Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.stenthum so gut als das Heyden- und Türcken- thum. Alamodan. Das ist eine harte Rede. Wir Men- schen sind schwache Creaturen; und ist ja doch ein grosser Unterscheid zu machen zwischen einem Ma- hometaner, welcher Christum nicht annimmt; einem abgöttischen Heyden und einem Christen, welcher sein Vertrauen auf Christum als seinen Heyland und Seligmacher setzet. Modestin. Jch mache allezeit einen Unterscheid zwischen einem wahren und einem Nahm-Christen. Ein wahrer muß von neuem gebohren seyn; und gilt in Christo weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, weder Tauff noch Abendmahl, ohne den wahren durch die Liebe thätigen Glauben. confer. ad Galat. V. v. 6. c. VI. v. 15. Es ist nicht genug zum Christenthum von äusserlicher groben Abgötterey frey zu seyn; es wird dazu auch erfodert: daß das Hertz (welches ein Tempel des Heiligen Geistes seyn soll) gereiniget werde von denen drey Universal- Götzen, welche die Menschen ohne Unterscheid derer Religionen fast bey allen Secten veneriren. Alamodan. Unsere Sünden zu tilgen haben wir doch einen Vorsprecher im Himmel, welcher vor uns genug gethan hat; und wenn wir das Wort GOttes fleißig anhören, die Sacramenta öffters gebrauchen: können wir versichert seyn, daß wir seelig sterben und mit GOtt vereiniget werden. Modestin. Daß der Gebrauch derer Ceremonien, welche man Sacramenta nennet, von denen heu- tigen Christen gar sehr mißbrauchet werde, lieget am
ſtenthum ſo gut als das Heyden- und Tuͤrcken- thum. Alamodan. Das iſt eine harte Rede. Wir Men- ſchen ſind ſchwache Creaturen; und iſt ja doch ein groſſer Unterſcheid zu machen zwiſchen einem Ma- hometaner, welcher Chriſtum nicht annim̃t; einem abgoͤttiſchen Heyden und einem Chriſten, welcher ſein Vertrauen auf Chriſtum als ſeinen Heyland und Seligmacher ſetzet. Modeſtin. Jch mache allezeit einen Unterſcheid zwiſchen einem wahren und einem Nahm-Chriſten. Ein wahrer muß von neuem gebohren ſeyn; und gilt in Chriſto weder Beſchneidung noch Vorhaut etwas, weder Tauff noch Abendmahl, ohne den wahren durch die Liebe thaͤtigen Glauben. confer. ad Galat. V. v. 6. c. VI. v. 15. Es iſt nicht genug zum Chriſtenthum von aͤuſſerlicher groben Abgoͤtterey frey zu ſeyn; es wird dazu auch erfodert: daß das Hertz (welches ein Tempel des Heiligen Geiſtes ſeyn ſoll) gereiniget werde von denen drey Univerſal- Goͤtzen, welche die Menſchen ohne Unterſcheid derer Religionen faſt bey allen Secten veneriren. Alamodan. Unſere Suͤnden zu tilgen haben wir doch einen Vorſprecher im Himmel, welcher vor uns genug gethan hat; und wenn wir das Wort GOttes fleißig anhoͤren, die Sacramenta oͤffters gebrauchen: koͤnnen wir verſichert ſeyn, daß wir ſeelig ſterben und mit GOtt vereiniget werden. Modeſtin. Daß der Gebrauch derer Ceremonien, welche man Sacramenta nennet, von denen heu- tigen Chriſten gar ſehr mißbrauchet werde, lieget am
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Alamodan. Das iſt eine harte Rede. Wir Men-
ſchen ſind ſchwache Creaturen; und iſt ja doch ein
groſſer Unterſcheid zu machen zwiſchen einem Ma-
hometaner, welcher Chriſtum nicht annim̃t; einem
abgoͤttiſchen Heyden und einem Chriſten, welcher
ſein Vertrauen auf Chriſtum als ſeinen Heyland
und Seligmacher ſetzet.
Modeſtin. Jch mache allezeit einen Unterſcheid
zwiſchen einem wahren und einem Nahm-Chriſten.
Ein wahrer muß von neuem gebohren ſeyn; und
gilt in Chriſto weder Beſchneidung noch Vorhaut
etwas, weder Tauff noch Abendmahl, ohne den
wahren durch die Liebe thaͤtigen Glauben. confer.
ad Galat. V. v. 6. c. VI. v. 15. Es iſt nicht genug zum
Chriſtenthum von aͤuſſerlicher groben Abgoͤtterey
frey zu ſeyn; es wird dazu auch erfodert: daß das
Hertz (welches ein Tempel des Heiligen Geiſtes ſeyn
ſoll) gereiniget werde von denen drey Univerſal-
Goͤtzen, welche die Menſchen ohne Unterſcheid derer
Religionen faſt bey allen Secten veneriren.
Alamodan. Unſere Suͤnden zu tilgen haben wir
doch einen Vorſprecher im Himmel, welcher vor
uns genug gethan hat; und wenn wir das Wort
GOttes fleißig anhoͤren, die Sacramenta oͤffters
gebrauchen: koͤnnen wir verſichert ſeyn, daß wir
ſeelig ſterben und mit GOtt vereiniget werden.
Modeſtin. Daß der Gebrauch derer Ceremonien,
welche man Sacramenta nennet, von denen heu-
tigen Chriſten gar ſehr mißbrauchet werde, lieget
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