also, wegzugehen; weiß der liebe Gott wohin? und machte meine Einrichtungen so, daß ich in drey oder vier Tagen auf die Jagd zu reiten, und nicht mehr zurück zu kommen dachte. Aber es gieng anders.
Den andern Morgen kam mein Vater wieder, that ganz freundlich, und stellte sich, als obs ihm leid wäre, daß er gestern so mit mir umgegangen war. Auf den Nachmittag, sagte er, wollen wir ein wenig auf die Jagd reiten, und das übrige, zu seiner Zeit, im Frieden mit einander abthun. Jch konnte mich in sein Betragen nicht finden, und vermuthete nichts Gutes; doch konnt ichs auch nicht abschlagen, mit zu reiten. Wir ritten in einen Forst, eine Stunde weit vom Dorf, nur mit Einem Jäger; und, nach einigen Schüssen, sagte er: wir wollen aufs nächste Dorf zum Amtmann reiten; ich muß etwas trinken. Von der Sache sprach er gar nichts.
Beym Amtmann war der Baron Striebel; wie es schien, ganz von ungefähr. Der Amtmann sah aus, wie ein Spitzbube, dem ich keinen Heller an- vertrauen möchte. Nach drey Viertelstunden kam ein Wagen mit dem alten Seilberg, mit Regine Stellmann, und dem lüderlichen Jobst. Das
alſo, wegzugehen; weiß der liebe Gott wohin? und machte meine Einrichtungen ſo, daß ich in drey oder vier Tagen auf die Jagd zu reiten, und nicht mehr zuruͤck zu kommen dachte. Aber es gieng anders.
Den andern Morgen kam mein Vater wieder, that ganz freundlich, und ſtellte ſich, als obs ihm leid waͤre, daß er geſtern ſo mit mir umgegangen war. Auf den Nachmittag, ſagte er, wollen wir ein wenig auf die Jagd reiten, und das uͤbrige, zu ſeiner Zeit, im Frieden mit einander abthun. Jch konnte mich in ſein Betragen nicht finden, und vermuthete nichts Gutes; doch konnt ichs auch nicht abſchlagen, mit zu reiten. Wir ritten in einen Forſt, eine Stunde weit vom Dorf, nur mit Einem Jaͤger; und, nach einigen Schuͤſſen, ſagte er: wir wollen aufs naͤchſte Dorf zum Amtmann reiten; ich muß etwas trinken. Von der Sache ſprach er gar nichts.
Beym Amtmann war der Baron Striebel; wie es ſchien, ganz von ungefaͤhr. Der Amtmann ſah aus, wie ein Spitzbube, dem ich keinen Heller an- vertrauen moͤchte. Nach drey Viertelſtunden kam ein Wagen mit dem alten Seilberg, mit Regine Stellmann, und dem luͤderlichen Jobſt. Das
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alſo, wegzugehen; weiß der liebe Gott wohin?
und machte meine Einrichtungen ſo, daß ich in
drey oder vier Tagen auf die Jagd zu reiten, und
nicht mehr zuruͤck zu kommen dachte. Aber es
gieng anders.
Den andern Morgen kam mein Vater wieder,
that ganz freundlich, und ſtellte ſich, als obs ihm
leid waͤre, daß er geſtern ſo mit mir umgegangen
war. Auf den Nachmittag, ſagte er, wollen wir
ein wenig auf die Jagd reiten, und das uͤbrige,
zu ſeiner Zeit, im Frieden mit einander abthun.
Jch konnte mich in ſein Betragen nicht finden,
und vermuthete nichts Gutes; doch konnt ichs auch
nicht abſchlagen, mit zu reiten. Wir ritten in
einen Forſt, eine Stunde weit vom Dorf, nur
mit Einem Jaͤger; und, nach einigen Schuͤſſen, ſagte
er: wir wollen aufs naͤchſte Dorf zum Amtmann
reiten; ich muß etwas trinken. Von der Sache
ſprach er gar nichts.
Beym Amtmann war der Baron Striebel; wie
es ſchien, ganz von ungefaͤhr. Der Amtmann ſah
aus, wie ein Spitzbube, dem ich keinen Heller an-
vertrauen moͤchte. Nach drey Viertelſtunden kam
ein Wagen mit dem alten Seilberg, mit Regine
Stellmann, und dem luͤderlichen Jobſt. Das
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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