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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Das verlohrne Paradies.

Offenbart; und besonders des gläubigen Abrahams Saamen,
So begnadigt von Gott, mir gezeigt. Jch finde nunmehr erst,
Daß mein Auge wahrhaftig geöffnet, mein Herze vollkommen
Wieder beruhiget ist, das erst mit Gedanken sich plagte,
295Was zuletzt noch aus mir, und meinem ganzen Geschlechte,

Werden würde. Nun seh ich den Tag des großen Erlösers,
Jn dem alle Völker der Erde gesegnet werden!
O wie verdien ich die Gnade des Himmels so wenig, indem ich
Durch verbothene Mittel verbothene Wissenschaft suchte!
300Doch dieß faß ich noch nicht, wie diesen, die Gott doch gewürdigt,

Unter ihnen auf Erden zu wohnen, so viele Gesetze
Aufgelegt sind. So viele Gesetze verrathen zu sehr nur
Eben so viele Verbrechen, die unter ihnen regieren.
Sprich, wie kann bey solchen Verderbten der Ewige wohnen?

305
Michael sagte hierauf: Auch unter ihnen wird freylich
Sünde herrschen, dieweil sie von dir, o Adam, erzeugt sind.
Das Gesetz ward ihnen darum vom Himmel gegeben,
Jhre Härte des Herzens und ihre natürliche Bosheit
Jhnen zu zeigen, wenn itzt die herrschende Sünde sich auflehnt
310Wider das scharfe Gesetz; daß, wenn sie sehen, die Sünde

Wird vom Gesetz zwar verklagt, allein nicht völlig versöhnet,
Durch die schwache Schattenversöhnung, vom Blute der Rinder
Und der Böcke; sie endlich daraus die Folgerung ziehen,
Daß ein köstlicher heiliger Blut zur wahren Bezahlung
315Für den Menschen erforderlich sey; das Blut und die Strafe
Eines

Das verlohrne Paradies.

Offenbart; und beſonders des glaͤubigen Abrahams Saamen,
So begnadigt von Gott, mir gezeigt. Jch finde nunmehr erſt,
Daß mein Auge wahrhaftig geoͤffnet, mein Herze vollkommen
Wieder beruhiget iſt, das erſt mit Gedanken ſich plagte,
295Was zuletzt noch aus mir, und meinem ganzen Geſchlechte,

Werden wuͤrde. Nun ſeh ich den Tag des großen Erloͤſers,
Jn dem alle Voͤlker der Erde geſegnet werden!
O wie verdien ich die Gnade des Himmels ſo wenig, indem ich
Durch verbothene Mittel verbothene Wiſſenſchaft ſuchte!
300Doch dieß faß ich noch nicht, wie dieſen, die Gott doch gewuͤrdigt,

Unter ihnen auf Erden zu wohnen, ſo viele Geſetze
Aufgelegt ſind. So viele Geſetze verrathen zu ſehr nur
Eben ſo viele Verbrechen, die unter ihnen regieren.
Sprich, wie kann bey ſolchen Verderbten der Ewige wohnen?

305
Michael ſagte hierauf: Auch unter ihnen wird freylich
Suͤnde herrſchen, dieweil ſie von dir, o Adam, erzeugt ſind.
Das Geſetz ward ihnen darum vom Himmel gegeben,
Jhre Haͤrte des Herzens und ihre natuͤrliche Bosheit
Jhnen zu zeigen, wenn itzt die herrſchende Suͤnde ſich auflehnt
310Wider das ſcharfe Geſetz; daß, wenn ſie ſehen, die Suͤnde

Wird vom Geſetz zwar verklagt, allein nicht voͤllig verſoͤhnet,
Durch die ſchwache Schattenverſoͤhnung, vom Blute der Rinder
Und der Boͤcke; ſie endlich daraus die Folgerung ziehen,
Daß ein koͤſtlicher heiliger Blut zur wahren Bezahlung
315Fuͤr den Menſchen erforderlich ſey; das Blut und die Strafe
Eines
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[232/0258] Das verlohrne Paradies. Offenbart; und beſonders des glaͤubigen Abrahams Saamen, So begnadigt von Gott, mir gezeigt. Jch finde nunmehr erſt, Daß mein Auge wahrhaftig geoͤffnet, mein Herze vollkommen Wieder beruhiget iſt, das erſt mit Gedanken ſich plagte, Was zuletzt noch aus mir, und meinem ganzen Geſchlechte, Werden wuͤrde. Nun ſeh ich den Tag des großen Erloͤſers, Jn dem alle Voͤlker der Erde geſegnet werden! O wie verdien ich die Gnade des Himmels ſo wenig, indem ich Durch verbothene Mittel verbothene Wiſſenſchaft ſuchte! Doch dieß faß ich noch nicht, wie dieſen, die Gott doch gewuͤrdigt, Unter ihnen auf Erden zu wohnen, ſo viele Geſetze Aufgelegt ſind. So viele Geſetze verrathen zu ſehr nur Eben ſo viele Verbrechen, die unter ihnen regieren. Sprich, wie kann bey ſolchen Verderbten der Ewige wohnen? Michael ſagte hierauf: Auch unter ihnen wird freylich Suͤnde herrſchen, dieweil ſie von dir, o Adam, erzeugt ſind. Das Geſetz ward ihnen darum vom Himmel gegeben, Jhre Haͤrte des Herzens und ihre natuͤrliche Bosheit Jhnen zu zeigen, wenn itzt die herrſchende Suͤnde ſich auflehnt Wider das ſcharfe Geſetz; daß, wenn ſie ſehen, die Suͤnde Wird vom Geſetz zwar verklagt, allein nicht voͤllig verſoͤhnet, Durch die ſchwache Schattenverſoͤhnung, vom Blute der Rinder Und der Boͤcke; ſie endlich daraus die Folgerung ziehen, Daß ein koͤſtlicher heiliger Blut zur wahren Bezahlung Fuͤr den Menſchen erforderlich ſey; das Blut und die Strafe Eines

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/258>, abgerufen am 24.11.2024.