möglich, daß ein Mensch auf Erden unglücklich sey. Meine Therese wird |dir auch schreiben. -- Hier ist schon ihr Brief. Jch küss' ihn tausend- mal. Bruder, nun sink ich wieder an ihr Herz. Sie sieht mich an; dieß schreib ich in ihrem Arm.
Leb wohl, du Geliebtester! Freund, Schwager, Al- les! Leb wohl! Jch bin ein Gott.
K. F. Kronhelm.
Theresens Brief, der in den vorigen mit eingeschlossen war, ist dieser:
Mein Herz, o geliebtester und bester Bruder, ist so voll von unaussprechlichem Entzücken, daß ich dir mit Worten wenig, oder nichts sagen kann. Mein Kronhelm ist seit vier Tagen hier, und wird in sechs Tagen ganz mein. Jn diesem Wort, o Bru- der, liegt die Seligkeit von Jahrhunderten! Er kam an einem Abend, als ich mit dem besten Vater in der Laube saß. Jch ward in seinem Arm ohn- mächtig, und sah, als ich wieder zu mir selber kam, ihn und seinen theuren Onkel vor mir. Jch wuste es schon, daß er nun auf ewig mein sey, eh sies sagten. Erst nach langer Zeit konnt ich dem vor- treflichsten von allen Menschen, seinem besten On-
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moͤglich, daß ein Menſch auf Erden ungluͤcklich ſey. Meine Thereſe wird |dir auch ſchreiben. — Hier iſt ſchon ihr Brief. Jch kuͤſſ’ ihn tauſend- mal. Bruder, nun ſink ich wieder an ihr Herz. Sie ſieht mich an; dieß ſchreib ich in ihrem Arm.
Leb wohl, du Geliebteſter! Freund, Schwager, Al- les! Leb wohl! Jch bin ein Gott.
K. F. Kronhelm.
Thereſens Brief, der in den vorigen mit eingeſchloſſen war, iſt dieſer:
Mein Herz, o geliebteſter und beſter Bruder, iſt ſo voll von unausſprechlichem Entzuͤcken, daß ich dir mit Worten wenig, oder nichts ſagen kann. Mein Kronhelm iſt ſeit vier Tagen hier, und wird in ſechs Tagen ganz mein. Jn dieſem Wort, o Bru- der, liegt die Seligkeit von Jahrhunderten! Er kam an einem Abend, als ich mit dem beſten Vater in der Laube ſaß. Jch ward in ſeinem Arm ohn- maͤchtig, und ſah, als ich wieder zu mir ſelber kam, ihn und ſeinen theuren Onkel vor mir. Jch wuſte es ſchon, daß er nun auf ewig mein ſey, eh ſies ſagten. Erſt nach langer Zeit konnt ich dem vor- treflichſten von allen Menſchen, ſeinem beſten On-
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moͤglich, daß ein Menſch auf Erden ungluͤcklich
ſey. Meine Thereſe wird |dir auch ſchreiben. —
Hier iſt ſchon ihr Brief. Jch kuͤſſ’ ihn tauſend-
mal. Bruder, nun ſink ich wieder an ihr Herz.
Sie ſieht mich an; dieß ſchreib ich in ihrem Arm.
Leb wohl, du Geliebteſter! Freund, Schwager, Al-
les! Leb wohl! Jch bin ein Gott.
K. F. Kronhelm.
Thereſens Brief, der in den vorigen mit
eingeſchloſſen war, iſt dieſer:
Mein Herz, o geliebteſter und beſter Bruder,
iſt ſo voll von unausſprechlichem Entzuͤcken, daß ich dir
mit Worten wenig, oder nichts ſagen kann. Mein
Kronhelm iſt ſeit vier Tagen hier, und wird in
ſechs Tagen ganz mein. Jn dieſem Wort, o Bru-
der, liegt die Seligkeit von Jahrhunderten! Er
kam an einem Abend, als ich mit dem beſten Vater
in der Laube ſaß. Jch ward in ſeinem Arm ohn-
maͤchtig, und ſah, als ich wieder zu mir ſelber kam,
ihn und ſeinen theuren Onkel vor mir. Jch wuſte
es ſchon, daß er nun auf ewig mein ſey, eh ſies
ſagten. Erſt nach langer Zeit konnt ich dem vor-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/373>, abgerufen am 22.11.2024.
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