Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Deine Schmerzen will ich, wenn du nun schwanger geworden, 200Sehr vermehren; du sollst mit Schmerzen dir Kinder gebähren. Und dein Wille wird sich dem Willen des Mannes in Zukunft Gänzlich unterthan sehn, und er soll über dich herrschen. Endlich wandt' er sich auch mit diesem Urtheil an Adam: [Spaltenumbruch]
Weil du der Stimme des Weibes gehorcht, und vom Baume gegessen, Den ich so sehr dir verboth: so sey der Acker in Zukunft Deinetwegen verflucht! Du sollst, so lange du lebest, Dich von ihm mit Kümmerniß nähren; und Dornen und Disteln 205Wird er dir tragen; du sollst vom Kraute des Feldes dich nähren. Essen sollst du dein Brod mit Schweiß im Angesicht, bis du Wieder zur Erde geworden. Erinnre dich deiner Erschaffung; Denn du bist Erde; zur Erde sollst du zurückekehren. Also ich doch, ob er das wiedergewonnene
Paradies besser ausgeführt haben wür- [Spaltenumbruch] de, als der Poet, der Deutschland so viel Ehre macht. Z.
Deine Schmerzen will ich, wenn du nun ſchwanger geworden, 200Sehr vermehren; du ſollſt mit Schmerzen dir Kinder gebaͤhren. Und dein Wille wird ſich dem Willen des Mannes in Zukunft Gaͤnzlich unterthan ſehn, und er ſoll uͤber dich herrſchen. Endlich wandt’ er ſich auch mit dieſem Urtheil an Adam: [Spaltenumbruch]
Weil du der Stimme des Weibes gehorcht, und vom Baume gegeſſen, Den ich ſo ſehr dir verboth: ſo ſey der Acker in Zukunft Deinetwegen verflucht! Du ſollſt, ſo lange du lebeſt, Dich von ihm mit Kuͤmmerniß naͤhren; und Dornen und Diſteln 205Wird er dir tragen; du ſollſt vom Kraute des Feldes dich naͤhren. Eſſen ſollſt du dein Brod mit Schweiß im Angeſicht, bis du Wieder zur Erde geworden. Erinnre dich deiner Erſchaffung; Denn du biſt Erde; zur Erde ſollſt du zuruͤckekehren. Alſo ich doch, ob er das wiedergewonnene
Paradies beſſer ausgefuͤhrt haben wuͤr- [Spaltenumbruch] de, als der Poet, der Deutſchland ſo viel Ehre macht. Z. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="11"> <l><pb facs="#f0152" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Satan,</hi> den Fuͤrſten der Luft, gleich einem Blitze, vom Himmel</l><lb/> <l>Fallen geſehn; und da er hernach, als Sieger, vom Grabe</l><lb/> <l>Sich heraufſchwang; den Maͤchten und Fuͤrſtenthuͤmern den Raub nahm;</l><lb/> <l>Sie im offnen Triumph zur Schau getragen; und endlich<lb/><note place="left">190</note>Auffuhr voll Pracht; die Gefangenſchaft ſelbſt gefangen gefuͤhret,</l><lb/> <l>Und das Koͤnigreich <hi rendition="#fr">Satans,</hi> das er ſo lange mit Unrecht</l><lb/> <l>Jnnen gehabt. Jhn ſelber wird er, der Sieger der Hoͤllen,</l><lb/> <l>Unter unſere Fuͤße zertreten, Er, welcher ihm itzo</l><lb/> <l>Seine kuͤnftge Zerquetſchung vorher verkuͤndiget hatte,<lb/><note place="left">195</note>Und nunmehr auch uͤber das Weib ſein Urtheil ſo anhub.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Deine Schmerzen will ich, wenn du nun ſchwanger geworden,</l><lb/> <l>Sehr vermehren; du ſollſt mit Schmerzen dir Kinder gebaͤhren.