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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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doch fühlte er nicht das gegen sie, was sie gegen
ihn fühlte.

Jn der Mitte des Winters, als Kronhelm
einst an einem heitern Tage mit Siegwart spa-
zieren gegangen, und nach dem langen Stubenhü-
ten ausserordentlich vergnügt gewesen war, fand
er, bey seiner Nachhausekunft auf des P. Philipps
Zimmer einen Brief, den sein Vater durch einen
eignen Bothen hereingeschickt hatte, folgenden
Jnhalts:

Verfluchter Son!

Hol Dich der Teufel mit Deinem ganzen Hu-
renpack! Da hast Du 'n rechten Hundestreich ge-
macht. Bist denn gar ein Narr? Was treibst
mit des Amtmanns Mädel, der unadelichen nichts-
nutzigen Kanale? Hör Kerl, Du bist keinen
Schuß Pulver wehrt -- hol mich dieser und je-
ner, Mann sollt Dich todtschlagen, wie einen Dags.
Jch hab mir g'ärgert, daß ichs Zibberlein krügen
thät, sonst wär ich selbst komen, und hätt Dich
todtg'schlagen. Jnvamer Kerl, daß Du Dich so
wegwerfen thust, als ob Du von einer Bürgers-
hur herkommen thätest! Jch muß mich ja ob Dir
schamen wo ich hinkomm. Aber ich schwör Dir



doch fuͤhlte er nicht das gegen ſie, was ſie gegen
ihn fuͤhlte.

Jn der Mitte des Winters, als Kronhelm
einſt an einem heitern Tage mit Siegwart ſpa-
zieren gegangen, und nach dem langen Stubenhuͤ-
ten auſſerordentlich vergnuͤgt geweſen war, fand
er, bey ſeiner Nachhauſekunft auf des P. Philipps
Zimmer einen Brief, den ſein Vater durch einen
eignen Bothen hereingeſchickt hatte, folgenden
Jnhalts:

Verfluchter Son!

Hol Dich der Teufel mit Deinem ganzen Hu-
renpack! Da haſt Du ’n rechten Hundeſtreich ge-
macht. Biſt denn gar ein Narr? Was treibſt
mit des Amtmanns Maͤdel, der unadelichen nichts-
nutzigen Kanale? Hoͤr Kerl, Du biſt keinen
Schuß Pulver wehrt — hol mich dieſer und je-
ner, Mann ſollt Dich todtſchlagen, wie einen Dags.
Jch hab mir g’aͤrgert, daß ichs Zibberlein kruͤgen
thaͤt, ſonſt waͤr ich ſelbſt komen, und haͤtt Dich
todtg’ſchlagen. Jnvamer Kerl, daß Du Dich ſo
wegwerfen thuſt, als ob Du von einer Buͤrgers-
hur herkommen thaͤteſt! Jch muß mich ja ob Dir
ſchamen wo ich hinkomm. Aber ich ſchwoͤr Dir

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[449/0029] doch fuͤhlte er nicht das gegen ſie, was ſie gegen ihn fuͤhlte. Jn der Mitte des Winters, als Kronhelm einſt an einem heitern Tage mit Siegwart ſpa- zieren gegangen, und nach dem langen Stubenhuͤ- ten auſſerordentlich vergnuͤgt geweſen war, fand er, bey ſeiner Nachhauſekunft auf des P. Philipps Zimmer einen Brief, den ſein Vater durch einen eignen Bothen hereingeſchickt hatte, folgenden Jnhalts: Verfluchter Son! Hol Dich der Teufel mit Deinem ganzen Hu- renpack! Da haſt Du ’n rechten Hundeſtreich ge- macht. Biſt denn gar ein Narr? Was treibſt mit des Amtmanns Maͤdel, der unadelichen nichts- nutzigen Kanale? Hoͤr Kerl, Du biſt keinen Schuß Pulver wehrt — hol mich dieſer und je- ner, Mann ſollt Dich todtſchlagen, wie einen Dags. Jch hab mir g’aͤrgert, daß ichs Zibberlein kruͤgen thaͤt, ſonſt waͤr ich ſelbſt komen, und haͤtt Dich todtg’ſchlagen. Jnvamer Kerl, daß Du Dich ſo wegwerfen thuſt, als ob Du von einer Buͤrgers- hur herkommen thaͤteſt! Jch muß mich ja ob Dir ſchamen wo ich hinkomm. Aber ich ſchwoͤr Dir

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/29>, abgerufen am 24.11.2024.