Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Welch Milton in den folgenden Erscheinungen
sehr oft die Beschreibung von Achilles Schilde vor Augen gehabt. Seine Ge- mählde sind aber von noch größerer Schön- [Spaltenumbruch] heit, da sie wirkliche, und für alle Men- schen so wichtige Geschichte zum Grunde haben. Z.
Welch Milton in den folgenden Erſcheinungen
ſehr oft die Beſchreibung von Achilles Schilde vor Augen gehabt. Seine Ge- maͤhlde ſind aber von noch groͤßerer Schoͤn- [Spaltenumbruch] heit, da ſie wirkliche, und fuͤr alle Men- ſchen ſo wichtige Geſchichte zum Grunde haben. Z. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="25"> <l><pb facs="#f0218" n="194"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi></fw><lb/><note place="left">450</note>Die erſt neulich geerndtet worden. Der andere Theil ſtand</l><lb/> <l>Ueberdecket mit Huͤrden und Triften fuͤr weidende Schafe.</l><lb/> <l>Jn der Mitten erhob ſich von Roſen ein laͤndlicher Altar,</l><lb/> <l>Wie ein Grenzſtein. Jhm nahete ſich ein Schnitter voll Schweißes,</l><lb/> <l>Welcher die erſten Fruͤchte von ſeinem geerndteten Feldbau,<lb/><note place="left">455</note>Aehren, noch unreif und gruͤn, mit gelben Halmen vermiſchet,</l><lb/> <l>Unerleſen, ſo wie ſie zuerſt in die Hand ihm gekommen,</l><lb/> <l>Auf den Altar legte. Dann kam ein ſanfterer Schaͤfer</l><lb/> <l>Mit dem erleſenſten Beſten von ſeinen Heerden. Er opfert;</l><lb/> <l>Legt das Eingeweide, das Fett, mit Weihrauch beſtreuet,<lb/><note place="left">460</note>Aufs geſpaltene Holz, und nimmt die Opfergebraͤuche</l><lb/> <l>Fromm in Acht. Ein guͤnſtiges Feuer vom Himmel verzehret</l><lb/> <l>Schnell ſein Opfer mit ploͤtzlicher Gluth zum ſuͤßen Geruche,</l><lb/> <l>Aber das Opfer des anderen nicht, dieweil es ſo rein nicht,</l><lb/> <l>So aufrichtig nicht war. Er raſte daruͤber im Herzen,<lb/><note place="left">465</note>Und, ſo wie ſie vertraut ſich miteinander beſprachen,</l><lb/> <l>Wirft er mit einem moͤrdriſchen Stein ihm unter die Ribben,</l><lb/> <l>Daß ſein Leben entfloh; er ſank, und aͤchzete, todtbleich,</l><lb/> <l>Seine ringende Seele mit blutigen Stroͤmen von ſich.</l><lb/> <l>Ueber dieſes Geſicht ſtand <hi rendition="#fr">Adam</hi> im Herzen erſchrocken,<lb/><note place="left">470</note>Und erſtarrt; und ſchrie in Eil voll Bewegung zum Engel.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Welch</fw><lb/> <cb/> <note xml:id="f16" prev="#f15" place="foot" n="p)">Milton in den folgenden Erſcheinungen<lb/> ſehr oft die Beſchreibung von Achilles<lb/> Schilde vor Augen gehabt. Seine Ge-<lb/> maͤhlde ſind aber von noch groͤßerer Schoͤn-<lb/><cb/> heit, da ſie wirkliche, und fuͤr alle Men-<lb/> ſchen ſo wichtige Geſchichte zum Grunde<lb/> haben. <hi rendition="#fr">Z.</hi></note><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [194/0218]
Das verlohrne Paradies.
Die erſt neulich geerndtet worden. Der andere Theil ſtand
Ueberdecket mit Huͤrden und Triften fuͤr weidende Schafe.
Jn der Mitten erhob ſich von Roſen ein laͤndlicher Altar,
Wie ein Grenzſtein. Jhm nahete ſich ein Schnitter voll Schweißes,
Welcher die erſten Fruͤchte von ſeinem geerndteten Feldbau,
Aehren, noch unreif und gruͤn, mit gelben Halmen vermiſchet,
Unerleſen, ſo wie ſie zuerſt in die Hand ihm gekommen,
Auf den Altar legte. Dann kam ein ſanfterer Schaͤfer
Mit dem erleſenſten Beſten von ſeinen Heerden. Er opfert;
Legt das Eingeweide, das Fett, mit Weihrauch beſtreuet,
Aufs geſpaltene Holz, und nimmt die Opfergebraͤuche
Fromm in Acht. Ein guͤnſtiges Feuer vom Himmel verzehret
Schnell ſein Opfer mit ploͤtzlicher Gluth zum ſuͤßen Geruche,
Aber das Opfer des anderen nicht, dieweil es ſo rein nicht,
So aufrichtig nicht war. Er raſte daruͤber im Herzen,
Und, ſo wie ſie vertraut ſich miteinander beſprachen,
Wirft er mit einem moͤrdriſchen Stein ihm unter die Ribben,
Daß ſein Leben entfloh; er ſank, und aͤchzete, todtbleich,
Seine ringende Seele mit blutigen Stroͤmen von ſich.
Ueber dieſes Geſicht ſtand Adam im Herzen erſchrocken,
Und erſtarrt; und ſchrie in Eil voll Bewegung zum Engel.
Welch
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p) Milton in den folgenden Erſcheinungen
ſehr oft die Beſchreibung von Achilles
Schilde vor Augen gehabt. Seine Ge-
maͤhlde ſind aber von noch groͤßerer Schoͤn-
heit, da ſie wirkliche, und fuͤr alle Men-
ſchen ſo wichtige Geſchichte zum Grunde
haben. Z.
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Zitationshilfe: | Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/218>, abgerufen am 16.07.2024. |