Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.Zehnter Gesang. Jhr erwiedert der Finsterniß Fürst mit fröhlichem Auge: Schöne Tochter, und du, zugleich mein Sohn, und mein Enkel, Durch welch einen erhabnen Beweis bewähret ihr itzo, Daß ihr von Satan entsprossen! (Denn ich bin stolz auf den Namen 400Eines Gegners von ihm, dem allmächtigen König des Himmels.) Welch ein Verdienst erwerbet ihr euch um mich, um der Hölle Sämmtliches Reich, indem ihr so nah an den Thoren des Himmels Auf Trophäen Trophäen gehäuft, die meinigen, durch euch, Hier auf diesem siegprangenden Werke, womit ihr die Hölle, 405Und die Welt zu Einem Reiche, zu Einem Gebiethe, Welches die allerbequemste Gemeinschaft verknüpfet, gemacht habt. Da ich also nunmehr auf eurer Straße gemächlich Wieder hinab durch die Finsterniß geh, zu meinen getreuen Hoffenden Mächten, damit ich ihnen von meinem Erfolge 410Nachricht bringen, und mich mit ihnen darüber erfreun kann: So steigt ihr indessen auf diesem Wege hernieder Zwischen diesen unzähligen Kugeln, die alle zusammen Euer sind, und senkt euch hinab in Edens Bezirke. Wohnet allda, und herrschet beglückt, und breitet von dannen 415Eure Herrschaft über die Luft und über die Erde, Und besonders über den Menschen, den Herren von allem, Wie ihn sein Schöpfer genannt; ihn macht am ersten zum Sklaven, Und dann tödtet ihn. Jch send euch, als meine Gesandten, Und Statthalter auf Erden, von unüberwindlicher Stärke, 420Welche von mir nur entspringt. Von euren vereinigten Kräften Hängt die Dauer allein von diesem neuen erworbnen König- S 2
Zehnter Geſang. Jhr erwiedert der Finſterniß Fuͤrſt mit froͤhlichem Auge: Schoͤne Tochter, und du, zugleich mein Sohn, und mein Enkel, Durch welch einen erhabnen Beweis bewaͤhret ihr itzo, Daß ihr von Satan entſproſſen! (Denn ich bin ſtolz auf den Namen 400Eines Gegners von ihm, dem allmaͤchtigen Koͤnig des Himmels.) Welch ein Verdienſt erwerbet ihr euch um mich, um der Hoͤlle Saͤmmtliches Reich, indem ihr ſo nah an den Thoren des Himmels Auf Trophaͤen Trophaͤen gehaͤuft, die meinigen, durch euch, Hier auf dieſem ſiegprangenden Werke, womit ihr die Hoͤlle, 405Und die Welt zu Einem Reiche, zu Einem Gebiethe, Welches die allerbequemſte Gemeinſchaft verknuͤpfet, gemacht habt. Da ich alſo nunmehr auf eurer Straße gemaͤchlich Wieder hinab durch die Finſterniß geh, zu meinen getreuen Hoffenden Maͤchten, damit ich ihnen von meinem Erfolge 410Nachricht bringen, und mich mit ihnen daruͤber erfreun kann: So ſteigt ihr indeſſen auf dieſem Wege hernieder Zwiſchen dieſen unzaͤhligen Kugeln, die alle zuſammen Euer ſind, und ſenkt euch hinab in Edens Bezirke. Wohnet allda, und herrſchet begluͤckt, und breitet von dannen 415Eure Herrſchaft uͤber die Luft und uͤber die Erde, Und beſonders uͤber den Menſchen, den Herren von allem, Wie ihn ſein Schoͤpfer genannt; ihn macht am erſten zum Sklaven, Und dann toͤdtet ihn. Jch ſend euch, als meine Geſandten, Und Statthalter auf Erden, von unuͤberwindlicher Staͤrke, 420Welche von mir nur entſpringt. Von euren vereinigten Kraͤften Haͤngt die Dauer allein von dieſem neuen erworbnen Koͤnig- S 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0161" n="139"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zehnter Geſang.</hi> </fw><lb/> <lg n="20"> <l>Jhr erwiedert der Finſterniß Fuͤrſt mit froͤhlichem Auge:</l><lb/> <l>Schoͤne Tochter, und du, zugleich mein Sohn, und mein Enkel,</l><lb/> <l>Durch welch einen erhabnen Beweis bewaͤhret ihr itzo,</l><lb/> <l>Daß ihr von <hi rendition="#fr">Satan</hi> entſproſſen! (Denn ich bin ſtolz auf den Namen<lb/><note place="left">400</note>Eines Gegners von ihm, dem allmaͤchtigen Koͤnig des Himmels.)