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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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zu bemerken, daß sie Antheil an ihm nehme. We-
nigstens waren ihre Blicke oft auf ihn geheftet-
und, wenn er bey Gutfried war, sah sie fleissig aus
dem Fenster.

Am Mittewoch nahm das Konzert seinen An-
fang. Siegwart gieng mit schwerem Herzen hin,
nachdem er sich vorher sehr sorgfältig angekleidet
hatte. Als er in den Saal trat, machte er dem
Hofrath ein verwirrtes Kompliment. Dieser war
sehr höflich, freute sich, ihn wieder in seinem
Hause zu sehen, sagte, daß er viel Gutes von sei-
nem Violin- und Flötenspielen gehört habe, und
stellte ihn dann seiner Frau, und seiner Tochter,
die an der Seite standen, mit den Worten vor:
Das ist der junge Herr Siegwart, dessen Vater
ein alter Freund von mir ist. Die Mutter, eine
Frau von der angenehmsten Bildung, machte ihm
ein sehr verbindliches Kompliment. Mariane ver-
neigte sich stillschweigend. Siegwart glühte im
Gesicht, und bückte sich, ohne ein Wort zu spre-
chen, sehr tief. Drauf stellte ihn der Hofrath der
übrigen Gesellschaft vor, und bat ihn, bey der
Symphonie die zweyte Violine mit zu spielen.
Siegwart war froh, daß er etwas auf die Seite
gehen, und Luft schöpfen konnte. Er stimmte seine



zu bemerken, daß ſie Antheil an ihm nehme. We-
nigſtens waren ihre Blicke oft auf ihn geheftet-
und, wenn er bey Gutfried war, ſah ſie fleiſſig aus
dem Fenſter.

Am Mittewoch nahm das Konzert ſeinen An-
fang. Siegwart gieng mit ſchwerem Herzen hin,
nachdem er ſich vorher ſehr ſorgfaͤltig angekleidet
hatte. Als er in den Saal trat, machte er dem
Hofrath ein verwirrtes Kompliment. Dieſer war
ſehr hoͤflich, freute ſich, ihn wieder in ſeinem
Hauſe zu ſehen, ſagte, daß er viel Gutes von ſei-
nem Violin- und Floͤtenſpielen gehoͤrt habe, und
ſtellte ihn dann ſeiner Frau, und ſeiner Tochter,
die an der Seite ſtanden, mit den Worten vor:
Das iſt der junge Herr Siegwart, deſſen Vater
ein alter Freund von mir iſt. Die Mutter, eine
Frau von der angenehmſten Bildung, machte ihm
ein ſehr verbindliches Kompliment. Mariane ver-
neigte ſich ſtillſchweigend. Siegwart gluͤhte im
Geſicht, und buͤckte ſich, ohne ein Wort zu ſpre-
chen, ſehr tief. Drauf ſtellte ihn der Hofrath der
uͤbrigen Geſellſchaft vor, und bat ihn, bey der
Symphonie die zweyte Violine mit zu ſpielen.
Siegwart war froh, daß er etwas auf die Seite
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[609/0189] zu bemerken, daß ſie Antheil an ihm nehme. We- nigſtens waren ihre Blicke oft auf ihn geheftet- und, wenn er bey Gutfried war, ſah ſie fleiſſig aus dem Fenſter. Am Mittewoch nahm das Konzert ſeinen An- fang. Siegwart gieng mit ſchwerem Herzen hin, nachdem er ſich vorher ſehr ſorgfaͤltig angekleidet hatte. Als er in den Saal trat, machte er dem Hofrath ein verwirrtes Kompliment. Dieſer war ſehr hoͤflich, freute ſich, ihn wieder in ſeinem Hauſe zu ſehen, ſagte, daß er viel Gutes von ſei- nem Violin- und Floͤtenſpielen gehoͤrt habe, und ſtellte ihn dann ſeiner Frau, und ſeiner Tochter, die an der Seite ſtanden, mit den Worten vor: Das iſt der junge Herr Siegwart, deſſen Vater ein alter Freund von mir iſt. Die Mutter, eine Frau von der angenehmſten Bildung, machte ihm ein ſehr verbindliches Kompliment. Mariane ver- neigte ſich ſtillſchweigend. Siegwart gluͤhte im Geſicht, und buͤckte ſich, ohne ein Wort zu ſpre- chen, ſehr tief. Drauf ſtellte ihn der Hofrath der uͤbrigen Geſellſchaft vor, und bat ihn, bey der Symphonie die zweyte Violine mit zu ſpielen. Siegwart war froh, daß er etwas auf die Seite gehen, und Luft ſchoͤpfen konnte. Er ſtimmte ſeine

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/189>, abgerufen am 24.11.2024.