewandert iſt/ und ein unpartheyiſches nuͤchternes Auge beſitzet; wird hin und wieder viele Spuhren/ wunderbahrer Begebenheiten von guten und boͤſen Geiſtern finden. Nicander. Jch habe zwar von vielen Geſchichten derer Geiſter-Erſcheinungen; Geſpenſtern/ Zau- bereyen u. d. gl. geleſen und von dergleichen Sachen gehoͤret: alleine wenn mans beym Licht beſehen hat; ſind es mehrentheils erdichtete/ oder von muthwilli- gen Burſchen geſpielte leichtfertige Haͤndel geweſen; und wird man in keinem Lande mehr von Geſpen- ſtern/ Zauberey und dergleichen Haͤndeln hoͤren/ als wo der Aberglauben herrſchet. Dahero hoͤret man in Holland nichts von dergleichen. Modeſtin. Der Herr ſaget gantz recht/ daß gar viele dergleichen Begebenheiten entweder erdichtet; oder von leichtfertigen Burſchen/ die Leute zu aͤffen und zu ſchrecken/ geſpielet worden. Dannenhero allerdings Vorſichtigkeit; aber dabey auch Beſchei- denheit in Beurtheilung aller Dinge noͤthig iſt: daß man nicht das Kind mit dem Bade ausſchuͤtte. Man kann ihnen verſchiedene wahrhaffte Geſchichte unſerer Zeiten anfuͤhren/ aus welchen erhellet: daß die Gaben ſo wohl guter als boͤſer magiſchen Kraͤffte/ die Gabe wunderthaͤtiger Geſundmachung/ au- genſcheinlicher Erhoͤrung des Gebeths/ heute zu Tage E 5

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/79>, abgerufen am 25.11.2024.