Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwölfter Gesang.

Seine zwey wichtigsten Waffen zerstört; sie drücket die Stacheln
460Jhm viel tiefer hinein in das Haupt mit schärferen Schmerzen,

Als der zeitliche Tod den Sieger, und seine Gerechten,
Die er erlöst, in die Ferse verwundet; ein Tod, der dem Schlaf gleicht,
Und nur ein sanfter Uebergang ist zu unsterblichem Leben.
Wenn er erstanden, wird er nicht länger auf Erden verweilen,
465Als sich einigemal den glaubigen Jüngern zu zeigen;

Männern, welche beständig in seinem Leben ihm folgten.
Jhnen ertheilt er Befehl, die Völker der Erde zu lehren,
Was sie lernten von ihm, die Lehre der großen Erlösung;
Und der Gläubigen Schaar, die diese Lehren erkennet,
470Jm vorüberfließenden Strom zu taufen, zum Zeichen,

Daß sie nunmehr von der Schuld der Sünde, zu einem geweihten,
Heiligen Leben gewaschen, und, wenn der Himmel es fodert,
Jn dem Tode bereit sind, den ihr Erlöser gestorben.
Alle Völker werden sie lehren; der seelige Glaube
475Wird alsdann nicht allein den Söhnen von Abrahams Lenden,

Sondern allen Erwählten von Abrahams Glauben verkündigt,
Wo sie auch immer zerstreut die Erde bewohnen. So sollen
Alle Völker in seinem Saamen gesegnet werden.
Drauf wird er mit siegendem Pomp in den Himmel der Himmel
480Wieder hinauf sich erheben, und über den Tod und die Hölle

Triumphiren; den Fürsten der Luft, die höllische Schlange
Wird er besiegen, und ihn, in feste Ketten gebunden,
Durch sein Reich hinschleppen, und ihn, mit Schande belastet,
Liegen lassen; alsdann in seine Herrlichkeit eingehn,

Und

Zwoͤlfter Geſang.

Seine zwey wichtigſten Waffen zerſtoͤrt; ſie druͤcket die Stacheln
460Jhm viel tiefer hinein in das Haupt mit ſchaͤrferen Schmerzen,

Als der zeitliche Tod den Sieger, und ſeine Gerechten,
Die er erloͤſt, in die Ferſe verwundet; ein Tod, der dem Schlaf gleicht,
Und nur ein ſanfter Uebergang iſt zu unſterblichem Leben.
Wenn er erſtanden, wird er nicht laͤnger auf Erden verweilen,
465Als ſich einigemal den glaubigen Juͤngern zu zeigen;

Maͤnnern, welche beſtaͤndig in ſeinem Leben ihm folgten.
Jhnen ertheilt er Befehl, die Voͤlker der Erde zu lehren,
Was ſie lernten von ihm, die Lehre der großen Erloͤſung;
Und der Glaͤubigen Schaar, die dieſe Lehren erkennet,
470Jm voruͤberfließenden Strom zu taufen, zum Zeichen,

Daß ſie nunmehr von der Schuld der Suͤnde, zu einem geweihten,
Heiligen Leben gewaſchen, und, wenn der Himmel es fodert,
Jn dem Tode bereit ſind, den ihr Erloͤſer geſtorben.
Alle Voͤlker werden ſie lehren; der ſeelige Glaube
475Wird alsdann nicht allein den Soͤhnen von Abrahams Lenden,

Sondern allen Erwaͤhlten von Abrahams Glauben verkuͤndigt,
Wo ſie auch immer zerſtreut die Erde bewohnen. So ſollen
Alle Voͤlker in ſeinem Saamen geſegnet werden.
Drauf wird er mit ſiegendem Pomp in den Himmel der Himmel
480Wieder hinauf ſich erheben, und uͤber den Tod und die Hoͤlle

Triumphiren; den Fuͤrſten der Luft, die hoͤlliſche Schlange
Wird er beſiegen, und ihn, in feſte Ketten gebunden,
Durch ſein Reich hinſchleppen, und ihn, mit Schande belaſtet,
Liegen laſſen; alsdann in ſeine Herrlichkeit eingehn,