</l><lb/> <l>Und dein Wille wird ſich dem Willen des Mannes in Zukunft</l><lb/> <l>Gaͤnzlich unterthan ſehn, und er ſoll uͤber dich herrſchen.</l> </lg><lb/> <note place="left">200</note> <lg n="13"> <l>Endlich wandt’ er ſich auch mit dieſem Urtheil an <hi rendition="#fr">Adam:</hi></l><lb/> <l>Weil du der Stimme des Weibes gehorcht, und vom Baume gegeſſen,</l><lb/> <l>Den ich ſo ſehr dir verboth: ſo ſey der Acker in Zukunft</l><lb/> <l>Deinetwegen verflucht! Du ſollſt, ſo lange du lebeſt,</l><lb/> <l>Dich von ihm mit Kuͤmmerniß naͤhren; und Dornen und Diſteln<lb/><note place="left">205</note>Wird er dir tragen; du ſollſt vom Kraute des Feldes dich naͤhren.</l><lb/> <l>Eſſen ſollſt du dein Brod mit Schweiß im Angeſicht, bis du</l><lb/> <l>Wieder zur Erde geworden. Erinnre dich deiner Erſchaffung;</l><lb/> <l>Denn du biſt Erde; zur Erde ſollſt du zuruͤckekehren.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Alſo</fw><lb/> <cb/> <note xml:id="f10" prev="#f09" place="foot" n="k)">ich doch, ob er das <hi rendition="#fr">wiedergewonnene<lb/> Paradies</hi> beſſer ausgefuͤhrt haben wuͤr-<lb/><cb/> de, als der Poet, der Deutſchland ſo<lb/> viel Ehre macht. <hi rendition="#fr">Z.</hi></note><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [130/0152]
Das verlohrne Paradies.
Satan, den Fuͤrſten der Luft, gleich einem Blitze, vom Himmel
Fallen geſehn; und da er hernach, als Sieger, vom Grabe
Sich heraufſchwang; den Maͤchten und Fuͤrſtenthuͤmern den Raub nahm;
Sie im offnen Triumph zur Schau getragen; und endlich
Auffuhr voll Pracht; die Gefangenſchaft ſelbſt gefangen gefuͤhret,
Und das Koͤnigreich Satans, das er ſo lange mit Unrecht
Jnnen gehabt. Jhn ſelber wird er, der Sieger der Hoͤllen,
Unter unſere Fuͤße zertreten, Er, welcher ihm itzo
Seine kuͤnftge Zerquetſchung vorher verkuͤndiget hatte,
Und nunmehr auch uͤber das Weib ſein Urtheil ſo anhub.
Deine Schmerzen will ich, wenn du nun ſchwanger geworden,
Sehr vermehren; du ſollſt mit Schmerzen dir Kinder gebaͤhren.
Und dein Wille wird ſich dem Willen des Mannes in Zukunft
Gaͤnzlich unterthan ſehn, und er ſoll uͤber dich herrſchen.
Endlich wandt’ er ſich auch mit dieſem Urtheil an Adam:
Weil du der Stimme des Weibes gehorcht, und vom Baume gegeſſen,
Den ich ſo ſehr dir verboth: ſo ſey der Acker in Zukunft
Deinetwegen verflucht! Du ſollſt, ſo lange du lebeſt,
Dich von ihm mit Kuͤmmerniß naͤhren; und Dornen und Diſteln
Wird er dir tragen; du ſollſt vom Kraute des Feldes dich naͤhren.
Eſſen ſollſt du dein Brod mit Schweiß im Angeſicht, bis du
Wieder zur Erde geworden. Erinnre dich deiner Erſchaffung;
Denn du biſt Erde; zur Erde ſollſt du zuruͤckekehren.
Alſo
k)
k) ich doch, ob er das wiedergewonnene
Paradies beſſer ausgefuͤhrt haben wuͤr-
de, als der Poet, der Deutſchland ſo
viel Ehre macht. Z.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |