Mukker gegen mir thust, so schick ich drey Kerl zu Dir, die sollen Dich lebendig oder tot zu mich bringen. Da sollt Du Deine liebe Not haben. Braten will ich Dich, wie 'n Hasen, Lauskerl Du! Jch hab meine Spijon, Einen Buochstaben, und Du bist hin, und Deine Hur auch. Jch hab mir g'ärgert, daß ich nicht mer schreiben kan. Du weist noch nit, wie ich bin, wenn ich wild werd. Schwör mir heilig, daß Du nit mer an sie den- cken, und noch minder schreiben willt, sonst sind auf d' Woch die drey Kerl bey Dir, und holen Dich, und ich laß Dich schliessen, und beym Mä- del forbey führen, und sie mit der Kugel vor den Kopf brennen, daß sie verrecken muß, wie 'n ang'schoßnes Thier. Schreib mirs nur gleich, oder du lebst keine 6 Täg mehr, das schwör ich dir bey allen Teufeln.
Veit Kronehelm.
Kronhelm stand, wie vom Blitz getroffen da, als er diesen Brief gelesen hatte. Er ward blaß, und zitterte an allen Gliedern. -- Da, lies! sagte er zu Siegwart, gieng einigemal auf und ab; blieb oft plötzlich stehen, als ob er nach- dächte, und konnte doch keinen Gedanken halb ausdenken. -- Hasts gelesen? Nicht wahr[,]
Mukker gegen mir thuſt, ſo ſchick ich drey Kerl zu Dir, die ſollen Dich lebendig oder tot zu mich bringen. Da ſollt Du Deine liebe Not haben. Braten will ich Dich, wie ’n Haſen, Lauskerl Du! Jch hab meine Spijon, Einen Buochſtaben, und Du biſt hin, und Deine Hur auch. Jch hab mir g’aͤrgert, daß ich nicht mer ſchreiben kan. Du weiſt noch nit, wie ich bin, wenn ich wild werd. Schwoͤr mir heilig, daß Du nit mer an ſie den- cken, und noch minder ſchreiben willt, ſonſt ſind auf d’ Woch die drey Kerl bey Dir, und holen Dich, und ich laß Dich ſchlieſſen, und beym Maͤ- del forbey fuͤhren, und ſie mit der Kugel vor den Kopf brennen, daß ſie verrecken muß, wie ’n ang’ſchoßnes Thier. Schreib mirs nur gleich, oder du lebſt keine 6 Taͤg mehr, das ſchwoͤr ich dir bey allen Teufeln.
Veit Kronehelm.
Kronhelm ſtand, wie vom Blitz getroffen da, als er dieſen Brief geleſen hatte. Er ward blaß, und zitterte an allen Gliedern. — Da, lies! ſagte er zu Siegwart, gieng einigemal auf und ab; blieb oft ploͤtzlich ſtehen, als ob er nach- daͤchte, und konnte doch keinen Gedanken halb ausdenken. — Haſts geleſen? Nicht wahr[,]
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0031"n="451"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Mukker gegen mir thuſt, ſo ſchick ich drey Kerl<lb/>
zu Dir, die ſollen Dich lebendig oder tot zu mich<lb/>
bringen. Da ſollt Du Deine liebe Not haben.<lb/>
Braten will ich Dich, wie ’n Haſen, Lauskerl Du!<lb/>
Jch hab meine Spijon, Einen Buochſtaben, und<lb/>
Du biſt hin, und Deine Hur auch. Jch hab mir<lb/>
g’aͤrgert, daß ich nicht mer ſchreiben kan. Du<lb/>
weiſt noch nit, wie ich bin, wenn ich wild werd.<lb/>
Schwoͤr mir heilig, daß Du nit mer an ſie den-<lb/>
cken, und noch minder ſchreiben willt, ſonſt ſind<lb/>
auf d’ Woch die drey Kerl bey Dir, und holen<lb/>
Dich, und ich laß Dich ſchlieſſen, und beym Maͤ-<lb/>
del forbey fuͤhren, und ſie mit der Kugel vor<lb/>
den Kopf brennen, daß ſie verrecken muß, wie<lb/>’n ang’ſchoßnes Thier. Schreib mirs nur gleich,<lb/>
oder du lebſt keine 6 Taͤg mehr, das ſchwoͤr ich dir<lb/>
bey allen Teufeln.</p><lb/><closer><signed><hirendition="#et">Veit Kronehelm.</hi></signed></closer></div></body></floatingText><lb/><p><hirendition="#fr">Kronhelm</hi>ſtand, wie vom Blitz getroffen da,<lb/>
als er dieſen Brief geleſen hatte. Er ward blaß,<lb/>
und zitterte an allen Gliedern. — Da, lies!<lb/>ſagte er zu <hirendition="#fr">Siegwart,</hi> gieng einigemal auf und<lb/>
ab; blieb oft ploͤtzlich ſtehen, als ob er nach-<lb/>
daͤchte, und konnte doch keinen Gedanken halb<lb/>
ausdenken. — Haſts geleſen? Nicht wahr<supplied>,</supplied><lb/></p></div></body></text></TEI>
[451/0031]
Mukker gegen mir thuſt, ſo ſchick ich drey Kerl
zu Dir, die ſollen Dich lebendig oder tot zu mich
bringen. Da ſollt Du Deine liebe Not haben.
Braten will ich Dich, wie ’n Haſen, Lauskerl Du!
Jch hab meine Spijon, Einen Buochſtaben, und
Du biſt hin, und Deine Hur auch. Jch hab mir
g’aͤrgert, daß ich nicht mer ſchreiben kan. Du
weiſt noch nit, wie ich bin, wenn ich wild werd.
Schwoͤr mir heilig, daß Du nit mer an ſie den-
cken, und noch minder ſchreiben willt, ſonſt ſind
auf d’ Woch die drey Kerl bey Dir, und holen
Dich, und ich laß Dich ſchlieſſen, und beym Maͤ-
del forbey fuͤhren, und ſie mit der Kugel vor
den Kopf brennen, daß ſie verrecken muß, wie
’n ang’ſchoßnes Thier. Schreib mirs nur gleich,
oder du lebſt keine 6 Taͤg mehr, das ſchwoͤr ich dir
bey allen Teufeln.
Veit Kronehelm.
Kronhelm ſtand, wie vom Blitz getroffen da,
als er dieſen Brief geleſen hatte. Er ward blaß,
und zitterte an allen Gliedern. — Da, lies!
ſagte er zu Siegwart, gieng einigemal auf und
ab; blieb oft ploͤtzlich ſtehen, als ob er nach-
daͤchte, und konnte doch keinen Gedanken halb
ausdenken. — Haſts geleſen? Nicht wahr,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/31>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.