</l><lb/> <l>Welch ein Verdienſt erwerbet ihr euch um mich, um der Hoͤlle</l><lb/> <l>Saͤmmtliches Reich, indem ihr ſo nah an den Thoren des Himmels</l><lb/> <l>Auf Trophaͤen Trophaͤen gehaͤuft, die meinigen, durch euch,</l><lb/> <l>Hier auf dieſem ſiegprangenden Werke, womit ihr die Hoͤlle,<lb/><note place="left">405</note>Und die Welt zu Einem Reiche, zu Einem Gebiethe,</l><lb/> <l>Welches die allerbequemſte Gemeinſchaft verknuͤpfet, gemacht habt.</l><lb/> <l>Da ich alſo nunmehr auf eurer Straße gemaͤchlich</l><lb/> <l>Wieder hinab durch die Finſterniß geh, zu meinen getreuen</l><lb/> <l>Hoffenden Maͤchten, damit ich ihnen von meinem Erfolge<lb/><note place="left">410</note>Nachricht bringen, und mich mit ihnen daruͤber erfreun kann:</l><lb/> <l>So ſteigt ihr indeſſen auf dieſem Wege hernieder</l><lb/> <l>Zwiſchen dieſen unzaͤhligen Kugeln, die alle zuſammen</l><lb/> <l>Euer ſind, und ſenkt euch hinab in <hi rendition="#fr">Edens</hi> Bezirke.</l><lb/> <l>Wohnet allda, und herrſchet begluͤckt, und breitet von dannen<lb/><note place="left">415</note>Eure Herrſchaft uͤber die Luft und uͤber die Erde,</l><lb/> <l>Und beſonders uͤber den Menſchen, den Herren von allem,</l><lb/> <l>Wie ihn ſein Schoͤpfer genannt; ihn macht am erſten zum Sklaven,</l><lb/> <l>Und dann toͤdtet ihn. Jch ſend euch, als meine Geſandten,</l><lb/> <l>Und Statthalter auf Erden, von unuͤberwindlicher Staͤrke,<lb/><note place="left">420</note>Welche von mir nur entſpringt. Von euren vereinigten Kraͤften</l><lb/> <l>Haͤngt die Dauer allein von dieſem neuen erworbnen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Koͤnig-</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [139/0161]
Zehnter Geſang.
Jhr erwiedert der Finſterniß Fuͤrſt mit froͤhlichem Auge:
Schoͤne Tochter, und du, zugleich mein Sohn, und mein Enkel,
Durch welch einen erhabnen Beweis bewaͤhret ihr itzo,
Daß ihr von Satan entſproſſen! (Denn ich bin ſtolz auf den Namen
Eines Gegners von ihm, dem allmaͤchtigen Koͤnig des Himmels.)
Welch ein Verdienſt erwerbet ihr euch um mich, um der Hoͤlle
Saͤmmtliches Reich, indem ihr ſo nah an den Thoren des Himmels
Auf Trophaͤen Trophaͤen gehaͤuft, die meinigen, durch euch,
Hier auf dieſem ſiegprangenden Werke, womit ihr die Hoͤlle,
Und die Welt zu Einem Reiche, zu Einem Gebiethe,
Welches die allerbequemſte Gemeinſchaft verknuͤpfet, gemacht habt.
Da ich alſo nunmehr auf eurer Straße gemaͤchlich
Wieder hinab durch die Finſterniß geh, zu meinen getreuen
Hoffenden Maͤchten, damit ich ihnen von meinem Erfolge
Nachricht bringen, und mich mit ihnen daruͤber erfreun kann:
So ſteigt ihr indeſſen auf dieſem Wege hernieder
Zwiſchen dieſen unzaͤhligen Kugeln, die alle zuſammen
Euer ſind, und ſenkt euch hinab in Edens Bezirke.
Wohnet allda, und herrſchet begluͤckt, und breitet von dannen
Eure Herrſchaft uͤber die Luft und uͤber die Erde,
Und beſonders uͤber den Menſchen, den Herren von allem,
Wie ihn ſein Schoͤpfer genannt; ihn macht am erſten zum Sklaven,
Und dann toͤdtet ihn. Jch ſend euch, als meine Geſandten,
Und Statthalter auf Erden, von unuͤberwindlicher Staͤrke,
Welche von mir nur entſpringt. Von euren vereinigten Kraͤften
Haͤngt die Dauer allein von dieſem neuen erworbnen
Koͤnig-
S 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |