rigen Abend gemacht hatte, und seitdem beständig sang, in der Hofnung, daß ihn Mariane vielleicht zuweilen hinter dem Fenster zuhöre. Das Lied hieß so; und er sangs nach einer sehr traurigen Melodie:
Es war einmal ein Gärtner, Der sang ein traurigs Lied. Er that in seinem Garten Der Blumen fleißig warten, Und all sein Fleiß gerieth. Und all sein Fleiß gerieth.
Er sang in trübem Muthe Viel liebe Tage lang. Von Thränen, die ihm flossen, Ward manche Pflanz begossen. Also der Gärtner sang! Also der Gärtner sang!
"Das Leben ist mir traurig, Und gibt mir keine Freud! Hier schmacht' ich, wie die Nelken, Die in der Sonne welken, Jn bangem Herzeleid, " Jn bangem Herzeleid.
rigen Abend gemacht hatte, und ſeitdem beſtaͤndig ſang, in der Hofnung, daß ihn Mariane vielleicht zuweilen hinter dem Fenſter zuhoͤre. Das Lied hieß ſo; und er ſangs nach einer ſehr traurigen Melodie:
Es war einmal ein Gaͤrtner, Der ſang ein traurigs Lied. Er that in ſeinem Garten Der Blumen fleißig warten, Und all ſein Fleiß gerieth. Und all ſein Fleiß gerieth.
Er ſang in truͤbem Muthe Viel liebe Tage lang. Von Thraͤnen, die ihm floſſen, Ward manche Pflanz begoſſen. Alſo der Gaͤrtner ſang! Alſo der Gaͤrtner ſang!
„Das Leben iſt mir traurig, Und gibt mir keine Freud! Hier ſchmacht’ ich, wie die Nelken, Die in der Sonne welken, Jn bangem Herzeleid, „ Jn bangem Herzeleid.
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[1004/0584]
rigen Abend gemacht hatte, und ſeitdem beſtaͤndig
ſang, in der Hofnung, daß ihn Mariane vielleicht
zuweilen hinter dem Fenſter zuhoͤre. Das Lied
hieß ſo; und er ſangs nach einer ſehr traurigen
Melodie:
Es war einmal ein Gaͤrtner,
Der ſang ein traurigs Lied.
Er that in ſeinem Garten
Der Blumen fleißig warten,
Und all ſein Fleiß gerieth.
Und all ſein Fleiß gerieth.
Er ſang in truͤbem Muthe
Viel liebe Tage lang.
Von Thraͤnen, die ihm floſſen,
Ward manche Pflanz begoſſen.
Alſo der Gaͤrtner ſang!
Alſo der Gaͤrtner ſang!
„Das Leben iſt mir traurig,
Und gibt mir keine Freud!
Hier ſchmacht’ ich, wie die Nelken,
Die in der Sonne welken,
Jn bangem Herzeleid, „
Jn bangem Herzeleid.
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 1004. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/584>, abgerufen am 22.11.2024.
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