und er ist so gar ein braver Herr; das geht mir nun nah, daß ich ihn verlassen soll! Und der Winter ist vor der Thür, und ich habe keinen Dienst und kein Brod. -- Hier fieng er an, heftiger zu wei- nen -- Ach, lieber wohlehrwürdiger Herr, Sie sind bey soviel Herrschaften und in Klöstern wohl bekannt, wüßten Sie mir nirgends ein Dienstlein? Sie könnten ein recht gutes Werk verrichten. Jch wollte mich gewiß billig finden lassen; und meinen Dienst kann ich versehen, so gut als ein Gärtner im ganzen deutschen Reich, wie mein gnädiger Herr gewiß selbst bezeugen wird. Wenn Sie mir doch helfen könnten! P. Klemens ward durch die Thränen des Gärtners gerührt, und versprach, in Marienfeld ein gutes Wort für ihn einzulegen. Rothfels kam, wie von ohngefähr dazu, und mischte sich ins Gespräch. Er lobte den Gärtner Georg sehr, sagte, er wünsch ihm selbst einen recht guten Dienst, wo er besser stünde, als bey ihm, und empfahl ihn dem P. Klemens. Dieser versprach, das Beste für ihn in Marienfeld zu thun, wo man eben einen Gärtner nöthig habe, und in drey oder höchstens vier Tagen wieder Antwort zu bringen.
und er iſt ſo gar ein braver Herr; das geht mir nun nah, daß ich ihn verlaſſen ſoll! Und der Winter iſt vor der Thuͤr, und ich habe keinen Dienſt und kein Brod. — Hier fieng er an, heftiger zu wei- nen — Ach, lieber wohlehrwuͤrdiger Herr, Sie ſind bey ſoviel Herrſchaften und in Kloͤſtern wohl bekannt, wuͤßten Sie mir nirgends ein Dienſtlein? Sie koͤnnten ein recht gutes Werk verrichten. Jch wollte mich gewiß billig finden laſſen; und meinen Dienſt kann ich verſehen, ſo gut als ein Gaͤrtner im ganzen deutſchen Reich, wie mein gnaͤdiger Herr gewiß ſelbſt bezeugen wird. Wenn Sie mir doch helfen koͤnnten! P. Klemens ward durch die Thraͤnen des Gaͤrtners geruͤhrt, und verſprach, in Marienfeld ein gutes Wort fuͤr ihn einzulegen. Rothfels kam, wie von ohngefaͤhr dazu, und miſchte ſich ins Geſpraͤch. Er lobte den Gaͤrtner Georg ſehr, ſagte, er wuͤnſch ihm ſelbſt einen recht guten Dienſt, wo er beſſer ſtuͤnde, als bey ihm, und empfahl ihn dem P. Klemens. Dieſer verſprach, das Beſte fuͤr ihn in Marienfeld zu thun, wo man eben einen Gaͤrtner noͤthig habe, und in drey oder hoͤchſtens vier Tagen wieder Antwort zu bringen.
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und er iſt ſo gar ein braver Herr; das geht mir
nun nah, daß ich ihn verlaſſen ſoll! Und der Winter
iſt vor der Thuͤr, und ich habe keinen Dienſt und
kein Brod. — Hier fieng er an, heftiger zu wei-
nen — Ach, lieber wohlehrwuͤrdiger Herr, Sie
ſind bey ſoviel Herrſchaften und in Kloͤſtern wohl
bekannt, wuͤßten Sie mir nirgends ein Dienſtlein?
Sie koͤnnten ein recht gutes Werk verrichten. Jch
wollte mich gewiß billig finden laſſen; und meinen
Dienſt kann ich verſehen, ſo gut als ein Gaͤrtner
im ganzen deutſchen Reich, wie mein gnaͤdiger
Herr gewiß ſelbſt bezeugen wird. Wenn Sie mir
doch helfen koͤnnten! P. Klemens ward durch die
Thraͤnen des Gaͤrtners geruͤhrt, und verſprach, in
Marienfeld ein gutes Wort fuͤr ihn einzulegen.
Rothfels kam, wie von ohngefaͤhr dazu, und miſchte
ſich ins Geſpraͤch. Er lobte den Gaͤrtner Georg
ſehr, ſagte, er wuͤnſch ihm ſelbſt einen recht guten
Dienſt, wo er beſſer ſtuͤnde, als bey ihm, und
empfahl ihn dem P. Klemens. Dieſer verſprach,
das Beſte fuͤr ihn in Marienfeld zu thun, wo man
eben einen Gaͤrtner noͤthig habe, und in drey
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 999. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/579>, abgerufen am 22.11.2024.
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