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="10">
            <l>
              <pb facs="#f0265" n="239"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zwo&#x0364;lfter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Seine zwey wichtig&#x017F;ten Waffen zer&#x017F;to&#x0364;rt; &#x017F;ie dru&#x0364;cket die Stacheln<lb/><note place="left">460</note>Jhm viel tiefer hinein in das Haupt mit &#x017F;cha&#x0364;rferen Schmerzen,</l><lb/>
            <l>Als der zeitliche Tod den Sieger, und &#x017F;eine Gerechten,</l><lb/>
            <l>Die er erlo&#x0364;&#x017F;t, in die Fer&#x017F;e verwundet; ein Tod, der dem Schlaf gleicht,</l><lb/>
            <l>Und nur ein &#x017F;anfter Uebergang i&#x017F;t zu un&#x017F;terblichem Leben.</l><lb/>
            <l>Wenn er er&#x017F;tanden, wird er nicht la&#x0364;nger auf Erden verweilen,<lb/><note place="left">465</note>Als &#x017F;ich einigemal den glaubigen Ju&#x0364;ngern zu zeigen;</l><lb/>
            <l>Ma&#x0364;nnern, welche be&#x017F;ta&#x0364;ndig in &#x017F;einem Leben ihm folgten.</l><lb/>
            <l>Jhnen ertheilt er Befehl, die Vo&#x0364;lker der Erde zu lehren,</l><lb/>
            <l>Was &#x017F;ie lernten von ihm, die Lehre der großen Erlo&#x0364;&#x017F;ung;</l><lb/>
            <l>Und der Gla&#x0364;ubigen Schaar, die die&#x017F;e Lehren erkennet,<lb/><note place="left">470</note>Jm voru&#x0364;berfließenden Strom zu taufen, zum Zeichen,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie nunmehr von der Schuld der Su&#x0364;nde, zu einem geweihten,</l><lb/>
            <l>Heiligen Leben gewa&#x017F;chen, und, wenn der Himmel es fodert,</l><lb/>
            <l>Jn dem Tode bereit &#x017F;ind, den ihr Erlo&#x0364;&#x017F;er ge&#x017F;torben.</l><lb/>
            <l>Alle Vo&#x0364;lker werden &#x017F;ie lehren; der &#x017F;eelige Glaube<lb/><note place="left">475</note>Wird alsdann nicht allein den So&#x0364;hnen von <hi rendition="#fr">Abrahams</hi> Lenden,</l><lb/>
            <l>Sondern allen Erwa&#x0364;hlten von <hi rendition="#fr">Abrahams</hi> Glauben verku&#x0364;ndigt,</l><lb/>
            <l>Wo &#x017F;ie auch immer zer&#x017F;treut die Erde bewohnen. So &#x017F;ollen</l><lb/>
            <l>Alle Vo&#x0364;lker in &#x017F;einem Saamen ge&#x017F;egnet werden.</l><lb/>
            <l>Drauf wird er mit &#x017F;iegendem Pomp in den Himmel der Himmel<lb/><note place="left">480</note>Wieder hinauf &#x017F;ich erheben, und u&#x0364;ber den Tod und die Ho&#x0364;lle</l><lb/>
            <l>Triumphiren; den Fu&#x0364;r&#x017F;ten der Luft, die ho&#x0364;lli&#x017F;che Schlange</l><lb/>
            <l>Wird er be&#x017F;iegen, und ihn, in fe&#x017F;te Ketten gebunden,</l><lb/>
            <l>Durch &#x017F;ein Reich hin&#x017F;chleppen, und ihn, mit Schande bela&#x017F;tet,</l><lb/>
            <l>Liegen la&#x017F;&#x017F;en; alsdann in &#x017F;eine Herrlichkeit eingehn,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0265] Zwoͤlfter Geſang. Seine zwey wichtigſten Waffen zerſtoͤrt; ſie druͤcket die Stacheln Jhm viel tiefer hinein in das Haupt mit ſchaͤrferen Schmerzen, Als der zeitliche Tod den Sieger, und ſeine Gerechten, Die er erloͤſt, in die Ferſe verwundet; ein Tod, der dem Schlaf gleicht, Und nur ein ſanfter Uebergang iſt zu unſterblichem Leben. Wenn er erſtanden, wird er nicht laͤnger auf Erden verweilen, Als ſich einigemal den glaubigen Juͤngern zu zeigen; Maͤnnern, welche beſtaͤndig in ſeinem Leben ihm folgten. Jhnen ertheilt er Befehl, die Voͤlker der Erde zu lehren, Was ſie lernten von ihm, die Lehre der großen Erloͤſung; Und der Glaͤubigen Schaar, die dieſe Lehren erkennet, Jm voruͤberfließenden Strom zu taufen, zum Zeichen, Daß ſie nunmehr von der Schuld der Suͤnde, zu einem geweihten, Heiligen Leben gewaſchen, und, wenn der Himmel es fodert, Jn dem Tode bereit ſind, den ihr Erloͤſer geſtorben. Alle Voͤlker werden ſie lehren; der ſeelige Glaube Wird alsdann nicht allein den Soͤhnen von Abrahams Lenden, Sondern allen Erwaͤhlten von Abrahams Glauben verkuͤndigt, Wo ſie auch immer zerſtreut die Erde bewohnen. So ſollen Alle Voͤlker in ſeinem Saamen geſegnet werden. Drauf wird er mit ſiegendem Pomp in den Himmel der Himmel Wieder hinauf ſich erheben, und uͤber den Tod und die Hoͤlle Triumphiren; den Fuͤrſten der Luft, die hoͤlliſche Schlange Wird er beſiegen, und ihn, in feſte Ketten gebunden, Durch ſein Reich hinſchleppen, und ihn, mit Schande belaſtet, Liegen laſſen; alsdann in ſeine Herrlichkeit eingehn, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/265
Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/265>, abgerufen am 25.11.2024.