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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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Worten geschehen, wenn ich sagte: Daß GOtt
über alles, und seinen Nächsten als sich selbst zu lie-
ben, der gantze Jnhalt des Gesetzes und der Pro-
pheten, und deme nach die beste Religion seye; al-
leine dieses muß nothwendig etwas erkläret werden,
damit wir einander besser verstehen.
Alamodan. Dieses ist freylich ein gar unzuläug-
licher Bericht. Denn wo man damit auskommen
könte; wo blieben unsere Evangelische Glaubens-
Articul, welche man in unsern Kirchen hat, und
die in so wenig Worten nicht begriffen werden
können.
Nicander. Jch bin mit Herr Modestin darin-
nen einig: Daß zur Verehrung des Allmächtigen
Majestätischen Schöpfers und Erhalters aller
Dinge, von welchem uns die gantze Natur; das
prächtige schöne Gebäude Himmels und der Er-
den; ja die Betrachtung nur eines derer geringsten
Geschöpfe in seinen Organis und Symetria zum
Zweck, wozu es geordnet ist, überzeugen kan, daß
es ein höchst weises, mächtiges, gütiges Wesen sey;
von welchem auch der Mensch so viele unzählige
Wohlthaten, Leib, Leben, Verstand, Unterhalt etc.
geniesset. Daß, sage ich, er zur Verehrung und
Anbetung desselbigen höchstens verbunden seye.
Welches meines Erachtens nicht füglicher gesche-
hen kan; als wenn er vor dieses unbegreiffliche
Wesen die tiefeste Veneration des Hertzens hegende,
selbiges im Geiste seines Gemüthes anbetet, und
das Gesetz der Natur, (welches GOtt der HErr
dem Menschen eingepräget hat) beobachtet, wel-
ches
A 3


Worten geſchehen, wenn ich ſagte: Daß GOtt
uͤber alles, und ſeinen Naͤchſten als ſich ſelbſt zu lie-
ben, der gantze Jnhalt des Geſetzes und der Pro-
pheten, und deme nach die beſte Religion ſeye; al-
leine dieſes muß nothwendig etwas erklaͤret werden,
damit wir einander beſſer verſtehen.
Alamodan. Dieſes iſt freylich ein gar unzulaͤug-
licher Bericht. Denn wo man damit auskommen
koͤnte; wo blieben unſere Evangeliſche Glaubens-
Articul, welche man in unſern Kirchen hat, und
die in ſo wenig Worten nicht begriffen werden
koͤnnen.
Nicander. Jch bin mit Herr Modeſtin darin-
nen einig: Daß zur Verehrung des Allmaͤchtigen
Majeſtaͤtiſchen Schoͤpfers und Erhalters aller
Dinge, von welchem uns die gantze Natur; das
praͤchtige ſchoͤne Gebaͤude Himmels und der Er-
den; ja die Betrachtung nur eines derer geringſten
Geſchoͤpfe in ſeinen Organis und Symetria zum
Zweck, wozu es geordnet iſt, uͤberzeugen kan, daß
es ein hoͤchſt weiſes, maͤchtiges, guͤtiges Weſen ſey;
von welchem auch der Menſch ſo viele unzaͤhlige
Wohlthaten, Leib, Leben, Verſtand, Unterhalt etc.
genieſſet. Daß, ſage ich, er zur Verehrung und
Anbetung deſſelbigen hoͤchſtens verbunden ſeye.
Welches meines Erachtens nicht fuͤglicher geſche-
hen kan; als wenn er vor dieſes unbegreiffliche
Weſen die tiefeſte Veneration des Hertzens hegende,
ſelbiges im Geiſte ſeines Gemuͤthes anbetet, und
das Geſetz der Natur, (welches GOtt der HErr
dem Menſchen eingepraͤget hat) beobachtet, wel-
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[5/0011] Worten geſchehen, wenn ich ſagte: Daß GOtt uͤber alles, und ſeinen Naͤchſten als ſich ſelbſt zu lie- ben, der gantze Jnhalt des Geſetzes und der Pro- pheten, und deme nach die beſte Religion ſeye; al- leine dieſes muß nothwendig etwas erklaͤret werden, damit wir einander beſſer verſtehen. Alamodan. Dieſes iſt freylich ein gar unzulaͤug- licher Bericht. Denn wo man damit auskommen koͤnte; wo blieben unſere Evangeliſche Glaubens- Articul, welche man in unſern Kirchen hat, und die in ſo wenig Worten nicht begriffen werden koͤnnen. Nicander. Jch bin mit Herr Modeſtin darin- nen einig: Daß zur Verehrung des Allmaͤchtigen Majeſtaͤtiſchen Schoͤpfers und Erhalters aller Dinge, von welchem uns die gantze Natur; das praͤchtige ſchoͤne Gebaͤude Himmels und der Er- den; ja die Betrachtung nur eines derer geringſten Geſchoͤpfe in ſeinen Organis und Symetria zum Zweck, wozu es geordnet iſt, uͤberzeugen kan, daß es ein hoͤchſt weiſes, maͤchtiges, guͤtiges Weſen ſey; von welchem auch der Menſch ſo viele unzaͤhlige Wohlthaten, Leib, Leben, Verſtand, Unterhalt etc. genieſſet. Daß, ſage ich, er zur Verehrung und Anbetung deſſelbigen hoͤchſtens verbunden ſeye. Welches meines Erachtens nicht fuͤglicher geſche- hen kan; als wenn er vor dieſes unbegreiffliche Weſen die tiefeſte Veneration des Hertzens hegende, ſelbiges im Geiſte ſeines Gemuͤthes anbetet, und das Geſetz der Natur, (welches GOtt der HErr dem Menſchen eingepraͤget hat) beobachtet, wel- ches A 3

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/11>, abgerufen am 28.03.2024.