Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. Und verstreuten gewachsenes Rauchwerk; und flisterten säuselnd,Wo sie die Balsambeute geraubt. Wie Seefahrer fühlen, Wenn sie das Vorgebirge der Hoffnung vorübergeseegelt, Und nun Mozambik vorbey sind. Mit holden Sabäischen Düften [Spaltenumbruch] g) 165Weht der Nordostwind sie itzt vom spezereyvollen Ufer Des beglückten Arabiens an. So langsam sie fahren, Sind sie doch mit dem Verzug wohl zufrieden. Der Ocean lächelt Manche Meile lang fort, am holden Geruch sich ergötzend. So ergötzte sich Satan an diesen holdseeligen Düften, 170Welcher sie zu vergiften itzt kam, obgleich sie ihm besser Als dem Asmodi h) der Fischrauch gefielen, der von des Tobias Sohn und seiner Verlobten ihn trieb, als, ihn zu bestrafen, Er nach Aegypten gesandt ward, mit festen Ketten gebunden. Satan hatte nunmehr in tiefen Gedanken, und langsam, 175Sich dem Aufgang des steilen verwilderten Hügels genahet, Aber fand keinen weitern Weg; so dick in einander Waren die zackigten Sträucher, und dichten Gebüsche verwachsen, Einer fortlaufenden Hecke gleich; daß Menschen, und Thiere, Die hier giengen, nicht durchbrechen konnten. Nur eine Pforte 180War hier, die auf der andern Seite nach Osten zu schaute. Als g) Von Saba, einer Stadt und Gegend des glückseligen Arabiens, die wegen des Weyhrauchs am berühm- testen ist. N. h) Asmodi war der böse Geist, wel-
cher in Sara, die Tochter Naguels [Spaltenumbruch] verliebt war, deren sieben erste Män- ner er umbrachte; nachdem sie aber mit dem jungen Tobias vermählt war, wurde er durch den Rauch von dem Herzen und der Leber eines Fisches vertrieben. Siehe das Buch Tobias Kap. VIII. N. Das verlohrne Paradies. Und verſtreuten gewachſenes Rauchwerk; und fliſterten ſaͤuſelnd,Wo ſie die Balſambeute geraubt. Wie Seefahrer fuͤhlen, Wenn ſie das Vorgebirge der Hoffnung voruͤbergeſeegelt, Und nun Mozambik vorbey ſind. Mit holden Sabaͤiſchen Duͤften [Spaltenumbruch] g) 165Weht der Nordoſtwind ſie itzt vom ſpezereyvollen Ufer Des begluͤckten Arabiens an. So langſam ſie fahren, Sind ſie doch mit dem Verzug wohl zufrieden. Der Ocean laͤchelt Manche Meile lang fort, am holden Geruch ſich ergoͤtzend. So ergoͤtzte ſich Satan an dieſen holdſeeligen Duͤften, 170Welcher ſie zu vergiften itzt kam, obgleich ſie ihm beſſer Als dem Asmodi h) der Fiſchrauch gefielen, der von des Tobias Sohn und ſeiner Verlobten ihn trieb, als, ihn zu beſtrafen, Er nach Aegypten geſandt ward, mit feſten Ketten gebunden. Satan hatte nunmehr in tiefen Gedanken, und langſam, 175Sich dem Aufgang des ſteilen verwilderten Huͤgels genahet, Aber fand keinen weitern Weg; ſo dick in einander Waren die zackigten Straͤucher, und dichten Gebuͤſche verwachſen, Einer fortlaufenden Hecke gleich; daß Menſchen, und Thiere, Die hier giengen, nicht durchbrechen konnten. Nur eine Pforte 180War hier, die auf der andern Seite nach Oſten zu ſchaute. Als g) Von Saba, einer Stadt und Gegend des gluͤckſeligen Arabiens, die wegen des Weyhrauchs am beruͤhm- teſten iſt. N. h) Asmodi war der boͤſe Geiſt, wel-
cher in Sara, die Tochter Naguels [Spaltenumbruch] verliebt war, deren ſieben erſte Maͤn- ner er umbrachte; nachdem ſie aber mit dem jungen Tobias vermaͤhlt war, wurde er durch den Rauch von dem Herzen und der Leber eines Fiſches vertrieben. Siehe das Buch Tobias Kap. VIII. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0162" n="142"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l>Und verſtreuten gewachſenes Rauchwerk; und fliſterten ſaͤuſelnd,</l><lb/> <l>Wo ſie die Balſambeute geraubt. Wie Seefahrer fuͤhlen,</l><lb/> <l>Wenn ſie das <hi rendition="#fr">Vorgebirge der Hoffnung</hi> voruͤbergeſeegelt,</l><lb/> <l>Und nun <hi rendition="#fr">Mozambik</hi> vorbey ſind. Mit holden <hi rendition="#fr">Sabaͤiſchen</hi> Duͤften <cb/> <note place="foot" n="g)">Von Saba, einer Stadt und<lb/> Gegend des gluͤckſeligen Arabiens, die<lb/> wegen des Weyhrauchs am beruͤhm-<lb/> teſten iſt. <hi rendition="#fr">N.