Willst uns all in Schand und Unehr bringen? -- Ach Jesus, Mann! rief meine Mutter. -- Schweig! Jch kenn thre Streiche schon. Aber man wird dir einen Riegel vor die Thüre schieben. Das Ding muß anders werden! Du sollst mir den Hofrath nehmen, oder ich schlag dich todt. Marsch! Du kannst dich besinnen! Jn zwey Stunden will ich Antwort, und das ohne alle Umschweife und Ausflüchte! Fort, auf deine Kammer! -- Hier bin ich nun, mein Geliebtester, von aller Welt verlassen, in der unaussprechlichsten Angst. Gott im Himmel woll sich meiner erbarmen! Den Hof- rath kann ich nicht nehmen, wenn auch kein Sieg- wart auf der Welt wäre! Er ist mir in der Seele zuwider. Gott weiß, daß es kein Eigensinn ist. Jch wollt es so gern allen Menschen recht machen, aber ich kann nicht. Dein bin ich, lebend oder todt. Jch kann vor Zittern kaum schreiben; ich muß etwas auf und ab gehen, um mich zu sam- meln. --
Es sey so! Jch will alles dulden, auch den Tod! Meine Seele ist von der deinen unzertrennlich. Gott hat mich gestärkt, und mir Muth und Ent- schlossenheit eingeflößt. Er wird mich auch im bängsten Kampfe nicht verlassen. Jch flehe dich
Willſt uns all in Schand und Unehr bringen? — Ach Jeſus, Mann! rief meine Mutter. — Schweig! Jch kenn thre Streiche ſchon. Aber man wird dir einen Riegel vor die Thuͤre ſchieben. Das Ding muß anders werden! Du ſollſt mir den Hofrath nehmen, oder ich ſchlag dich todt. Marſch! Du kannſt dich beſinnen! Jn zwey Stunden will ich Antwort, und das ohne alle Umſchweife und Ausfluͤchte! Fort, auf deine Kammer! — Hier bin ich nun, mein Geliebteſter, von aller Welt verlaſſen, in der unausſprechlichſten Angſt. Gott im Himmel woll ſich meiner erbarmen! Den Hof- rath kann ich nicht nehmen, wenn auch kein Sieg- wart auf der Welt waͤre! Er iſt mir in der Seele zuwider. Gott weiß, daß es kein Eigenſinn iſt. Jch wollt es ſo gern allen Menſchen recht machen, aber ich kann nicht. Dein bin ich, lebend oder todt. Jch kann vor Zittern kaum ſchreiben; ich muß etwas auf und ab gehen, um mich zu ſam- meln. —
Es ſey ſo! Jch will alles dulden, auch den Tod! Meine Seele iſt von der deinen unzertrennlich. Gott hat mich geſtaͤrkt, und mir Muth und Ent- ſchloſſenheit eingefloͤßt. Er wird mich auch im baͤngſten Kampfe nicht verlaſſen. Jch flehe dich
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Willſt uns all in Schand und Unehr bringen? —
Ach Jeſus, Mann! rief meine Mutter. —
Schweig! Jch kenn thre Streiche ſchon. Aber
man wird dir einen Riegel vor die Thuͤre ſchieben.
Das Ding muß anders werden! Du ſollſt mir den
Hofrath nehmen, oder ich ſchlag dich todt. Marſch!
Du kannſt dich beſinnen! Jn zwey Stunden will
ich Antwort, und das ohne alle Umſchweife und
Ausfluͤchte! Fort, auf deine Kammer! — Hier
bin ich nun, mein Geliebteſter, von aller Welt
verlaſſen, in der unausſprechlichſten Angſt. Gott
im Himmel woll ſich meiner erbarmen! Den Hof-
rath kann ich nicht nehmen, wenn auch kein Sieg-
wart auf der Welt waͤre! Er iſt mir in der Seele
zuwider. Gott weiß, daß es kein Eigenſinn iſt.
Jch wollt es ſo gern allen Menſchen recht machen,
aber ich kann nicht. Dein bin ich, lebend oder
todt. Jch kann vor Zittern kaum ſchreiben; ich
muß etwas auf und ab gehen, um mich zu ſam-
meln. —
Es ſey ſo! Jch will alles dulden, auch den Tod!
Meine Seele iſt von der deinen unzertrennlich.
Gott hat mich geſtaͤrkt, und mir Muth und Ent-
ſchloſſenheit eingefloͤßt. Er wird mich auch im
baͤngſten Kampfe nicht verlaſſen. Jch flehe dich
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/484>, abgerufen am 22.11.2024.
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