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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Das verlohrne Paradies.

Bracht er dich von dem Ort [Spaltenumbruch] kk), den noch kein Name benennet,
So wie du weißt, hieher, in diesen herrlichen Garten,
520Diesen blühenden Hayn, mit den Bäumen Gottes bepflanzet,

Eben so reizend deinem Gesicht, als deinem Geschmacke.
Alle diese herrlichen Früchte; so mancherley Arten,
Welche die Erde gebiehrt, so sehr von einander verschieden,
Gab er dir alle freywillig zur Nahrung. Allein nur vom Baume,
525Dessen Frucht die Erkenntniß des Guten und Bösen verursacht,

Sollst du nicht essen; denn welches Tages du von ihm wirst essen,
Mußt du sterben; der Tod ist dieser Sünde Bestrafung.
Zähme denn wohl die Begierde zum Essen, damit nicht die Sünde
Dich überrasche, mit ihr der Tod, ihr schwarzer Begleiter.
530Gott beschloß hier sein Werk; und alles, was er geschaffen,

Uebersah er, und sah, daß alles vollkommen, und gut war.
Und so ward der sechste Tag aus Abend und Morgen;
Doch nicht eher, bis Gott von seiner Arbeit nun abließ,
Ohn' ermüdet zu seyn, und siegend wieder hinauf fuhr
535Jn den Himmel der Himmel; um da vom ewigen Thron her [Spaltenumbruch] ll)
Diese neuerschaffene Welt zu schauen, den Zusatz
Seiner Herrschaft; ob er nun auch in dieser Entfernung,
Schön, und gut, und seinem Entwurfe vollkommen gemäß sey.

Gott
kk) 1 Buch Mos. II, 15. Und Gott
der Herr nahm den Menschen, und
setzte ihn in den Garten Eden, daß
er ihn baute und bewahrte.
Dieses
scheint anzuzeigen, daß der Mensch an ei-
nem andern Orte der Erde erschaffen, und
hernach erst in das Paradies gebracht
worden. N.
ll) Der Dichter stellt den Meßias hier
vor, wie er in den Himmel zurückkehrt,
und von da sein großes Werk übersieht.
Welch ein erhabnes Gemälde ist diese
Himmelfahrt, nachdem er die Schöpfung
vollbracht, die Morgensterne ihm loben,
und die Kinder Gottes ihm entgegen jauch-
zen. Addison.

Das verlohrne Paradies.

Bracht er dich von dem Ort [Spaltenumbruch] kk), den noch kein Name benennet,
So wie du weißt, hieher, in dieſen herrlichen Garten,
520Dieſen bluͤhenden Hayn, mit den Baͤumen Gottes bepflanzet,

Eben ſo reizend deinem Geſicht, als deinem Geſchmacke.
Alle dieſe herrlichen Fruͤchte; ſo mancherley Arten,
Welche die Erde gebiehrt, ſo ſehr von einander verſchieden,
Gab er dir alle freywillig zur Nahrung. Allein nur vom Baume,
525Deſſen Frucht die Erkenntniß des Guten und Boͤſen verurſacht,

Sollſt du nicht eſſen; denn welches Tages du von ihm wirſt eſſen,
Mußt du ſterben; der Tod iſt dieſer Suͤnde Beſtrafung.
Zaͤhme denn wohl die Begierde zum Eſſen, damit nicht die Suͤnde
Dich uͤberraſche, mit ihr der Tod, ihr ſchwarzer Begleiter.
530Gott beſchloß hier ſein Werk; und alles, was er geſchaffen,

Ueberſah er, und ſah, daß alles vollkommen, und gut war.
Und ſo ward der ſechſte Tag aus Abend und Morgen;
Doch nicht eher, bis Gott von ſeiner Arbeit nun abließ,
Ohn’ ermuͤdet zu ſeyn, und ſiegend wieder hinauf fuhr
535Jn den Himmel der Himmel; um da vom ewigen Thron her [Spaltenumbruch] ll)
Dieſe neuerſchaffene Welt zu ſchauen, den Zuſatz
Seiner Herrſchaft; ob er nun auch in dieſer Entfernung,
Schoͤn, und gut, und ſeinem Entwurfe vollkommen gemaͤß ſey.

Gott
kk) 1 Buch Moſ. II, 15. Und Gott
der Herr nahm den Menſchen, und
ſetzte ihn in den Garten Eden, daß
er ihn baute und bewahrte.
Dieſes
ſcheint anzuzeigen, daß der Menſch an ei-
nem andern Orte der Erde erſchaffen, und
hernach erſt in das Paradies gebracht
worden. N.
ll) Der Dichter ſtellt den Meßias hier
vor, wie er in den Himmel zuruͤckkehrt,
und von da ſein großes Werk uͤberſieht.
Welch ein erhabnes Gemaͤlde iſt dieſe
Himmelfahrt, nachdem er die Schoͤpfung
vollbracht, die Morgenſterne ihm loben,
und die Kinder Gottes ihm entgegen jauch-
zen. Addiſon.
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[28/0044] Das verlohrne Paradies. Bracht er dich von dem Ort kk), den noch kein Name benennet, So wie du weißt, hieher, in dieſen herrlichen Garten, Dieſen bluͤhenden Hayn, mit den Baͤumen Gottes bepflanzet, Eben ſo reizend deinem Geſicht, als deinem Geſchmacke. Alle dieſe herrlichen Fruͤchte; ſo mancherley Arten, Welche die Erde gebiehrt, ſo ſehr von einander verſchieden, Gab er dir alle freywillig zur Nahrung. Allein nur vom Baume, Deſſen Frucht die Erkenntniß des Guten und Boͤſen verurſacht, Sollſt du nicht eſſen; denn welches Tages du von ihm wirſt eſſen, Mußt du ſterben; der Tod iſt dieſer Suͤnde Beſtrafung. Zaͤhme denn wohl die Begierde zum Eſſen, damit nicht die Suͤnde Dich uͤberraſche, mit ihr der Tod, ihr ſchwarzer Begleiter. Gott beſchloß hier ſein Werk; und alles, was er geſchaffen, Ueberſah er, und ſah, daß alles vollkommen, und gut war. Und ſo ward der ſechſte Tag aus Abend und Morgen; Doch nicht eher, bis Gott von ſeiner Arbeit nun abließ, Ohn’ ermuͤdet zu ſeyn, und ſiegend wieder hinauf fuhr Jn den Himmel der Himmel; um da vom ewigen Thron her ll) Dieſe neuerſchaffene Welt zu ſchauen, den Zuſatz Seiner Herrſchaft; ob er nun auch in dieſer Entfernung, Schoͤn, und gut, und ſeinem Entwurfe vollkommen gemaͤß ſey. Gott kk) 1 Buch Moſ. II, 15. Und Gott der Herr nahm den Menſchen, und ſetzte ihn in den Garten Eden, daß er ihn baute und bewahrte. Dieſes ſcheint anzuzeigen, daß der Menſch an ei- nem andern Orte der Erde erſchaffen, und hernach erſt in das Paradies gebracht worden. N. ll) Der Dichter ſtellt den Meßias hier vor, wie er in den Himmel zuruͤckkehrt, und von da ſein großes Werk uͤberſieht. Welch ein erhabnes Gemaͤlde iſt dieſe Himmelfahrt, nachdem er die Schoͤpfung vollbracht, die Morgenſterne ihm loben, und die Kinder Gottes ihm entgegen jauch- zen. Addiſon.

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/44>, abgerufen am 22.11.2024.