</hi></note></l><lb/> <l><note place="left">165</note>Weht der Nordoſtwind ſie itzt vom ſpezereyvollen Ufer</l><lb/> <l>Des <hi rendition="#fr">begluͤckten Arabiens</hi> an. So langſam ſie fahren,</l><lb/> <l>Sind ſie doch mit dem Verzug wohl zufrieden. Der <hi rendition="#fr">Ocean</hi> laͤchelt</l><lb/> <l>Manche Meile lang fort, am holden Geruch ſich ergoͤtzend.</l><lb/> <l>So ergoͤtzte ſich <hi rendition="#fr">Satan</hi> an dieſen holdſeeligen Duͤften,</l><lb/> <l><note place="left">170</note>Welcher ſie zu vergiften itzt kam, obgleich ſie ihm beſſer</l><lb/> <l>Als dem <hi rendition="#fr">Asmodi</hi> <note place="foot" n="h)">Asmodi war der boͤſe Geiſt, wel-<lb/> cher in Sara, die Tochter Naguels<lb/><cb/> verliebt war, deren ſieben erſte Maͤn-<lb/> ner er umbrachte; nachdem ſie aber<lb/> mit dem jungen Tobias vermaͤhlt war,<lb/> wurde er durch den Rauch von dem<lb/> Herzen und der Leber eines Fiſches<lb/> vertrieben. Siehe das Buch Tobias<lb/> Kap. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> <hi rendition="#fr">N.</hi></note> der Fiſchrauch gefielen, der von des <hi rendition="#fr">Tobias</hi></l><lb/> <l>Sohn und ſeiner Verlobten ihn trieb, als, ihn zu beſtrafen,</l><lb/> <l>Er nach Aegypten geſandt ward, mit feſten Ketten gebunden.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l><hi rendition="#fr">Satan</hi> hatte nunmehr in tiefen Gedanken, und langſam,</l><lb/> <l><note place="left">175</note>Sich dem Aufgang des ſteilen verwilderten Huͤgels genahet,</l><lb/> <l>Aber fand keinen weitern Weg; ſo dick in einander</l><lb/> <l>Waren die zackigten Straͤucher, und dichten Gebuͤſche verwachſen,</l><lb/> <l>Einer fortlaufenden Hecke gleich; daß Menſchen, und Thiere,</l><lb/> <l>Die hier giengen, nicht durchbrechen konnten. Nur eine Pforte</l><lb/> <l><note place="left">180</note>War hier, die auf der andern Seite nach Oſten zu ſchaute.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [142/0162]
Das verlohrne Paradies.
Und verſtreuten gewachſenes Rauchwerk; und fliſterten ſaͤuſelnd,
Wo ſie die Balſambeute geraubt. Wie Seefahrer fuͤhlen,
Wenn ſie das Vorgebirge der Hoffnung voruͤbergeſeegelt,
Und nun Mozambik vorbey ſind. Mit holden Sabaͤiſchen Duͤften
g)
Weht der Nordoſtwind ſie itzt vom ſpezereyvollen Ufer
Des begluͤckten Arabiens an. So langſam ſie fahren,
Sind ſie doch mit dem Verzug wohl zufrieden. Der Ocean laͤchelt
Manche Meile lang fort, am holden Geruch ſich ergoͤtzend.
So ergoͤtzte ſich Satan an dieſen holdſeeligen Duͤften,
Welcher ſie zu vergiften itzt kam, obgleich ſie ihm beſſer
Als dem Asmodi h) der Fiſchrauch gefielen, der von des Tobias
Sohn und ſeiner Verlobten ihn trieb, als, ihn zu beſtrafen,
Er nach Aegypten geſandt ward, mit feſten Ketten gebunden.
Satan hatte nunmehr in tiefen Gedanken, und langſam,
Sich dem Aufgang des ſteilen verwilderten Huͤgels genahet,
Aber fand keinen weitern Weg; ſo dick in einander
Waren die zackigten Straͤucher, und dichten Gebuͤſche verwachſen,
Einer fortlaufenden Hecke gleich; daß Menſchen, und Thiere,
Die hier giengen, nicht durchbrechen konnten. Nur eine Pforte
War hier, die auf der andern Seite nach Oſten zu ſchaute.
Als
g) Von Saba, einer Stadt und
Gegend des gluͤckſeligen Arabiens, die
wegen des Weyhrauchs am beruͤhm-
teſten iſt. N.
h) Asmodi war der boͤſe Geiſt, wel-
cher in Sara, die Tochter Naguels
verliebt war, deren ſieben erſte Maͤn-
ner er umbrachte; nachdem ſie aber
mit dem jungen Tobias vermaͤhlt war,
wurde er durch den Rauch von dem
Herzen und der Leber eines Fiſches
vertrieben. Siehe das Buch Tobias
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